New Super Mario Bros. Wii im Test: Auch nach 30 Jahren noch ein Hit

Sasan Abdi
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New Super Mario Bros. Wii im Test: Auch nach 30 Jahren noch ein Hit

Vorwort

Eigentlich herrscht auch für den Videospiele-Bereich die gängige Meinung vor, dass sich eine potente Marke stetig weiterentwickeln und neuerfinden muss, um am harten Markt bestehen zu können. Und tatsächlich finden sich bis in die Gegenwart viele Beispiele, die beweisen, dass stetige Aufgüsse ohne große Innovationen fast zwangsweise dazu führen, dass einst schillernde Spiele-Serien zu bemitleidenswerten Produkten verkümmern.

Doch es geht auch anders. Der Erfolg der Super Mario Brothers ist hierfür eines von wenigen, dafür aber ein in der Tat herausragendes Beispiel: Seit den 1980er Jahren sorgt die schnauzbärtige Klempnerfamilie regelmäßig für heitere Videospiel-Stunden, wobei sich das grundlegende Prinzip trotz mancher Änderung niemals allzu stark von der Kern-Idee entfernt hat. Selbiges gilt auch für den neuesten Spross aus der bunten Spiele-Familie, der für die Wii erschienen ist und auf den Namen „New Super Mario Bros Wii“ (NSMBW) hört. In diesem Test soll geklärt werden, ob auch NSMBW auf Basis der alten Tugenden überzeugen kann.

NSMBW auf einen Blick

Natürlich ist das obige Vorwort nicht wörtlich zu nehmen, denn selbstverständlich hat es auch im Rahmen der Mario-Marke einige Entwicklungen und Veränderungen gegeben, was bereits alleine anhand der vielen unterschiedlichen Plattformen, für die über die Jahre hinweg entsprechend viele Titel erschienen sind, einleuchtet. Damit einher ging auch so mancher storytechnischer Hakenschlag und auch technisch hat sich natürlich einiges getan. Bestes Beispiel für Entwicklungen im letzteren Bereich ist abseits der offensichtlichen stetigen visuellen Aufwertung die auf dem N64 gewagte Einführung einer 3D-Welt, die neben einer wesentlich komplexeren Steuerung auch andere ungewohnte Probleme wie die Implementierung einer sinnvollen Kameraführung mit sich brachte und dabei nicht zur Gänze überzeugen konnte.

Trotz dieser Einschränkungen ist die Aussage, dass sich viel Konstanz in der Entwicklung wiederfindet, durchaus nicht aus der Luft gegriffen, wenn man sich vor Augen führt, dass es beispielsweise auch bei „New Super Mario Bros Wii“ gut 20 Jahre nach der ersten Präsenz der Klempner-Brüder erneut darum geht, die vom Ober-Fiesling Bowser entführte Prinzessin vor einem tristen Dasein als geklautes Schmuckstück zu bewahren. Unterstrichen wird diese Konstanz durch die Rückbesinnung auf alte Werte auch im visuellen Bereich: So gilt es, die mindestens sieben Stunden Spielzeit und insgesamt acht Welten zur Rettung der Prinzessin in bewährter aber sicher kontroverser 2D-Grafik zu bestehen; kontrovers deshalb, weil eine solche grafische Umsetzung an anderer Stelle selbst bei einer toleranten Spielerschaft wie den Wii-Besitzern für einen Aufschrei hätte sorgen können.

An dieser Stelle bedingen sich dann aber überraschend Vergangenheit und Gegenwart der Existenz der Klempner-Brüder. Denn statt altbacken zu wirken, kommt der Blick auf die 2D-Welt von NSMBW einer kleinen Befreiung gleich: Endlich wieder Mario wie man ihn kennt und liebt. Vielleicht spielt dabei auch die gute alte Nostalgie eine gewisse Rolle, denn in der Summe erinnert der Titel vom Feeling und Handling her tatsächlich an die in der Jugend vor dem ersten Gameboy verplemperten Zugfahrten in die großen Ferien.

Beim Stichwort „Handling“ lässt sich allerdings wieder sagen, dass sich natürlich etwas verändert hat, denn die schräg gehaltene Wiimote fühlt sich nun wahrlich nicht wie ein Gameboy oder ein SNES-Pad an. Außerdem gibt es auch so manche neue Funktion in der Steuerung zu bestaunen: Dank der Wii-Funktionalität können sich die NSMBW-Charaktere in Pirouetten durch die Luft springend fortbewegen, Gegenstände wie Fässer oder zu Eisblöcken erstarrte Gegner durch die bunten Welten schleudern oder einen steilen Hang auf dem Hintern herunterrutschen. Dabei lässt sich für alle neuen Funktionen sagen, dass die Implementierung intuitiv und wunderbar sauber erfolgt ist, was einem flüssigen Spielfluss sehr zuträglich ist.

