Datenschützer empfehlen Boykott von WhatsApp

Ferdinand Thommes
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Nach der spektakulären Übernahme des Messaging-Dienstes WhatsApp durch Facebook für 16 Milliarden US-Dollar raten europäische Datenschützer zum Boykott der Apps von sowohl Facebook als auch WhatsApp und legen den Anwendern den Einsatz deutscher oder europäischer Alternativen nahe.

Der Datenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, Thilo Weichert, rät jedem, dem Privatsphäre und der Schutz seiner Kommunikation etwas bedeutet, auf vertrauenswürdige Dienste auszuweichen. Er spricht bei WhatsApp von einer „Datenschleuder, die technisch nicht ausgereift ist.“ Zudem bemerkt Weichert, versetze der Kauf von WhatsApp Facebook in eine Stellung, in der keine nennenswerte Konkurrenz mehr bestehe.

Auch der Grünen-Europaabgeordnete Jan Philipp Albrecht hat Bauchschmerzen bei dem Geschäft: „Die EU-Kommission muss prüfen, ob sie ein wettbewerbsrechtliches Verfahren einleitet.“ Es sei nicht zu übersehen, dass das Zusammengehen Facebook eine marktbeherrschende Stellung beschert. „Facebook und WhatsApp stellen eine ziemliche Bedrohung für ihre Konkurrenz in Europa und die Verbraucher dar“, so Albrecht weiter, und fordert dann indirekt zum Boykott der Apps auf: „Wer nicht will, dass seine Daten in einer dubiosen App verschwinden, sollte auf datensichere Angebote zurückgreifen.

Während Mark Zuckerberg und WhatsApp-Gründer Jan Koum beschwichtigen, es werde sich für die Anwender nichts ändern und WhatsApp werde weiterhin gegen eine kleine Gebühr und ohne Werbung verfügbar sein, fragen sich Datenschützer, wie sich auf diese Weise je der Kaufpreis amortisieren soll. Die Befürchtungen gehen in Richtung Ausbeutung des bei Facebook neu hinzugekommenen Datenpools, – immerhin geht es um 450 Millionen Nutzerdaten, Telefonnummern und Adressbücher – der es dem sozialen Netzwerk erlaubt, seine Nutzerprofile erheblich auszuweiten. Mark Zuckerberg freut sich dagegen, dass sich täglich mehr als eine Million neue Anwender bei WhatsApp anmelden.