Microsoft entwickelt Internet Explorer weiter

Steffen Weber
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Knapp drei Jahre nachdem Microsofts Internet-Explorer-Team aufgelöst wurde hat man sich nun dazu entschlossen, mit der Weiterentwicklung des Browsers fortzufahren. Man sucht Anregungen bei Web-Entwicklern, welche Probleme des Internet Explorers konkret behoben werden sollen, was von diesen teilweise als provokant aufgefasst wird.

Schließlich sollte es an Verbesserungsmöglichkeiten angesichts der Sicherheitslücken, Inkompatibilitäten zu diversen Web-Standards sowie zahlreicher CSS-Bugs alles andere als mangeln. Andererseits sollte man es aber auch als positiv werten, dass die beiden Microsoft-Entwickler Dave Massy und Robert Scoble, letzterer surft mittlerweile übrigens mit Mozilla Firefox durchs Internet, versuchen, auf die Interessen der Web-Gemeinde einzugehen.

Unter den meistgewünschten Features befindet sich unter anderem die Unterstützung für Alpha-Transparenz bei PNG-Grafiken. Dieses Feature, mit welchem Webseiten teilweise deutlich ansprechender gestaltet werden könnten, ist derzeit nur über umständliche Hacks (u.a. dem Erstellen einer speziellen Grafik extra für den Internet Explorer und Verwenden von nicht standard-konformem CSS) zu realisieren, welche ihrerseits wiederum anderweitig Nachteile mit sich bringen. Der Wunsch nach Unterstützung von skalierbaren Vektorgrafiken in Form des offenen SVG-Standards dürfte wohl weiterhin ein solcher bleiben, da Microsoft offenbar mit Longhorn dem Markt ein eigenes zu keiner existierenden Technologie kompatibles Vektorgrafik-Format aufzwingen will. Das bereits existierende SVG-Plugin von Adobe ist lediglich auf einem verschwindend geringen Anteil an PCs installiert und somit derzeit keine Alternative.

Weiterhin wird bessere Unterstützung für CSS (Cascading Stylesheets) gefordert. So fehlt unter anderem funktionierende Unterstüzung für die nützlichen Eigenschaften „min-width“, „max-width“, „min-height“ und „max-height“. Zudem kann der Pseudo-Selektor „:hover“ lediglich auf Links angewendet werden, wohingegen eine mögliche Anwendung auf alle anderen HTML-Tags die Möglichkeiten bei der Gestaltung von dynamischen Elementen auf Webseiten erweitern würde. Auch von der Möglichkeit, Elemente auf Websites fest an einer bestimmten Stelle zu positionieren ohne dass sich diese beim Scrollen verschieben (CSS-Eigenschaft „position:fixed“) hat der Internet Explorer noch nichts gehört, obwohl alle in diesem Abschnitt genannten Features zum 1998 verabschiedeten CSS2-Standard gehören und bei der Konkurrenz seit langem umgesetzt sind.

Auch aus Sicht des Surfers ließe sich am Internet Explorer einiges verbessern. Der Internet Explorer hat ohne inoffizielle Addons, bei denen immer ein fader Beigeschmack aufgrund eventuell enthaltener Spyware bleibt, keine Unterstützung für Tabs - ein Feature, das zahlreiche Surfer trotz anfänglicher Skepsis nach einem Probelauf nicht mehr missen wollen. Zudem lassen sich Schriften mit festen Größenangaben in Pixeln, zu welchen Webdesigner teilweise notgedrungen greifen müssen, im Internet Explorer im Gegensatz zu anderen Browsern nicht an die individuellen Sehverhältnisse anpassen. Immerhin einen Popup-Blocker wird Microsoft mit dem für die nächsten Monate anstehenden Service Pack 2 für Nutzer von Windows XP nachliefern.

Doch entgegen dem Eindruck, der eventuell beim Lesen von News zu diesem Thema im Internet erweckt wurde, sollte man sich nicht dazu verleiten lassen, in diese Meldung hineinzuinterpretieren, dass Microsoft eine neue Standalone-Version des Internet Explorers veröffentlichen wird. Diese wird es den aktuellen Informationen zu Folge nicht geben und auch die genannten Microsoft-Mitarbeiter haben nichts in dieser Richtung verlauten lassen, sodass man aller Voraussicht nach lediglich durch ein Upgrade auf Windows Longhorn von den neuen Internet Explorer-Features wird profitieren können. Somit werden die Webdesigner wohl noch auf Jahre hinaus mit den genannten Unzulänglichkeiten des Internet Explorers leben müssen.