Segas Spiele für die PS 3 im Test: Virtua Fighter 5/Tennis 3, Sonic und Snooker

 3/5
Frank Hüber
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Virtua Fighter 5

Die Geschichte von Virtua Fighter beginnt bereits im Jahre 1993 in den Spielhallen, als AM2 das erste 3D-Prügelspiel auf die Automaten brachte. Neun Kämpfer, deren Techniken echten Kampfsportarten nachempfunden waren, traten damals um die virtuelle Meisterschaft an. Von Texturen fehlte seinerzeit jede Spur, so dass Kämpfer und Arenen in reiner Polygongrafik daherkamen. 1995 folgte der Titel auch für Sega Saturn, X32 und ein Jahr später für den PC. Ein Jahr zuvor, 1994, kam bereits Virtua Fighter 2 in die Spielhallen und schaffte es noch 1995 auch auf den Sega Saturn, ehe es 1996 auf den Sega Mega Drive und 1997 auch für den PC umgesetzt wurde. 60 Bilder pro Sekunde, eine höhere Auflösung und erste Texturen verhalfen dem Titel zum Durchbruch.

1997 kam bereits der dritte Teil der Serie in die Spielhalle, wobei sich die technologische Entwicklung wieder einmal auch im Prügelspiel niederschlug. Gouraud Shading verhalf den Akteuren zu einer runderen Form, die Augen der Kämpfer bewegten sich und der Boss-Gegner, ein Roboter, verfügte über eine glänzende Oberfläche, in der sich die Umgebung reflektierte. Zudem verfügte Virtua Fighter 3 als erstes Prügelspiel über unebene Arenen und Begrenzungen, welche sich der Spieler zu Nutze machen konnte.

Vier Jahre später, 2001, erschien Virtua Fighter 4 (Evolution) in den Spielhallen und 2002 kam eine Umsetzung für die heimische PlayStation 2 in den Handel. 11 Kämpfer standen damals zur Wahl, wobei sich Lei Fei und Vanessa Lewis zu den neun bisher verfügbaren Kämpfern gesellten. Statt mit einem Knopf wich man in diesem Teil erstmals mit dem Joystick bzw. Steuerkreuz nach oben und unten aus. Seit 2002 war es, bis auf den Ableger „Virtua Quest“, recht ruhig um die Serie, welche von vielen trotz Dead Or Alive, Tekken und Soul Calibur immer noch als Referenz des gesamten Genres angesehen wird. Erst jetzt feiert Virtua Fighter mit dem fünften Teil auf der PlayStation 3 und in der Spielhalle sein Comeback.

Die Eckdaten des fünften Teils der Serie, welcher erneut von AM2 entwickelt wurde, sind schnell erzählt: Ein bis zwei mindestens 16 Jahre alte Spieler können sich in den HD-Auflösungen 720p und 1080i/p oder der PAL-Auflösung (576i/p) virtuell mit 17+1 Kämpfern die Köpfe einschlagen, müssen auf einen Online-Modus jedoch komplett verzichten. Unter den 17 Kämpfern finden sich mit El Blaze, einem mexikanischen Wrestling-Champion, der den „Lucha Libre“-Kampfstil einsetzt, und Eileen, die – aus China stammend – den „Kou Ken“-Kampfstil (einen „Monkey Kung Fu“-Stil) beherrscht, den sie von ihrem Großvater gelernt hat, auch zwei neue Gesichter. Als Endgegnerin kommt wieder einmal Dural zum Zuge, ein silbernes Etwas, das sich mit einer Mischung der anderen Kampfstile zur Wehr setzt. Hier hätte Sega etwas mehr Einfallsreichtum beweisen können. Jeder Kämpfer verfügt, wie es sich für einen Titel der Serie gehört, über eigene Bewegungsabläufe und Kampftechniken, die unterschiedlichen Kampfsportarten nachempfunden wurden. Theoretisch kommt auch Virtua Fighter 5 erneut mit lediglich drei Tasten aus (Schlagen, Blocken, Treten), mit deren Kombination untereinander oder mit dem Steuerkreuz sämtliche Aktionen ausführen lassen. An der grundsätzlichen Steuerung hat sich somit nicht viel verändert. Dank eines neuen „Offensive Move“-Systems kann man die Gegner nun aber auch von der Seite angreifen, was neue Möglichkeiten eröffnet.

