Microsoft und der Indonesien-Deal

Sasan Abdi
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Schon ärgerlich, das mit der Raubkopiererei. Da entwickelt man bis zum geht nicht mehr und dann wird einfach geklaut. Das dürfte man besonders bei Microsoft in Redmond denken. Denn neben Musik, Filmen und Spielen sind die Betriebssysteme des Unternehmens ganz ohne Zweifel begehrte Ziele – sowohl professionellen, wie auch häuslichen Raubkopierern.

Man redet also von viel Geld, wenn man „Windows“ im Zusammenhang mit „Raubkopien“ erwähnt. Besonders ärgerlich ist für die Offiziellen in Redmond bzw. Seattle, dem Hauptsitz Microsofts, wenn es sich bei den Tätern nicht um Privatpersonen oder Geld-affine Osteuropäer mit massiven Brennvorrichtungen handelt, sondern um staatliche Stellen, die – quasi höchst-offiziell und zumeist auch noch juristisch schwer angehbar – eifrig mit gecracktem OS ihre Arbeit verrichten.

Scheinbar besonders betroffen von diesem Phänomen ist der indonesische Staatsapperat. Hier geht man von circa 50.000 illegalen Windows-Kopien aus. Ein großes Problem, dessen Lösung jetzt scheinbar gefunden wurde. So gab das indonesische Informationsministerium bekannt, das man sich von behördlicher Seite aus mit Microsoft auf einen etwas schrägen Deal geeinigt habe. Für jedes geklaute Redmond-OS würde der Staat Indonesien demnach die symbolische Summe von einem Dollar bezahlen. Ferner verpflichte sich das Land eigener Aussage nach, zukünftig auf illegale Microsoft-Software zu verzichten und stattdessen auf legalem Wege die staatlichen Rechner zu bestücken.

Im Gegenzug erkennt Microsoft dem Abkommen nach dafür an, dass der Besitz der 50.000 illegalen Versionen rechtmäßig ist, was zwar paradox anmutet, in sich aber durchaus logisch wäre: Microsoft kann sicher sein, dass in Zukunft zumeist ordentliche Lizenz-Versionen auf den indonesischen Behörden-Rechnern zu finden sein werden. Dafür muss sich das Land nicht vor einem teuren und negativen Prozess fürchten.

Die Übereinkunft scheint auch auf den zweiten Blick nachvollziehbar zu sein. Ähnliche Taktiken verfolgt nämlich auch die weltweit operierende Business Software Alliance (BSA), zu der auch Microsoft gehört und die Unternehmen nahelegt, zu beichten. Wer zugibt, illegale bzw. nicht-lizenzierte Software zu verwenden und diese dann rechtmäßig lizenziert, wird mit Straffreiheit belohnt. Auslöser war übrigens eben jene BSA, die Indonesien in einer Untersuchung als Raubkopier-Hochburg entlarvte: Demnach ist 87 Prozent der dort verwendeten Software nicht lizenziert.

Für das Abkommen sorgten angeblich Personen auf höchster Ebene. So trafen sich Angaben des Informationsministeriums zufolge der indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono und niemand geringes als Bill Gates zu Verhandlungen in Seattle. Der indonesische Informationsminister Sofyan Djalil sagte später: „Microsoft ist realistisch. Sie können Entwicklungsländer wie uns nicht zwingen, nur legale Software zu verwenden, wenn wir die nicht bezahlen können.“ Zukünftig wolle man aber dazu beitragen, dass es im Land weniger Raubkopiererei gebe.

Soweit so gut. Allerdings scheinen nicht beide Seiten über die Übereinkunft informiert zu sein. Microsoft lies kurz nach dem Statement Indonesiens verlauten, dass man nichts von dem Deal wisse: „Microsoft hat für Indonesien kein amnestieähnliches Behörden-Lizenzierungsprogramm in der Entwicklung oder plane derzeit ein entsprechendes Programm“, sagte Unternehmenssprecherin Alexandra Mercer. Dennoch wolle man mit der Regierung weiter an Lösungen für das Problem arbeiten.

Fragt sich nun nur noch, wie es zu dem Missverständnis kam.