SiS R659 - eine Totgeburt?

Christoph Becker
9 Kommentare

Für SiS sollte es ein weiterer Schritt in Richtung Emanzipation werden. Und so verkündete man bereits im November des vergangenen Jahres die offizielle Verfügbarkeit des R659-Chipsatzes, der RAMBUS-Speicher zu einem zweiten Frühling verhelfen sollte. Eine Totgeburt?

Die technischen Voraussetzungen waren dabei trotzdem ganz gut, konnte der neue Chipsatz doch mit einer hohen maximalen Speicherbandbreite punkten, über die sich traditionell vor allem Intels Pentium 4 freut. Unter Verwendung von PC1200 Rambus-Modulen (16bit Rambus-Riegel, von den für die volle Leistung insgesamt vier Stück benötigt werden), oder auch PC4800 Modulen (32bit Riegel, von denen folgerichtig nur zwei benötigt werden) kann eine theoretische Speicherbandbreite von 9,6GB/s bei einem realen Speichertakt von 600 MHz (effektiv 1200 MHz) erreicht werden. Samsung fertigt solche Module bereits seit mehreren Monaten erfolgreich.

Guten Voraussetzungen zum Trotz scheint der R659 eine Totgeburt zu werden, denn bis zum jetzigen Zeitpunkt hatte lediglich Asus angekündigt, überhaupt Mainboards mit diesem Chipsatz zu fertigen. Vielen anderen Herstellern war das damit verbundenen finanzielle Risiko wohl zu groß, so dass man schon im Vorfeld nicht mit einer Produktion solcher Platinen rechnete. Doch auch Asus scheint nun zurück zu rudern und plant die Veröffentlichung des „P4S13G“ zu canceln. Die Gründe scheinen dabei durchaus einleuchtend zu sein. So ist dieser Chipsatz wohl alles andere als günstig und die Rezeption beim Kunden auf Rambus-Speicher ist ebenso eher kritisch als gefestigt. Hier lehrt uns die Vergangenheit, dass der Endkunde stets skeptisch gegenüber dem teureren Rambus-Speicher und Intel i850E-Chipsatz blieb - die recht niedrigen Verkaufszahlen zeigten dies eindrucksvoll. Zudem verfügt die mit dem R659 verkaufte Southbridge SiS964 nicht über die Unterstützung von PCI Express und ob der R659 wirklich mehr Performance liefern kann als z.B. Intels neuer i925X „Alderwood“ ist zudem ebenfalls eher fragwürdig. Zwar könnte die Northbridge theoretisch 9,6 GB/s an Daten an den Prozessor liefern, dieser kann aufgrund des auf 200 MHz (QDR) limitierten Frontside-Bus aber nur deren 6,4 GB/s verarbeiten. Die überschüssigen 3,2 GB/s würden also im Nichts des Datenstromes verschwinden, da der Pentium 4 diese schlichtweg nicht verarbeiten könnte.

Erst ein erhöhter Frontside-Bus würde dem R659 also neue Chancen einräumen. Zu diesem Zeitpunkt - vor Anfang 2005 ist mit solch einem Schritt seitens Intel wohl nicht zu rechnen - müsste man allerdings mit DDR2-Speicher konkurrieren, der unter Verwendung eines Dual-Channel-Interfaces auf identische Leistungswerte kommt.

Der SiS R659 - eine Totgeburt? Wohl ja, aber von Anfang an standen die Zeichen für diesen Chipsatz nicht sonderlich gut und gleich mehrere Menetekel tauchten unheildrohend am Horizont von SiS auf und trugen alle zusammen wohl zum jetzigen Aus dieses Chipsatzes bei. Der Schritt seitens Asus ist dabei mehr als verständlich, schließlich muss man stets die Wirtschaftlichkeit der eigenen Produkte im Kopf haben. Ein eventuell serienreifes P4S13G wäre dies einfach nicht gewesen. Zu hoch wären die Investitionskosten für Speicher und zu gering der damit verbundene Performancegewinn gewesen. Letztendlich waren es dann wohl doch Intels i925X und DDR2-Speicher, die dem R659 das Genick gebrochen haben.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.