AMD Phenom II X4 945 und 955 Black Edition im Test: Angriff auf die Spitze

 33/36
Volker Rißka
304 Kommentare

AMD OverDrive 3.0

Mit dem Phenom II X4 955 Black Edition schickt AMD auch das neue OverDrive 3.0 ins Rennen, das einige Überraschungen bereit hält. Auf dem Papier sieht das erst einmal ganz spannend aus.

Smart Profiles - Der Turbo-Modus
Spezielle Speicherprofile sollen die Performance eines mit einem Phenom II X4 955 BE bestückten Systems um bis zu acht Prozent erhöhen; mit den „Smart Profiles“ wird sogar eine Methode ähnlich Intels Turbo Modus eingeführt. Dieses System erlaubt es, in OverDrive spezielle Anwendungen zu optimieren, da ein Großteil der aktuellen Software schlichtweg noch nicht für vier Kerne ausgelegt ist.

AMD OverDrive - Smart Profiles
AMD OverDrive - Smart Profiles

Wenn eine Anwendung maximal zwei Kerne nutzt, werden mit der Software Kern 1 und 2 des Prozessors um eine Multiplikatorstufe nach oben und die Kerne 3 und 4 gleichzeitig um eine Stufe nach unten angepasst. Ähnlich wie bei Intel soll der Prozessor dabei nicht seine vorgegebene TDP von 125 Watt überschreiten. AMD erwartet durch diese Maßnahme in unterstützten Anwendungen Performancegewinne von bis zu fünf Prozent und zeigt dies anhand von Far Cry 2.

AMD OverDrive - Performancegewinne mit Smart Profiles
AMD OverDrive - Performancegewinne mit Smart Profiles

Die ersten Beta-Versionen vom neuen OverDrive 3.0 besaßen noch keine vordefinierten Smart Profiles. Quasi in letzter Minute hat man jedoch einige Profile zur Verfügung gestellt, so dass wir uns selbst an dem Tool versuchen durften. Zum Ende des Tests lagen uns (im Beta-Status) Profile für die folgenden Anwendungen/Spiele vor: 3DMark05, 3DMark06, PCMark05, Mirrors Edge, Blazing Angels 2, Fear, Fear 2, Call of Duty: World at War, Unreal Tournament 3, Dead Space, Quake4, GTA IV, Company of Heroes, Stalker: Clear Sky, Enemy Territories: Quake Wars, Left 4 Dead, Call of Juarez, Hawx, Crysis, Far Cry 2, Race Driver Grid und Fallout 3. Von „Zeit zu Zeit“ will AMD neue Profile online zur Verfügung stellen.

Die folgende Grafik zeigt die verfügbaren Smart-Profile-Optionen. Im ersten Schritt wird in OverDrive die entsprechende Anwendung geladen (hier 3DMark05), die jederzeit aktiviert oder deaktiviert werden kann. Anschließend – Punkt 2 – kann man entweder mit den mitgelieferten Profilen von AMD arbeiten oder selbst Hand anlegen. Da wir alle zur Verfügung stehenden Optionen zeigen wollen, wählen wir „Custom“. Im markierten Feld 3 wird die Prozesspriorität festgelegt, ähnlich wie man das vom Windows Taskmanager kennt. Unter Punkt 4 findet die Zuordnung der Prozessorkerne statt. Wenn man definitiv weiß, dass ein Programm nur zwei Kerne nutzt, wählt man eben genau zwei dieser Kerne aus, welche im Punkt 5 dann eingerichtet werden. Dabei kann man die Anzahl der Multiplikatorschritte für die betreffenden Kerne nach oben respektive unten festlegen.

OverDrive 3.0 mit kleinem Turbo-Modus
OverDrive 3.0 mit kleinem Turbo-Modus

Die Theorie klingt erst einmal recht gut und einfach, doch unter Windows Vista 64 Bit haben wir auch prompt mit einigen Krankheiten zu kämpfen, die dafür sorgen, dass wir mit den Profilen nicht umgehen können. Die angeblich vorgefertigten Profile waren nicht zu finden. Wir konnten zwar eine Anwendung bestimmen und dafür ein Custom-Profil erstellen, jedoch konnte man die Haken bei den Kernen nicht setzen bzw. werden diese nicht angezeigt. Also versuchen wir unser Glück mit einem Schuss ins Blaue, stellen die ersten beiden Kerne auf +2 (3,6 GHz), die beiden anderen auf -2 (2,8 GHz), die Spannung zur Sicherheit auf 1,55 Volt. Und siehe da: Es geht, CPU-Z und auch der OverDrive-Status-Monitor bestätigen die getätigten Einstellungen, die man nicht sieht. Höchste Zeit für einen Benchmarkdurchlauf.

