Microsoft: Kannibalismus für höheren Marktanteil

Nicolas La Rocco
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Microsoft: Kannibalismus für höheren Marktanteil

In einem Interview mit dem Tagesspiegel hat Microsofts Deutschland-Chef Christian Illek über den Schutz der Daten von deutschen Kunden, die Cloud, Marktanteile und Mitarbeiter sowie das Thema Kannibalismus gesprochen.

Indem Microsoft Windows für Smartphones und Tablets unter neun Zoll kostenlos an die Hersteller abgibt, kannibalisiert das Unternehmen ganz bewusst seinen Profitpool, um Marktanteile zu gewinnen, so Illek. Das Ziel sei ein Marktanteil von zehn Prozent sowohl bei Tablets als auch bei Smartphones. Zur Jahresmitte hatte Windows Phone laut IDC einen weltweiten Marktanteil von 2,5 Prozent.

Den Marktstart des Surface Pro 3 bezeichnet Illek als sehr erfolgreich. Microsoft habe „alles verkauft, was sie hatten.“ Konkrete Verkaufszahlen nennt der Deutschland-Chef hingegen nicht. Dass Microsoft mit dem Surface Pro 3 im direkten Wettbewerb zu seinen Hardware-Partnern stehe, sei für diese zwar nicht erfreulich, aber es gehe darum, „den Kuchen zu vergrößern, weg von den alten Notebooks und Desktop-Computern, hin zur nächsten Generation von High-End-Geräten.

Christian Illek und Steve Ballmer zur Eröffnung von Microsoft Berlin im November 2013
Christian Illek und Steve Ballmer zur Eröffnung von Microsoft Berlin im November 2013

Zum Thema Cloud herrsche in Deutschland eine andere Tonalität als in Großbritannien oder den USA. Man prüfe aktuell die Umsetzung einer deutschen Cloud, am einfachsten sei es aber, wenn die Daten bei einem Partner abgelegt werden könnten. Daten, die auf Servern außerhalb der USA liegen, stelle man aber auch jetzt schon amerikanischen Behörden nicht zur Verfügung. Diese Daten müssten die US-Behörden über Rechtshilfeersuche anfordern und von Richtern absegnen lassen. „In Deutschland und Europa haben wir noch in keinem Fall irgendwelche Daten herausgegeben“, sagt Illek zwar, beschränkt sich bei dieser Aussage aber explizit auf Geschäftskunden.

Der Frage, ob sich der Abbau von 18.000 Stellen, von denen vor allem ehemalige Nokia-Mitarbeiter betroffen sind, negativ auf die Stimmung im Unternehmen auswirke, weicht Illek aus und geht stattdessen auf Deutschland ein. Hierzulande sei eine zweistellige Zahl von Arbeitsplätzen betroffen, was keinen nachhaltig negativen Effekt zur Folge haben werde. Die Integration von Nokia laufe gut, weil sich die Unternehmen gegenseitig ergänzen würden, mit Nokia im Bereich Hardware und Microsoft als Software-Schmiede. Um weitere Marktanteile zu gewinnen, soll eine Verkaufsaktion wie für das Lumia 630 bei Aldi kein Einzelfall bleiben. Microsoft müsse in das mittlere Preissegment zwischen 100 und 180 Euro gehen, dort, wo das Wachstum aktuell ist. Deshalb soll es weitere Verkaufsaktionen geben.

Auf Windows 9 wollte Illek während des Interviews nicht eingehen. Mit der Frage konfrontiert, ob Windows nach Office ebenfalls über ein Jahresabo angeboten werden könnte, sagte er: „Das werden wir Ihnen bald verraten.“ Ob mit bald der 30. September gemeint sei, ließ er sich nicht entlocken. „Das ist ein möglicher Termin. Es wird eine neue Plattform geben, aber zum Datum und zur Ausgestaltung kann ich Ihnen noch nichts sagen.