Android meldet seit 4.1.2 Tethering an Netzbetreiber

Ferdinand Thommes
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Vielen Netzbetreibern ist Tethering schon seit geraumer Zeit ein Dorn im Auge. Dabei wird das Smartphone als Modem für ein Notebook oder andere Mobilgeräte genutzt. Eine Änderung, die bereits in Android 4.1.2 stattfand, erlaubt erstmals, durch Tethering verursachtes Datenaufkommen von normalem Traffic zu unterscheiden.

Der australische Open-Source-Entwickler Daniel Pocock stellte nach einem Update des Android-Derivats CyanogenMod fest, dass Tethering nicht mehr funktionierte. Er vermutete einen von Android eingeschleppten Fehler, musste dann aber feststellen, dass es sich um eine Funktion für Provider handelt, wie er in seinem Blog schreibt.

Google hat offensichtlich bereits mit Android 4.1.2 im Oktober 2012 damit begonnen, den Netzverkehr, der durch Tethering entsteht, vom normalen Datenaufkommen des Telefons unterscheidbar zu machen. Das gelingt durch die interne Verwendung von zwei Netzwerkschnittstellen, rmmnet_usb0 und rmmnet_usb1, von denen jede ihre eigene Routing-Tabelle benutzt und Netfilter-Einstellungen aufweist. Auch ein zweiter Access Point Name (APN) ist vorhanden. Auf Smartphones mit Root-Rechten lässt sich die Routing-Tabelle von rmmnet_usb1 löschen und damit die Funktion deaktivieren, wie Pocock in seinem Blogeintrag beschreibt.

Das wirft erneut die Frage auf, wem das Endgerät eigentlich gehört und was eine Flatrate beinhaltet und was nicht. Vodafone Italia als Netzbetreiber von Pocock, verbietet wie viele andere Betreiber, vor allem in den USA, das Tethering. Die Begründung lautet meist, der zusätzlich entstehende Traffic sei nicht hinnehmbar. Zudem stellt sich einerseits die Frage, wer so viel Druck auf Google ausüben kann, um zu veranlassen, diesen Code einzubauen. Andererseits bleibt vorerst ebenso unklar, wie Cyanogen Inc. sich dazu stellt. Ist die Funktion übersehen worden oder geht Cyanogen Inc. damit konform?

Im Netz, unter anderem auf Reddit, fragen viele Anwender, warum Tethering nach dem Update auf CyanogenMod 11 nicht mehr funktioniert, offizielle Antworten gibt es bisher keine. Einen sehr langen Thread, der bestätigt, dass es kein Fehler sondern eine Funktion ist, gibt es auf Google Code.

Pocock sieht diese Knebelung als Versuch der Netzbetreiber, mehr Geld aus den Kunden heraus zu holen. In Deutschland bieten die Deutsche Telekom, Vodafone, O2 und E-Plus Tethering und Hotspot-Nutzung schon seit längerem als Teil der Premium-Tarifen oder als Zusatz-Option bei anderen Verträgen an.