EU ermittelt erstmals gegen Google

Benjamin Beckmann
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Die Europäische Union hat eine Untersuchung gegen Google eingeleitet. Möglicherweise verstößt der amerikanische Konzern gegen die im Vertrag von Lissabon unter Artikel 102 (ehemals Art. 82 EGV) festgelegten Kriterien für den Missbrauch einer dominanten Marktposition. Anlass sind Beschwerden dreier konkurrierender Unternehmen.

Wie der britische Telegraph in seiner Onlineausgabe berichtet, hat sich die zuständige Kommission an das Unternehmen aus Mountain View gewandt, um Details über die Funktionsweise der Suchmaschine und die Grundlagen der Werbeplattformen „AdWords“ und „AdSense“ zu erfahren. Dem gingen Proteste der Unternehmen Ciao!, einem seit 2008 zu Microsoft gehörenden Shopping-Portal, Foundem, einem britischer Online-Preisvergleich, sowie ejustice.fr, einem französischen Portal zum Thema Recht und Gesetz, voraus.

Foundem hat bereits im vergangenen August eine Stellungnahme veröffentlicht, in der es Google Einflussnahme auf die Suchergebnisse unterstellt. Es war die Rede von speziellen Filtern zur Benachteiligung der Konkurrenz in den Suchergebnissen. Als Google diesen Filter im November 2009 deaktivierte, sei der Traffic bei Foundem um ein Hundertfaches gestiegen. Vorher sei die Seite so weit nach unten durchgereicht worden, dass „sie niemals gefunden werden konnte“. Da es sich bei diesen vertikalen Suchmaschinen nach Ansicht der Beschwerdeführer um direkte Konkurrenten Googles handelt, beeinflusse dies auch die jeweiligen Marktanteile zugunsten des kalifornischen Suchmaschinenkonzerns.

Das Unternehmen hat sich in einem Eintrag im „Google European Public Policy Blog“ bereits zu den Vorwürfen geäußert. Man sei der erste, wenn es darum ginge, Fehler in der eigenen Suchmaschine einzugestehen. Die Komplexität der Google-Suche bringe aber große Herausforderungen mit sich. Man habe außerdem nichts gegen vertikale Suchmaschinen und würde – wie sonst auch – die Reihenfolge der Suchergebnisse so gestalten, dass diese möglichst genau widerspiegeln, welche Seiten von vielen Menschen für nützlich befunden werden. Der Autor weist zudem auf eine Analyse des Blogs Econsultancy hin, nach deren Ergebnis Foundem selbst Schuld an diesen Umständen trägt, da man dort nicht viel von Suchmaschinenoptimierung (SEO) verstehe.

Die Tatsache, dass Microsoft über das Tochterunternehmen Ciao! indirekt in diesen Vorgang involviert ist, könnte erneut Ärger bei Google hervorrufen. In jüngster Vergangenheit häufen sich die Angriffe des Redmonder Softwarekonzerns gegen den Suchmaschinenprimus auf juristischem und wirtschaftlichem Parkett.