Sony: offizieller Handel mit Items

Andreas Frischholz
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Online-Spieler, die nicht zig Stunden pro Woche in den virtuellen Welten verbringen, sind mitunter ein leidgeprüftes Volk. Gegen die Dauerzocker, die einen Großteil ihrer Zeit für das jeweilige Spiel opfern, besteht kaum eine Chance: Kein Höchst-Level-Charakter, wenig Ehre und meistens schwache Gegenstände – die Welt kann so grausam sein.

Oder vielleicht doch nicht? Besteht Hoffnung für diese bedauernswerten Geschöpfe? Ja, sie gibt es, und zwar in Form des „echten“ Handels. Spieler, die viele Stunden in ein Spiel investiert haben bieten ihre Charaktere oder Gegenstände in den Online-Auktionshäusern dieser Welt an und finden Abnehmer in der beschriebenen Spielerschicht. So gehen für ein Pixelschwert aus Dark Age of Camelot oder für einen Level-60-Zwerg aus World of WarCraft schon Mal drei- bis vierstellige Summen über die virtuelle Ladentheke. Einziger Haken an diesen Geschäften ist, dass sie von den Betreibern der Online-Titel nicht gerne gesehen werden, wobei einige Spielefirmen sogar schon Account-Sperren wegen solcherlei Machenschaften verhängt haben.

Dabei ist dieser Marktbereich finanziell durchaus lukrativ. Schätzungen nach liegt dieser zwischen 800 und 900 Millionen US-Dollar – und das bei einer zweistelligen Wachstumsrate. Als erster Anbieter hat Sony Online Entertainement, unter deren Obhut die EverQuest-Reihe läuft, diesen Markt für sich erkannt. Man wird zwar selbst keine Gegenstände anbieten, plant jedoch als Makler mit einer eigenen Handels-Plattform einzusteigen. Getauft wurde sie auf den Namen Station Exchange und soll in einigen Monaten in den USA erscheinen und vorerst nur von US-Spielern genutzt werden können. Neben dem unbestätigten wirtschaftlichen Motiv – Sony belässt es nicht bei den Auktionsgebühren sondern will zusätzlich noch einen Prozent des Erlöses für sich einstreichen – gibt man weiter an, dass man so Betrüger ausschließen möchte. Allerdings bieten diese Absicherung ebenfalls die schon auf dem Markt vorhandenen Konkurrenten an.

Jedoch sind nicht alle Spieler des EverQuest-Universums von den neuen Möglichkeiten begeistert, da sie es schlicht als Betrug ansehen. Man versucht sich dagegen zu wehren, dass Spieler mit einem größeren finanziellen Polster ohne den zeitlichen und spielerischen Aufwand an die begehrten Gegenstände kommen. Sony argumentiert dagegen, dass ich bei internen Befragungen mehr als 100.000 Spieler für die Handelsplattform ausgesprochen haben. Weiter sieht man kein Problem darin, Spielern, die nur wenig Zeit investieren wollen oder können, die Möglichkeit zu geben, an bessere Waffen und Gegenstände heran zu kommen. Allerdings beabsichtigt Sony lediglich auf bestimmten Servern die Handelsmöglichkeiten zu gestatten. Ob ältere noch um das Feature erweitert werden, wird die Nachfrage nach dem Service zeigen.

Wie weit sich Sony mit diesem System durchsetzen kann, werden die ersten Erfahrungen zeigen. Unklar ist was geschieht, wenn Spieler aufgrund von anderweitigen Vergehen von der Spielwelt ausgeschlossen werden oder es durch Serverfehler zu Datenverlusten kommt. Sony verweist in seinen Geschäftsbedingungen zwar darauf, dass Spieler keine Eigentumsrechte für ihre virtuellen Gegenstände besitzen - in wie fern das beispielsweise bei einem Gerichtsverfahren haltbar ist, steht jedoch in den Sternen.