ATi Radeon X1950 XTX und X1950 CrossFire im Test: Der letzte Direct3D-9-Nachbrenner

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Wolfgang Andermahr
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Fazit

Das ist sie nun, die letzte neue High-End-Grafikkarte für die mittlerweile leicht angestaubte API Direct3D 9. Und nichtsdestotrotz weiß die ATi Radeon X1950 XTX zu gefallen, denn der 3D-Beschleuniger macht im Prinzip alles besser (aber noch nicht richtig), was es am Vorgänger zu bemängeln gab. Die eigentlichen Vorzüge der Radeon-X1900-Serie sind bei der Radeon X1950 XTX erhalten geblieben, da sich die R580+-GPU nur marginal vom Vorgänger unterschiedet. Dank der 16 Pixel-Pipelines, acht Vertex-Shader und vor allem 48 Shader-Einheiten steht der GPU ein grundsolider Untersatz zur Verfügung, den die Radeon X1950 XTX auch gut umsetzen kann. Der GDDR4-Speicher von Samsung mit einer Taktfrequenz von satten 1000 MHz stellt alles bisher bekannte in den Schatten und sorgt dafür, dass die Speicherbandbreite nicht so schnell ausgeht – ein Flaschenhals weniger in der Architektur.

Bereits ohne Anti-Aliasing sowie dem anisotropen Filter kann die Radeon X1950 XTX ihre Muskeln spielen lassen und setzt sich mühelos von dem Vorgänger Radeon X1900 XTX sowie der GeForce 7900 GTX ab. Der Performancevorsprung gegenüber den beiden Karten beträgt im Schnitt acht Prozent, und dies obwohl die zusätzliche Speicherbandbreite ohne Anti-Aliasing kaum ausgenutzt werden kann. Der Rückstand zur GeForce 7950 GX2 liegt bei zwölf Prozent, wobei bereits von vornherein ersichtlich war, dass ATi trotz des GDDR4-Speichers gegen zwei GPUs keine Chance haben wird. Mit den beiden qualitätsverbessernden Features sieht es noch etwas besser aus. Elf Prozent Vorsprung zur Radeon X1900 XTX und gar 13 Prozent zur GeForce 7900 GTX kann sich das neue Flaggschiff von ATi erkämpfen. Die GeForce 7950 GX2 bleibt mit einem Vorsprung von 17 Prozent dagegen unerreicht.

ATi Radeon X1950 XTX
ATi Radeon X1950 XTX

An der Leistungsfähigkeit der Radeon X1950 XTX gibt es dementsprechend nichts auszusetzen, zudem sich die Karte umso mehr von der Konkurrenz absetzen kann, je höher die Auflösung gewählt wird. In 2560x1600 kommen die Kanadier gar recht nahe an die GeForce 7950 GX2 heran, da in der „Extreme HD“-Auflösung das HSR (Hidden Surface Removal) der G7x-GPU aufgrund eines zu kleinen On-Chip-Speichers nicht mehr ordentlich funktioniert. Als Pluspunkt kann die Radeon X1950 XTX eine sehr gute Bildqualität bezüglich des anisotropen Filters für sich verbuchen. Nicht nur, dass das Texturflimmern kaum auffällt. Das winkelunabhängige AF erzeugt ebenfalls ein sehr gutes Bild, welches man bei der Konkurrenz leider noch vergeblich sucht.

Die Geister scheiden sich am neuen Lüftersystem auf der Radeon X1950 XTX, das sowohl Licht- als auch Schattenseiten hat. Ein großes Lob müssen wir den Ingenieuren für die Laufruhe des Radiallüfters im 2D-Modus aussprechen. So ein leises System haben wir, von einer passiv gekühlten Grafikkarte einmal abgesehen, noch nie gehört – sehr gut! Unter Last ist unser Eindruck dagegen zwiespältig. Zwar hält sich der Quirl etwa eine Minute zurück und produziert ein angenehmes Laufgeräusch, kurze Zeit später dreht dieser jedoch auf und macht mit einem ziemlichen Radau auf sich aufmerksam.

Wenige Sekunden danach wird der 3D-Beschleuniger wieder ruhig und die Prozedur wiederholt sich von neuem. Dies ist störend und wird hoffentlich von ATi noch behoben. Denn die Temperaturen liegen durch die Bank im grünen Bereich. Auch wenn der ein oder andere gehofft hat, dass sich der Stromverbrauch der Radeon X1950 XTX durch den GDDR4-Speicher etwas senkt, so muss man diese Hoffnungen zunichte machen. Die Grafikkarte ist nicht genügsamer als der Vorgänger Radeon X1900 XTX.

Radeon X1950 XTX Lueferaufzug
Radeon X1950 XTX Lueferaufzug

Gespannt waren wir auf die Messungen des CrossFire-Gespannes, ob es sich gegen die starke Konkurrenz durchsetzen kann. Und enttäuscht wurden wir nicht. Die Kombination aus der Radeon X1950 CrossFire-Edition und der Radeon X1950 XTX ist zweifellos die schnellste Grafikkartenkonstellation, die je unseren Testparcours absolviert hat – und dies sogar mit einem relativ großen Abstand. Im Durchschnitt liegt das Radeon-X1950-CrossFire-Gespann 17 Prozent vor demselben System bestehend aus zwei Radeon-X1900-XT-Karten und 18 Prozent vor dem GeForce 7950 GX2 Quad-SLI-System. Für High-End-Käufer, die sich das schnellste auf dem Markt erhältliche System zulegen und nicht auf eine Direct3D-10-Karte warten wollen, ist die Entscheidung also schnell gefallen: ATi Radeon X1950 CrossFire.

Allerdings muss das CrossFire-System mit den Schwierigkeiten einer Einzelkarte kämpfen. Während das Betriebsgeräusch unter Windows noch angenehm ist, steigt der Geräuschpegel unter Last deutlich an, was dem Spielspaß sicherlich nicht zugute kommt. Da die Temperaturen aber im CrossFire-Modus ebenfalls unkritisch sind, besteht noch Hoffnung, dass ATi diesbezüglich nachbessert. Das Potenzial dazu hat das neue Kühlsystem allemal.

ATi hat mit der Radeon X1950 XTX den letzten Direct3D-9-Turbo gezündet und er kann sich wahrlich zeigen. Zwar kommt man an die Leistung einer einzelnen GeForce 7950 GX2 nicht heran, allerdings liegt der Preis dafür bei relativ niedrigen 400 Euro, während man für die „SLI-Karte“ mindestens 500 Euro berappen muss. Zudem bekommt der Käufer eine sehr gute Bildqualität sowie ein Lüftersystem geliefert, das unter Windows unhörbar ist. Während einer Lastphase sollte man aber weniger anspruchsvoll sein. Für alle, die Wert auf einen fairen Preis und ein hochwertiges Bild legen, ist die Radeon X1950 XTX damit die richtige Wahl. Für diejenigen, die es nicht schnell genug haben können, ist ein Blick auf das Radeon X1950 CrossFire-Gespann empfehlenswert. Ein schnelleres System, welches gar Quad-SLI mit vier GPUs spielend hinter sich lässt, ist uns noch nicht untergekommen.

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