Neonazis hetzen mit Sober.P über E-Mails

Sasan Abdi
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Dass die Neonazi-Szene sich gerne moderne Kommunikationsmittel zu nutze macht, ist nichts Neues. So registriert der Verfassungsschutz schon seit längerer Zeit die Präsenz der neuen Nazis im Web. Sowohl Internet-Seiten als auch E-Mail-Propaganda werden hierbei zur Agitation missbraucht.

Seit vergangener Nacht aber erreicht eine besonders starke Propaganda-Welle die Postfächer von zahlreichen Surfern. Unter den Topics „Ausländer bevorzugt“ oder „Massenhafter Steuerbetrug durch ausländische Arbeitnehmer“ wird in den E-Mails offensichtlich und mit populistischem Hintergrund gegen Ausländer gehetzt. Mit scheinbar fundierten Fakten und verweisen auf Webseiten wie die der NPD wird in den E-Mails Stimmung gegen Ausländer gemacht. Auch Artikel von seriösen Medien werden – uminterpretiert und / oder fälschlich ausgelegt – zur „Argumentation“ herangezogen.

Die Absender aber sind zumeist unbescholtene Bürger, die wahrscheinlich nicht mal wissen, dass von ihrem E-Mail-Account aus hetzerische Texte versendet werden. Rechner, die in den vergangenen Tagen mit der neuesten Sober-Variante, Sober.P, infiziert wurden, werden momentan höchstwahrscheinlich zum Verschicken der ausländerfeindlichen E-Mails missbraucht. Dabei scheint sich Sober.P nach der Infektion eines Systems zunächst unauffällig verhalten zu haben. Schließlich aktivierte eine Art Timer gestern Nacht alle Schädlinge. Seitdem versenden zahlreiche Adressen permanent die Nazi-Propaganda.

Der Missbrauch von privaten Rechnern ist unter Kriminellen und sonstigen unseriösen Personen und Gesellschaftskreisen kein besonders innovatives, aber doch recht effektives Mittel. Schon im vergangenen Jahr hatte es eine ähnlich starke Welle mit rassistischen und antisemitischen Inhalten gegeben. Damals benutzten der / die Autor(en) die Variante Sober.G zur Verbreitung. Durch die Flexibilität der Adressen erreicht die Methode ein Maximum an Erreichbarkeit, da Spamfilter die Hetze aus diesem Grund in der Regel nicht erkennen.