AMD OverDrive 3.0 – Einstellung
AMD OverDrive 3.0 – Einstellung
AMD OverDrive 3.0 – Auswirkung
AMD OverDrive 3.0 – Auswirkung

Das Problem bei der Einstellung wurde jedoch schnell deutlich. Es arbeiten anscheinend stetig nur noch zwei Kerne; die heruntergetakteten werden mitunter gar nicht genutzt. Egal welche Haken wir gesetzt haben, es führte zum gleichen Ergebnis: das Spiel Far Cry 2 läuft mit 64 anstatt 74 Bilder pro Sekunde deutlich langsamer als vorher. Wir haben das Prozedere auch noch einmal mit 3DMark06 wiederholt. Auch hier fällt die CPU-Score von 4.450 auf 2.860 Punkten ab – ein Wert, der am ehesten einem ähnlich getakteten Dual-Core-Prozessor entspricht. Entweder sind die von AMD vorgegebenen Anwendungen also ungeeignet, oder das Programm hat es nicht so drauf, wie AMD sich das wünscht. Da aller guter Dinge aber bekanntlich drei sind, haben wir mit Crysis ein wirklich altes Spiel herausgesucht, dass doch mit zwei Kernen gut klarkommen sollte. Und siehe da, es tut sich etwas. Die Performance stieg bei gleichen Einstellungen mit +2/-2 um neun Bilder pro Sekunde von 136 auf 145 FPS in der Auflösung von 800 x 600 Bildpunkte mit geringen Details. Eine von drei direkt von AMD aufgeführten Anwendungen hat also tatsächlich davon profitiert. Hätten wir allerdings direkt im BIOS auf 3,6 GHz übertaktet, wären alle drei Anwendungen schneller gelaufen. Der Weisheit letzter Schluss ist diese Funktion im bisherigen Zustand also nicht.

DDR3 Memory Profile
Auch das zweite Feature wollte seinen Dienst nicht zufriedenstellend verrichten. Ohne richtiges BIOS ist die Option „Black Edition Memory Profile“ (BEMP) erst einmal gar nicht zugänglich. Im Grunde genommen handelt es sich um ein Feature ähnlich Intels XMP oder Nvidia EPP, nur das zwingend ein abgesegnetes BIOS benötigt wird. Dieses spezielle, für die Funktion BEMP benötigte BIOS wurde von AMD zur Verfügung gestellt. Es aktivierte zwar die neue Funktion des DDR3-Speicherprofils im Ai-Tweaker-Menü unseres Asus M4A79T Deluxe, jedoch konnten wir dieses BIOS nach einigen selbst getätigten Einstellungen nicht abspeichern. Es blieb maximal der Weg über die Default-Einstellungen bis ins Windows, dabei ist das DDR3-Speicherprofil aber ironischerweise deaktiviert. Die BIOS-Version 0037 (von Asus gibt es eine Version 0902) wird von CPU-Z korrekt erkannt, doch das allein hilft auch nicht weiter. Denn der Klick auf „Update“ im jetzt zugänglichen Punkt in AMD OverDrive brachte schlichtweg kein Ergebnis, was daran liegt, dass AMD erneut keine Profile bereit gestellt hat. In der Theorie sollte OverDrive die Module erkennen und online nach vergleichbaren Modulen suchen. Damit fällt schlussendlich auch dieser Test ins Wasser. Sollten wirklich immer spezielle BIOS-Versionen eines Herstellers nötig sein, dürfte dieses Feature zu Beginn quasi nicht nutzbar sein.

Mainboard mit speziellem AMD-OverDrive-BIOS ..
Mainboard mit speziellem AMD-OverDrive-BIOS ..
.. denn ohne spezielles BIOS geht nichts ..
.. denn ohne spezielles BIOS geht nichts ..
.. mit diesem aber auch nicht wirklich mehr
.. mit diesem aber auch nicht wirklich mehr

Wie lautet also das Fazit von AMD OverDrive 3.0 am Tag vor der offiziellen Vorstellung? Ein wirkliches Ergebnis können wir schlichtweg nicht vorzeigen, da wir nur mit Krankheiten, Problemen und Fehlern zu kämpfen hatten. Es bleibt nur zu hoffen, dass die finale Version von AMD OverDrive nicht mehr die diversen Fehler der Beta 3.0.1 mit dem Stand von Mitte März enthält. Denn aktuell ist das Programm im Sinne der Neuheiten kaum zu gebrauchen, lediglich die bisher schon bekannten Features arbeiten problemlos. Ein Garantieverlust bei der Anwendung dieses Tools und daraus entstandenen Problemen ist jedoch nach wie vor mit von der Partie.