Microsoft droht mit feindlicher Übernahme

Jirko Alex
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Microsoft setzte dem Vorstand des angeschlagenen Internetriesen Yahoo nun eine Frist, um auf das bekannte Angebot des Redmonder Software-Konzerns zu reagieren. Andernfalls werde Microsoft direkt an die Yahoo-Aktionäre herantreten und eine feindliche Übernahme anstreben.

Microsoft-Chef Steve Ballmer teilte dieses Vorgehen dem Yahoo-Vorstand gestern in einem offenen Brief auf der Webseite des Unternehmens mit. Er wolle eine Einigung bis zum 21. April erreichen oder – sollte dies nicht möglich sein – den direkten Weg über die Aktionäre wählen. Dabei werde man sich auch darum bemühen, einen anderen Vorstand für Yahoo wählen zu lassen. Microsoft erwägt diese Schritte nach eigener Aussage, da sich seit dem Bekanntwerden der Übernahme-Offerte Anfang Februar nichts zwischen den beiden Konzernen bewegt habe. Yahoo kanzelte das Übernahmeangebot als zu gering ab, obwohl der gebotene Betrag den damaligen Wert je Aktie um über 60 Prozent überstieg. Der Internetriese um Chief-yahoo Jerry Yang sieht den eigenen Geschäftswert jedoch höher an als von Microsoft berücksichtigt und sucht seit über zwei Monaten nach Alternativen zu den Redmondern.

Dieses Gebaren könnte sich nun als Fehler herausstellen, sollte in den nächsten drei Wochen keine Einigung erzielt werden können. So bekundeten bereits vor Wochen viele Yahoo-Aktionäre Interesse an dem Microsoft-Angebot. Würde der Windows-Hersteller direkt an diese herantreten und Yahoo-Anteile kaufen oder eintauschen, könnte Microsoft letztendlich sogar weniger zahlen als die gebotenen 31 US-Dollar je Aktie. Zudem steht noch am 22. April der Quartalsbericht von Yahoo an. Es wird erwartet, dass dieser nicht übermäßig rosig ausfällt, was den Redmondern in die Hände spielen würde.

Jerry Yang steht also gehörig unter Druck, nachdem weder eine Alternative zu Microsoft gefunden wurde, noch eine Erhöhung des Milliardenangebots in Aussicht steht – eher das Gegenteil ist der Fall. Microsoft kann sich unterdessen einer Übernahme immer sicherer sein; eine feindliche Übernahme würde eine reibungslose Fusion allerdings verlangsamen und so vielleicht auch die Konkurrenzfähigkeit des „Microhoo“-Konzerns gegenüber Google einschränken. Synergieeffekte sind schließlich nur schwer gegen Widerstände durchzusetzen.

Vielen Dank an Cerberus für den Hinweis zur News!

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