ATi Radeon HD 3650 im Test: Die alte Mittelklasse aufgerüstet

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Wolfgang Andermahr
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Technische Daten

Radeon
HD 2600 XT
Radeon
HD 3650
PowerColor
3650 Xtreme PCS
GeForce
8600 GT
Logo ATi Radeon Graphics ATi Radeon Graphics ATi Radeon Graphics GeForce 8600 GTS
Chip RV630 RV635 RV635 G84
Transistoren ca. 390 Mio. ca. 378 Mio. ca. 378 Mio. ca. 289 Mio.
Fertigung 65 nm 55 nm 55 nm 80 nm
Chiptakt 800 MHz 725 MHz 800 MHz 540 MHz
Shadertakt 800 MHz 725 MHz 800 MHz 1190 MHz
Shader-Einheiten
(MADD)
24 (5D) 24 (5D) 24 (5D) 32 (1D)
FLOPs (MADD/ADD) 192 GFLOPS 174 GFLOPS 192 GFLOP/s 114 GFLOPS*
ROPs 4 4 4 8
Pixelfüllrate 3200 MPix/s 2900 MPix/s 3200 MPix/s 4320 MPix/s
TMUs 8 8 8 16
TAUs 16 16 16 16
Texelfüllrate 6400 MTex/s 5800 MTex/s 6400 MTex/s 8640 MTex/s
Shader-Model SM 4 SM 4.1 SM 4.1 SM 4
Hybrid-CF/-SLI X X X X
Speichermenge 256 GDDR3 256 GDDR3 512 GDDR3 256 GDDR3
Speichertakt 700 MHz
(1100) MHz
800 MHz 900 MHz 700 MHz
Speicherinterface 128 Bit 128 Bit 128 Bit 128 Bit
Speicherbandbreite 22400 MB/s
35200 MB/s
25600 MB/s 28800 MB/s 22400 MB/s

Die ATi Radeon HD 3650 basiert auf der RV635-GPU, die im modernen 55-nm-Prozess bei TSMC hergestellt wird, 378 Millionen Transistoren umfasst und über 24 5D-Vektorshadereinheiten verfügt. Somit konnte man gegenüber dem Vorgänger RV630 einige Transistoren einsparen, obwohl die Anzahl sämtlicher Ausführungseinheiten identisch geblieben und einige neue Features in den RV635 implementiert worden sind. Die 5D-Einheiten können sich theoretisch im Verhältnis 1:1:1:1:1 aufsplitten (wobei sie sich dann wie Skalarshader verhalten), jedoch müssen die Operationen dafür vollkommen unabhängig voneinander sein. Sind sie hingegen voneinander abhängig, warten einige ALUs auf die Ergebnisse der anderen und stehen still. Der Thread-Scheduler versucht dies zu verhindern und die ALUs mit anderweitigen Aufgaben zu belegen, doch ist dazu eine Menge Treiberoptimierung von Nöten. Jede ALU kann auf dem RV635 eine MADD-Operation (Multiply-ADD) pro Takt durchführen. Darüber hinaus setzt die ATi Radeon HD 3650 auf 8 Textureinheiten, die pro Takt 8 Pixel texturieren und 16 Pixel adressieren können.

Die Anzahl der ROPs liegt bei vier Einheiten. Pro Takt können acht Z-Operationen (Sichtbarkeitsprüfungen von Pixel, die je nach Ergebnis gar nicht erst gerendert werden) ausgeführt werden. Das Multi-Sampling-Shader-Resolve wird auf dem RV635 wie auf dem Vorgänger RV630, der auf der Radeon HD 2600 verwendet wird, selbst für einfache Anti-Aliasing-Modi mit dem Box-Filter in den Shadereinheiten durchgeführt. Normalerweise ist dies Aufgabe der ROPs, was auf dem RV635 aber nicht funktioniert. Ob dies nun Absicht von ATi, oder ein Fehler im Chipdesign ist, wird wohl auf Ewig ein Geheimnis bleiben. Die GPU taktet auf der Radeon HD 3650 mit 725 MHz. Das Speicherinterface ist auf der Grafikkarte 128 Bit breit und mit 800 MHz an die GPU angebunden. Auf dem Referenzdesign von ATi werden 256 MB verbaut, die sich aus acht 32 Megabyte große Speicherchips zusammensetzen. Auf Wunsch kann der Hersteller den Speicher auf 512 MB verdoppelt, indem 64-Megabyte-Module eingesetzt werden. Der Speichercontroller auf dem RV635 setzt sich aus zwei 64-Bit-Kanälen zusammen.

Mit diesen technischen Spezifikationen hat die Radeon HD 3650 gegen die Radeon HD 2600 XT teilweise sogar das Nachsehen. So sind die Füllrate sowie die theoretische Shaderleistung etwas geringer als auf der Radeon HD 2600 XT. Allerdings sollte die neue Grafikkarte dies durch die verbesserte Effizienz der RV635-GPU wieder wett machen. Spätestens hier ist aber dennoch klar, dass die Leistung (wenn überhaupt) nicht groß über der der Radeon HD 2600 XT liegen wird. PowerColor war dies wohl nicht genug, weswegen die eigene „Radeon HD 3650 Xtreme PCS“ mit höheren Taktraten daher kommt. Die Frequenz der GPU liegt mit 800 MHz auf dem Niveau der alten Radeon HD 2600 XT, während der Speichertakt um 100 MHz auf 900 MHz aufgebohrt worden ist. Den VRAM hat man zudem auf 512 MB verdoppelt – interessanterweise gibt es mehr 512-MB- als 256-MB-Exemplare der Radeon HD 3650, obwohl dies leistungstechnisch nicht notwendig ist.

Die Radeon HD 3650 unterstützt den Direct3D-10.1-Standard, der mit dem Service Pack 1 in Windows Vista Einzug halten wird. Die „PowerPlay“ genannte und aus den Notebook-Chips bekannte Technologie sorgt für einen niedrigen Stromverbrauch, indem Taktraten und Spannungen im Idle-Modus gesenkt und nicht benötigte Chipteile deaktiviert werden. Der Unified Video Decoder (UVD) ist ohne Abstriche auch auf der HD 3650 an Bord und kümmert sich um die Beschleunigung von HD-Videos. Die Grafikkarte ist PCIe-2.0-kompatibel.

RV635-GPU copy
RV635-GPU copy

*Die von uns angegebenen GFLOP-Zahlen der G80-Grafikkarten entsprechen dem theoretisch maximalen Output, wenn alle ALUs auf die gesamte Kapazität der MADD- und MUL-Einheiten zurückgreifen können. Dies ist auf einem G80 allerdings praktisch nie der Fall. Während das MADD komplett für „General Shading“ genutzt werden kann, hat das zweite MUL meistens andere Aufgaben und kümmert sich um die Perspektivenkorrektur oder arbeitet als Attributinterpolator oder Special-Function-Unit (SFU). Mit dem ForceWare 158.19 (sowie dessen Windows-Vista-Ableger) kann das zweite MUL zwar auch für General Shading verwendet werden, anscheinend aber nicht vollständig, da weiterhin die „Sonderfunktionen“ ausgeführt werden müssen. Deswegen liegen die reellen GFLOP-Zahlen unter den theoretisch maximalen.