Kopierschutz der HD-DVD umgehbar?

Christoph Becker
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In der Vergangenheit versuchte man immer wieder, Medien durch Kopierschutzmechanismen vor illegalem Zugriff zu schützen. Leider zeigte sich meist schnell, dass kaum ein solcher Schutz wirklich unumgehbar ist. Ähnlich ergeht es nun dem AACS-Kopierschutz, der sich offenbar durch einen Trick umgehen lässt.

Nötig dazu ist lediglich das Programm „BackupHDDVD“, das auf Java basiert und von einem findigem Programmierer mit dem Pseudonym „muslix64“ entwickelt wurde. Dabei soll es sich laut Angaben des Erstellers jedoch nur um eine Umsetzung des AACS-Entschlüsselungsprotokolls handeln. Wirklich geknackt wird der Kopierschutz demnach also nicht. Dennoch kann man mit Hilfe dieses Programms eine HD-DVD kopieren und diese dann abspielen. Dies beweist auch ein Video, das einen solchen Kopiervorgang im Detail darstellt.

Möglich wird dies durch eine Lücke in der Abspielsoftware „PowerDVD 6.5 HD-DVD“ von Cyberlink. Denn dieses Programm ermöglicht offenbar Zugriff auf die so genannten „Title Keys“, die zur Entschlüsselung des AACS-Kopierschutzes vonnöten sind. So soll PowerDVD diese ungeschützt und unverschlüsselt im Arbeitsspeicher des PCs abspeichern und es so ermöglichen, dass man diese auslesen könne. Wo genau er diese gefunden hat, verriet der Urheber allerdings nicht. Fakt ist aber, dass BackupHDDVD diese ausliest und es so möglich macht, Kopien einer HD-DVD zu erstellen, die dann später problemlos von der Festplatte aus abgespielt werden können.

Der Programmierer erklärte in einem Statement, dass es lediglich die frei erhältlichen Dokumentationen zu AACS gelesen und sich darauf hin damit beschäftigt hätte, wie man diese auslesen könne. Die Title Keys liegen dabei auf jeder HD-DVD vor, sind jedoch verschlüsselt und müssen zum Abspielen eines Films jedes Mal wieder entschlüsselt werden.

Anfang Januar möchte muslix64 die Version 1.0 seines Java-Tools veröffentlichen. Dieses soll dann nicht mehr nur die Title Keys sondern auch die „Volume Keys“ der jeweiligen HD-DVD auslesen können und dürfte dadurch „noch mächtiger“ als sein aktuell erhältlicher Vorgänger sein. Laut eigenen Angaben entwickelte er das Programm, weil er sich darüber ärgerte, dass er HD-DVD-Filme nicht auf seinem lediglich mit einer DVI-Schnittstelle ohne HDCP ausgestatteten Display abspielen konnte. Zum Abspielen und Auslesen der hochauflösenden Filme nutzt er übrigens das HD-DVD-Laufwerk der Xbox 360, das seit der Veröffentlichung eines angepassten Treibers auch auf einem PC mit Windows XP seinen Dienst verrichtet.

Cyberlink dürfte allerdings schon bald sein PowerDVD auf den neuesten Stand bringen und diese Sicherheitslücke beseitigen. Darüber hinaus ermöglicht AACS es, als unsicher deklarierten Geräten die Erlaubnis zum Entschlüsseln zu entziehen, so dass eine Wiedergabe durch die derzeit erhältliche Version von PowerDVD nicht mehr möglich wäre. Der Anwender müsste seine Software aktualisieren, um wieder AACS-Medien darstellen zu können. Es wird also durchaus spannend bleiben, denn bislang ist nicht sicher, ob man auch ein solch verbessertes PowerDVD nicht immer noch zum Abspielen von kopierten HD-DVDs nutzen könnte.