Ubuntu 13.10 „Saucy Salamander“ mit Ubuntu Touch

Ferdinand Thommes
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Soeben hat Canonical die endgültige Fassung seines Betriebssystems Ubuntu 13.10 in den Varianten Desktop, Server und Cloud veröffentlicht. Die Ubuntu-Community veröffentlichte darüber hinaus die Varianten Edubuntu, Kubuntu, Lubuntu, Ubuntu GNOME, UbuntuKylin, Ubuntu Studio und Xubuntu. Erstmals offiziell dabei ist Ubuntu Touch.

Ubuntu 13.10 bietet als erstes ein aufgefrischtes Softwareangebot, wobei allen heute veröffentlichten Varianten gemein der Ubuntu-Kernel 3.11.0-12.19 ist, der auf dem Vanilla-Kernel 3.11.3 basiert. Als Desktop-Oberfläche dient Unity 7, Ausnahme ist die Variante Ubuntu Touch, sie setzt bereits auf Unity 8. Sah es beim Browser lange so aus, als würde 13.10 auf Googles Chrome setzen, wurde daraus nichts. Als Standard-Browser kommt Firefox 24 zur Anwendung. Als Office-Suite ist LibreOffice 4.1.2 mit an Bord, als E-Mail-Client dient Thunderbird 24, die Bildbearbeitung obliegt Gimp 2.8.6 und für Musik ist Rhythmbox 2.99.1 als Standard-Player zuständig.

Die Einstellungen für Sicherheit und Privatsphäre wurden zusammengelegt. Zudem wurde das Sicherheits-Framework AppArmor im Hintergrund weiter ausgebaut, weiterhin wurde die neue Version der Drucksoftware CUPS 1.6.2 von Ubuntu-Code bereinigt und eine neue Erkennung für Netzwerkdrucker implementiert. Das von Canonical entwickelte Init-System Upstart ermöglicht in der neuen Version 1.10 Jobs, die auf Änderungen im Dateisystem reagieren. Python ist in Version 3.3 vorinstalliert, da aber noch viele Anwendungen auf Python 2.x benötigen, lässt sich dieses parallel installieren.

Smart Scopes

Die Desktop-Variante von Ubuntu weist in der neuen Version keine sofort ins Auge springenden Neuerungen der Desktop-Oberfläche auf. Allerdings rückt die Dash mit den jetzt völlig integrierten Smart Scopes mehr in den Mittelpunkt. Jedoch wurden die sogenannten „Shopping-Linsen“ oder Smart Scopes, die bereits mit 13.04 veröffentlicht werden sollten, weiter überarbeitet und stabilisiert. Die Suche in diesen Linsen kann jetzt auch auf Netzwerk-Festplatten ausgedehnt werden. Darüber hinaus kann der Anwender neben den bereits vorgegebenen Linsen auch selbst Online-Quellen für die Suche definieren und einbinden.

Canonical hat nach eigenen Angaben bei den Smart Scopes versucht, eine gute Balance zwischen Kontrolle und Einfachheit, Privatsphäre und Produktivität zu finden, nachdem es anfänglich eine Menge Unmut über die standardmäßige Einbindung der Amazon-Linse gab. Saucy Salamander erreicht zwar noch nicht die 100 avisierten Linsen, erweitert die Suche jedoch neben den Shopping-Linsen um insgesamt über 50 Scopes, die unter anderem auch Ergebnisse von Google, Yahoo, Facebook und Wikipedia anzeigen. Mit modifizierten Suchbegriffen wie beispielsweise wiki:Canonical oder news:Canonical kann man direkte Suchen in speziellen Linsen starten. Jede der vordefinierten Linsen ist in Ubuntu 13.10 einzeln über das Kontextmenü abschaltbar. Smart Scopes sollen mit der Zeit durch die durchgeführten Suchen lernen, indem der Server die Anfragen und die gewünschten Resultate analysiert. Die Suchergebnisse lassen sich ebenso in einer Leiste eingrenzen. Im Zusammenhang mit Smart Scopes interessant ist Canonicals Datenschutzerklärung, da zwar die Server bei Canonical die Suchanfragen anonymisieren, Canonical selbst aber die Nutzerdaten wie IP-Adresse und dazu gehörende Suchanfragen speichert.

