Sony PlayStation 3 im Test: Nur heiße Mitochondrien um neuen Cell-Kern?

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Frank Hüber
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Abwärtskompatibilität

Ende Februar gab Sony bekannt, dass man in Europa (CECHCxx) eine im Vergleich zu den Modellen der USA und Japan (CECHAxx) veränderte PlayStation 3 auf den Markt bringen wird, die nicht mehr den „EE+GS“-Chip beinhalten würde, welcher sowohl die „Emotion Engine“ als auch den „Graphics Synthesizer“ der PlayStation 2 in leicht veränderte Form beinhaltete und für eine Abwärtskompatibilität von 97,5 Prozent sorgte.

In Europa wird diese Aufgabe von einer Software-Emulation übernommen, welche neben dem erheblichen Nachteil, dass deutlich weniger alte Spiele problemlos wiedergegeben werden können, auch die Hoffnung für die Zukunft lässt, dass ältere Spiele auf Full-HD-Auflösung skaliert werden können – bislang laufen diese in 576p (Vollbilder mit 720 x 576 Bildpunkten) oder im PAL-Modus. Mit der Firmware 1.60 unterstützt Sony immerhin 1782 von 2541 PlayStation-2-Spielen, was immerhin einer Quote von 72,7 Prozent entspricht. Auch wenn dies auf den ersten Blick bedeutet, dass ein Großteil älterer Spiele auch auf der PlayStation 3 gespielt werden kann, zeigt sich bei einem Blick auf die von Sony veröffentlichte Kompatibilitätsliste, dass viele dieser Spiele nur mit sporadischen oder deutlichen Einschränkungen spielbar sind. Leider lässt Sony den Käufer bei den Titeln, welche nach eigenen Angaben nicht gänzlich fehlerfrei wiedergegeben werden können, völlig im Dunklen darüber, welche Einschränkungen die Titel genau aufweisen.

So soll etwa „Gran Turismo 3“ nur mit sporadischen Einschränkungen laufen, welche wir in eigenen Tests bislang jedoch nicht nachvollziehen konnten. Uns zeigte sich eine problemlose Wiedergabe. Devil May Cry 1, bei dem laut Sonys Kompatibilitätsliste bislang eigentlich keine Einschränkungen bekannt sein sollen, lief spielerisch zwar problemlos, wies jedoch erhebliche Soundfehler auf und „erfreute“ in den Menüs mit einem stark wackelnden, flimmernden Bild. Da „Tomb Raider III: Adventures Of Lara Croft“ für PlayStation 1 in der Kompatibilitätsliste zwar auftaucht und keine Einschränkungen aufweisen soll, allerdings einen anderen Produkt-Code aufweist (SLES-01649) als die uns zur Verfügung stehende Version des Spiels (Produkt-Code SLES-01683) gaben wir auch diesem Titel eine Chance und konnten auf den ersten Blick keine Einschränkungen feststellen. „Mortal Kombat – Deadly Alliance“ für die PlayStation 2, welches nicht in der Kompatibilitätsliste von Sony auftaucht, verweigerte auf der PlayStation 3 gänzlich seinen Dienst. Nach einem kurzen Versuch das Spiel zu starten, bricht die PlayStation 3 ab und teilt dem Benutzer mit, dass dieser Titel leider nicht kompatibel ist. „One Piece Mansion“ für die PlayStation 1 (Produkt-Code SLES-03723) soll auf der PlayStation 3 mit sporadischen Einschränkungen laufen, wovon wir in einem kurzen Test jedoch nichts merken konnten. Einschränkungen, auch sporadische, fanden sich zumindest in den ersten Levels nicht.

Neben einigen „Final Fantasy“-Teilen, die mitunter gar nicht, teilweise zumindest mit sporadischen, oder auch nur mit deutlichen Einschränkungen lauffähig sind, schafft auch „Singstar“ den Sprung auf die PlayStation 3 nicht so recht und läuft höchstens mit „deutlichen Einschränkungen“. Neben Gran Turismo 4 und Metal Gear Solid 2 werden so etwa auch die beiden Guitar-Hero-Teile nicht unterstützt. Einige Spiele haben vor allem mit den Videosequenzen ihre Mühen, welche beispielsweise in Final Fantasy XII nicht im Vollbild und mit Artefakten angezeigt werden.

Es lohnt sich übrigens durchaus auch Demo-CDs einzulegen. So konnten wir eine Demo-Disc von „Point Blank“ (PS1) von Namco ebenso problemlos abspielen wie Suikoden II (PS1), Final Fantasy VIII (PS1) und Ridge Racer (PS1).

Legt man erstmals einen PS2- oder PS1-Titel ein, wird man vom System aufgefordert eine interne Memory-Card zu erstellen und das Spiel neu zu starten. Der Spieler kann dabei wahlweise Memory-Cards für PlayStation 1 mit bis zu 15 Blöcken oder PlayStation 2 erzeugen und, sofern er mehrere erstellt hat, zwischen diesen auswählen.

Die Übersicht über die Spiele ist derzeit noch nicht komplett; nicht aufgeführte Spiele werden durch die Emulation derzeit offiziell nicht unterstützt. Insgesamt ergibt sich auch mit der Kompatibilitätsliste ein eher düsteres Bild für die Abwärtskompatibilität der PlayStation 3. Denn selbst wenn bei einem Spiel bislang keine Einschränkungen bekannt sind, heißt dies wie wir selbst feststellen mussten nicht, dass es problemlos funktioniert. So scheint es unberechenbar, welche PlayStation-2- und PlayStation-1-Spiele unterstützt werden, so dass jeder, der seine alte Konsole frohen Mutes nicht mehr an den Fernseher anschließen möchte, zunächst genau prüfen sollte, ob die eigenen Titel wirklich problemlos wiedergegeben werden können. Da die Kompatibilitätsliste hierbei nur ein erster, nicht immer korrekter Anhaltspunkt ist, ist es an den Kunden, sich durch Erfahrungsberichte gegenseitig zu helfen.

Welchen Stellenwert die Abwärtskompatibilität einnimmt, muss jeder Spieler selbst entscheiden. Sony selbst, möchte sich nach eigenen Angaben statt auf die Abwärtskompatibilität in Zukunft lieber auf kommende Titel für die PlayStation 3 konzentrieren, so dass aus Sicht des Kunden nur gehofft werden kann, dass Sony auch in Zukunft die Arbeiten am Software-Emulator weiter vorantreibt und gerade Neuerscheinungen, die vielleicht auch für den Ein oder Anderen, der keine PlayStation 2 sein Eigen nennt, einen Blick wert sind, für die PlayStation 2 unterstützt werden.

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