Auch die Übersichtskarten fallen einfach aber gut aus
Auch die Übersichtskarten fallen einfach aber gut aus

Das „Feeling“ bleibt sich ebenfalls treu, auch wenn es hier genauso manche Neuerung zu bewundern gibt. Insgesamt wirkt die nach wie vor betont einfach gehaltene Welt in NSMBW erstaunlich Mario-authenthisch, was sicher auch daran liegt, dass offensichtliche viele Entwicklungsressourcen ins Level-Design geflossen sind. So kann man sich wie gewohnt über zahlreiche Abschnitte und Gebiete samt Verstecken und Schlupfwinkeln freuen, die in ihrer Fülle und Abwechslung sogar zu einem abermaligen Durchspielen einladen und keinerlei Wünsche offen lassen. Für ausreichend Abwechslung im Bereich der Umgebungen und Anforderungen ist ebenfalls gesorgt, da die acht Welten in unterschiedlichen Gebieten wie der Wüste oder einer Eislandschaft angesiedelt sind. Dementsprechend variantenreich fallen die notwendigen Bewegungsabläufe aus: Der Spieler springt in gewohnter Manier über tiefe Abgründe, flitzt vor herab fallenden Deckenteilen über den Bildschirm, hangelt sich an Seilen entlang über die Lavaflut, weicht gefährlichen Spitzen und allerlei Getier aus, lässt sich von drehenden Zahnrädern und Würfeln durch die Gegend befördern und sprintet unter Zeitdruck der Zielfahne entgegen, um dann Bowser und seine Getreuen aufs Korn zunehmen – Super Mario wie es leibt und lebt.

Neue Items in Aktion

Verstärkt wird das Ganze durch die Verfügbarkeit von altbewährten Items wie dem Stern oder Pilz, die durch einige neue Objekte sinnvoll ergänzt werden: Mit dem Pinguinfrack gleitet man beispielsweise auf dem Bauch liegend elegant durch die Eislandschaft, während einen der Kopfpropeller (siehe Bild oben) durch ein Schütteln der Wiimote in windige Höhen gleiten lässt, die alle Sorgen um die unten drohenden Abgründe vergessen macht. Dass weiterhin Münzen gesammelt werden können, um schließlich ein Extraleben zu erhalten, muss fast nicht erwähnt werden.

Ähnlich Mario-klassisch gestaltet sich die musikalische Untermalung, die mit typischen Sounds aus allen Genres und mit einer stets eigenen Interpretation angepasst an die jeweilige Umgebung einen guten Eindruck hinterlässt. Und auch der Schwierigkeitsgrad fällt nicht überraschend aus: Während selbst Anfänger die ersten Level aufgrund des einfachen Spielprinzips locker meistern, werden die Anforderungen mit dem näher rückenden Finale deutlich größer, sodass man je nach individuellen Fähigkeiten bereits in der dritten Welt mächtig ins Schwitzen geraten kann. Mario-Veteranen wird dies freuen; Anfänger können sich des Autopiloten bedienen.

Womit wir schließlich beim einzigen wirklich neuen Element wären. Denn tatsächlich neu und ein wenig gewöhnungsbedürftig ist nur der Mehrspieler-Modus, bei dem lokal bis zu vier Spieler gemeinsam und gleichzeitig die Welten meistern können. Dies funktioniert insgesamt erstaunlich gut, da sogar das vermutende Problem der Kameraführung durch geschickte Heraus- und Hereinzoomen solide gelöst wird. Trotzdem dürfte der Modus nicht jeden Mario-Spieler vollends überzeugen. Zum einen dürfte der Bildschirm vielen Spielern gerade bei drei Mitstreitern zu voll ausfallen; zum anderen müssen sich die Spieler idealerweise auf einem spielerischen Niveau bewegen, da das schwächste Glied in der Kette ansonsten häufig zurückfällt, was auf der einen Seite für Frust und auf der anderen Seite wegen der Wartezeiten für Langeweile sorgen kann. Dennoch stellt der Mehrspielerpart gerade für unverkrampfte Party-Runden oder für zwischendurch eine nette Dreingabe dar. Online funktioniert das Ganze übrigens nicht, was mit Blick auf die technische Konzeption und die Notwendigkeit vollständiger Lagfreiheit allerdings zu verschmerzen ist.

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