Display-Server Mir

Canonical hatte ursprünglich geplant, seinen eigens entwickelten Display-Server Mir mit Ubuntu 13.10 auszuliefern. Dieser sollte zwar noch von der Abstraktionsschicht XMir unterstützt werden, da noch nicht alle Treiber Mir-kompatibel sind, aber der Test sollte als Vorbereitung für die LTS-Version (Langzeitsupport) Ubuntu 14.04 dienen, wo Mir dann völlig nativ integriert sein soll. Vor zwei Wochen kündigte Canonical dann Mir für 13.10 ab. Der Grund sind Fehler, die bei der Verwendung mehrerer Monitore auftreten können. Einzig ausgenommen hiervon ist Ubuntu Touch, das bei Saucy Salamander mit Unity 8 und Mir seinen Einstand feiert. Vor einigen Wochen hatte Intel bekanntgegeben, Mir nicht weiter zu unterstützen. Canonical muss sich daher selbst um Treiber kümmern, die kompatibel zu Mir sind. Ubuntu 13.10 kommt also nach wie vor mit Xorg-Server-1.4.3, Mir kann aber über ein PPA-Repository getestet werden.

Ubuntu 13.10

In die Cloud mit OpenStack

Die Ubuntu Variante für Server und Cloud wurde mit OpenStack „Havana“, dem aktuellen Release der Infrastructure-as-a-Service (IaaS) Cloud-Software synchronisiert, die ebenfalls heute veröffentlicht wird. Damit macht Ubuntu in der Server-Variante einen weiteren Schritt in Richtung Unternehmenseinsatz. Nie war es so einfach, mit Linux eine Cloud aufzusetzen. Saucy Salamander unterstützt eine komplette OpenStack-Cloud-Implementation bereits mit fünf Servern. Die Management-Konsole Landscape wurde entsprechend überarbeitet. Durch die Unterstützung von OpenStack Havana erhalten die Ubuntu-Anwender Zugriff auf die Object-Storage Engine und Werkzeuge wie etwa Ceilometer und Heat. Letzteres ist für das Auto-Scaling zuständig, während Ceilometer für Metering und Monitoring steht. OpenStack „Havana“ liefert auch Unterstützung für die Virtualisierungs-Lösungen von VMware, vSpher und ESXi. Im Zusammenhang mit OpenStack wurde auch das Service-Orchestrierungs-Tool Juju stark verbessert, das jetzt auch LXC-Container verwalten kann.

Ubuntu Touch

Erstmals wird in diesem Release-Zyklus auch Ubuntu Touch, die Variante für mobile Plattformen wie Smartphones oder Tablets, offiziell veröffentlicht. Nachdem die Finanzierung von Ubuntu Edge per Schwarmfinanzierung gescheitert ist, wird Ubuntu Touch im kommenden Jahr in voraussichtlich mehreren Smartphones auf den Markt kommen. Obwohl Ubuntu Touch mittlerweile auf einer ganzen Reihe an Geräten lauffähig ist, werden offiziell weiterhin nur Galaxy Nexus sowie Nexus 4, 7 und 10 unterstützt. Erst kürzlich bekam Ubuntu Touch einen eigenen Audio-Stack mit ALSA und PulseAudio zum Ausgeben und Aufnehmen von Sounds spendiert.

Fazit

Canonical kommt mit 13.10 seinem erklärten Ziel einer gemeinsamen Codebasis vom Smartphone bis zur Serverfarm gleich zwei Schritte näher: Einerseits wird Ubuntu Touch erstmals integriert, des Weiteren wird mit OpenStack weiter auf Server und Cloud gesetzt. 13.10 bringt für Desktop-Anwender eine Menge unter der Haube, vor allem wurde die Performance nach oben korrigiert, die bei den letzten beiden Veröffentlichungen, besonders bei 12.10, etwas nachgelassen hatte. Smart Scopes nehmen eine prominente Stellung in Unity und der Dash ein. Sie bleiben wegen Bedenken des Schutzes der Privatsphäre ein heikles Thema. Massive Fortschritte macht Canonical im wichtigen Unternehmensumfeld. Die weitere enge Implementation von OpenStack, Juju und Landscape, die auch in 14.04 LTS ihre Fortsetzung finden wird, eröffnet Canonical weitere Märkte. Mit der nicht verwirklichten Implementation des Display-Managers Mir in 13.10 hat Canonical allerdings ein wesentliches Release-Ziel verfehlt. Die ebenfalls frisch veröffentlichten Ubuntu-Derivate werden an anderer Stelle nochmals Thema sein.

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    4,5 Sterne

    Ubuntu ist die bekannteste Linux-Distribution, der Fokus liegt auf einfacher Bedienung.

    • Version 24.04 LTS „Noble Numbat“ Deutsch
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