Virtua Fighter 5

Obwohl Virtua Fighter 5 die volle HD-Auflösung 1080p unterstützt, sei an dieser Stelle angemerkt, dass man das Spiel nach Möglichkeit lieber in 720p genießen sollte, da es sich beim 1080p-Modus lediglich um eine hochskalierte Auflösung von 960 x 1080 Pixeln handelt, die auf dem Bildschirm zu einem schlechteren Resultat als der 720p-Modus mit 1280 x 720 Pixeln führt. In 720p erhält man praktisch das gewohnte Bild aus der Spielhalle mit flüssigen 60 Bildern pro Sekunde, die auch zu keiner Zeit durch Slowdowns getrübt werden. Die Kämpfer überzeugen durch eine detaillierte Darstellung, schöne und abwechslungsreiche Kostüme, sehen aber leider alle etwas künstlich aus, da AM2 die Charaktere komplett mit einem reflektierenden Bump-Mapping überzogen hat, so dass die Haut unnatürlich – fast wie Plastik – aussieht. Auch mit dem Argument, dass die Kämpfer eingeölt wären, lässt sich dieser Umstand nicht verschmerzen, zumal die Charaktere und ihre Kleidung während eines Kampfes nicht schmutzig werden oder Verletzungen davon tragen. Auch auf herunterlaufenden Schweiß, wie man ihn aus anderen Sporttiteln kennt, muss man bei Virtua Fighter 5 leider verzichten. In dieser Hinsicht hat man sich einiges Potential für die Zukunft offen gelassen. Das Self-Shadowing ist hingegen durchaus gelungen.

Während sich die Kämpfer dank geschmeidiger Animationen und umher wehender Kostüme und Haare aber dennoch auf einem hohen Niveau präsentieren, fallen die insgesamt 18 Arenen etwas ab. So sind sämtliche Arenen entweder durch einen Käfig, eine flache Umrandung oder einen kleinen Abgrund begrenzt. Diese Absperrungen können nicht wie noch in Virtua Fighter 4 komplett zerstört werden und weisen immer dieselben Spuren der Verwüstung auf, wenn ein Kämpfer gegen sie geschleudert wird. Fällt ein Kämpfer über die Abgrenzung oder von der Plattform, wird der Kampf mit einem „Ring-Out“ beendet. Unterschiedliche Ebenen werden nicht geboten, so dass man sich nicht – wie beispielsweise in Dead Or Alive – aus luftiger Höhe über mehrere Ebenen bis auf Meeresniveau prügeln kann. Dies stellt selbst für Virtua Fighter einen Rückschritt dar, wenn man an den dritten Teil der Serie denkt. Während einige Arenen zumindest optisch gefallen, fehlt es insgesamt etwas an Interaktion und Abwechslung im Hintergrund. Zuschauer sieht man selten und auch sonst gestaltet sich das Geschehen im Hintergrund – mit wenigen Ausnahmen – eher ruhig. Äußerst löblich ist hingegen, dass Virtua Fighter 5 als einer der wenigen Launchtitel von der Möglichkeit Gebrauch macht, Spieldaten auf die Festplatte der PlayStation 3 zu übertragen, um die ohnehin erträglichen Ladezeiten weiter zu verkürzen. Diese Funktion hätten wir uns auch bei einigen anderen Titeln gewünscht, bei denen die Ladezeiten deutlich negativer auffallen als bei Virtua Fighter 5.

