RIAA: Tote zerren „Warez“

Sasan Abdi
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Scheinbar gibt es wirklich jede erdenkliche Absurdität. Zu diesem Schluss muss man gelangen, wenn man die Fahndungs- und Verurteilungsstrategie der US-Musikindustrie „Recording Industry Association of America“ (RIAA) im Kampf gegen illegale Datentauscher näher betrachtet.

Der letzte Höhepunkt dieses Kampfes war in Bezug auf das Wort „absurd“ wahrscheinlich die Verurteilung eines elfjährigen Mädchens zu einer horrenden Geldstrafe (mehr als 1000 Dollar), weil diese es gewagt hatte, sich über die Tauschbörse KaZaa zwei Songs ihres großen Vorbilds Britney Spears zu besorgen.

Doch man kann alles toppen. So berichtet dieser Tage die The Charleston Gazette, dass die Anwälte der RIAA nunmehr auch bereits verstorbene des „Warez-Sharings“ bezichtigen. Unter dem Synonym „smittenedkitten“ soll sich eine vor rund einem Monat im Alter von 83 verstorbene Frau über 500 Songs aus dem Pop-, Rock-, und Hiphop-Genre besorgt haben.

Ihre Tochter hat indes keinerlei Verständnis für die Vorwürfe der motivierten Lobby-Anwälte: „Gertrude Walton hasste Computer.“ Aus diesem Grund hätte es bei ihnen im Haus auch niemals einen PC gegeben. „Sie hätte nicht einmal gewusst, wie man einen PC anschaltet.“

Die missliche Lage erkennend, versuchen die Ankläger nun, sich aus der Affäre zu ziehen: „Die Beweisaufnahme in diesem Fall liegt schon Wochen und Monate zurück“, sagte RIAA-Sprecher Jonathan Lamy und räumte außerdem die Möglichkeit der Rücknahme der Klage ein.

So lange liegt die Beweisaufnahme dann aber doch nicht zurück. Kurz nach dem Tod der alten Dame hatte sich die RIAA bei der Tochter gemeldet. Diese hatte prompt den Totenschein mit dem Hinweis darauf, „dass meine Mutter nicht vom Greenwood-Friedhof auferstehen wird, um an der Verhandlung teilzunehmen“, wieder retour gesendet. Komisch, dass man diesen Umstand bei der RIAA erst bemerkt, als die Klage bereits steht. Das Ganze beginnt öffentlich - und damit peinlich - zu werden.