Neben einem Arcade-Modus, in dem man sich auf sieben Ebenen mit computergesteuerten Gegnern prügelt, bietet Virtua Fighter 5 auch einen Versus-Modus, um gegen einen menschlichen Kontrahenten anzutreten, und einen Trainings- (Dojo) und Quest-Modus. Doch leider stellt auch der Trainingsmodus einen Rückschritt im Vergleich zu früheren Versionen dar. So kann man im Trainingsmodus zwar die gesamte Moveliste der Kämpfer einsehen und so die einzelnen Aktionen erlernen, einen Tutorial-Modus, wie man in noch in Virtua Fighter 4 Evolution fand, werden jedoch vor allem Neulinge der Serie schmerzlich vermissen. Demo-Animationen und eingeblendete Tastendruckpunkte erleichtern dennoch das Erlernen schwieriger Kombinationen. Im Quest-Modus kann sich der Spieler in vielen Spielhallen auf Turniere, zu denen man im Verlauf der Kämpfe immer wieder eingeladen wird, vorbereiten und seinen eigenen Rang verbessern. Die gesamte Aufmachung erinnert dabei stark an einen Online-Modus, in dem man sich mit menschlichen Gegnern messen kann. Auch wenn die Zeitverzögerung des Online-Spielens gerade bei Prügelspielen ein großes Problem darstellt, wäre zumindest eine globale Rangliste möglich gewesen. Doch da dieser Modus dem Spiel leider komplett fehlt, muss man sich mit computergesteuerten Kontrahenten begnügen. Dem Spieler stehen dabei von Beginn an sämtliche Spielhallen, die sich meist nach Schwierigkeitsgrad staffeln, offen, so dass man selbst entscheiden kann, mit welcher Klasse von Gegnern man sich messen möchte. Der Schwierigkeitsgrad steigt so nach eigenen Wünschen, so dass auch Anfänger nicht überfordert werden. Durch die Kämpfe im Quest-Modus kann man jedoch nicht nur seinen Rang verbessern, sondern erhält auch immer wieder Geld oder spielt Accessoires und Kleidungsstücke frei, welche man dann mit dem in Kämpfen und Turnieren erspielten Geld erwerben kann. Dank der Charaktergestaltung kann der Spieler das Aussehen des eigenen Kämpfers so seinen individuellen Wünschen anpassen. Neben unzähligen Accessoires besitzt jeder Kämpfer vier verschiedene Outfits, von denen anfänglich nur zwei ausgewählt werden können.

Im Quest-Modus findet sich neben vielen Spielhallen auch das eigentliche Ziel des Spiels: die fünfte Kampfsport-Weltmeisterschaft, auf die man sich in den anderen Hallen vorbereiten soll. Während sich die Kämpfer jedoch auf ein einfaches Turnier vorbereiten, hat der Geldgeber, die Organisation J6, ganz andere Pläne und arbeitet an dem geheimen Dural-Programm. Um die Weltherrschaft an sich zu reißen, arbeitet das Unternehmen an einem unbesiegbaren Kampfroboter, Dural, der von einem Menschen nicht zu unterscheiden sein soll. Die erste Generation dieses Kampfroboters hat der Spieler in der vierten Kampfsport-Weltmeisterschaft besiegt, woraufhin Vanessa von J6 entführt wurde, sich jedoch befreien konnte. Doch eine verbesserte Variante des ersten Kampfroboters, V-Dural, verfügt nun zusätzlich über die Fähigkeiten von Vanessa. J6 möchte mit der fünften Kampfsport-Weltmeisterschaft deshalb sowohl herausfinden, welcher Verräter Vanessa zur Flucht verholfen hat, als auch testen, ob der Kampfroboter V-Dural stark genug ist, um gegen die besten Kämpfer der Welt zu bestehen. Echtzeit-Kommentare sollen das Spielgeschehen akustisch in Szene setzen und kommentieren einzelne Moves der Akteure. Insgesamt wirkt die akustische Umsetzung jedoch eher unauffällig und bietet fast ausschließlich bekannte Effekte.

Fazit: Alles in Allem überzeugt Virtua Fighter 5 trotz einiger spielerischen Rückschritte im Vergleich zum Vorgänger. Es bietet sehr schöne Animationen und Spielermodelle, ein ausgewogenes Kampfsystem und lässt sich vor allem sehr gut spielen. Neuerungen sind hingegen kaum verwirklicht worden. Der Quest-Modus erweist sich schlussendlich motivierender als man anfänglich vermutet. Das (Preis-)Geld fließt am Anfang allerdings etwas spärlich, so dass man einige Kämpfe absolvieren muss, ehe man sich individuelle Accessoires leisten und seinen Kämpfer individualisieren kann. Wer Virtua Fighter 4 Evolution auf der PlayStation 2 sein Eigen nennt – auf der PlayStation 3 läuft dieser Titel leider nur mit starken Einschränkungen –, muss nicht auf den neuen Teil der Serie umsteigen, sofern man auf ein grafisches Update verzichten kann. Alle anderen Besitzer einer PlayStation 3 sollten sich Virtua Fighter 5 dringend genauer ansehen und ernsthaft über einen Kauf nachdenken. Sich Abende lang gemeinsam mit Freunden gegenseitig virtuell den Hintern zu versohlen, hat neben dem Einzelspielermodus seinen ganz besonderen Reiz. AM2 hat sich mit Virtua Fighter 5 jedoch viel Spielraum für Verbesserungen gelassen, so dass man sich auf einen sechsten Teil der Serie freuen darf, der hoffentlich nicht wieder so lange auf sich warten lassen wird.