Grafikkarten-Kühler im Test: Prolimatech, Xigmatek, Arctic-Cooling und Scythe

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Martin Eckardt
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Leistungsvergleich

Referenzausstattung und Probleme

Beim Vergleich aktueller VGA-Serienkühlsysteme mit unserem Testfeld stellt sich der Leser vielleicht die Frage, warum die Grafikkartenhersteller nicht ab Werk auf solche großformatig belüfteten Kühler setzen können, sondern stattdessen viel zu oft auf kompliziert verschachtelte, mit kleinen, lauten Radialpropellern ausgestattete Komplettlösungen vertrauen. Dies geschieht nicht etwa zur Dauerverärgerung der Kundschaft oder weil man nicht in der Lage ist, ähnliche Kühlkonstruktionen, wie sie Hersteller von Retail-Kühlern bauen, zu konstruieren. Das Hauptproblem ist vielmehr die Sicherstellung adäquater Peripherietemperaturen.

Alle Nachrüst-Kühler aus unserem Testfeld beschränken sich bis auf die Zugabe von kleinen Passivkühlkörpern auf die Hochleistungskühlung des Grafikchips. Dabei haben die Grafikkerne aus thermischer Sicht längst den kritischen Status abgestreift und agieren selbst mit moderaten Kühlmethoden meist in gemäßigten Temperaturzonen. Die sensiblen Komponenten leistungsfähiger 3D-Hardware sind derweil klein und unscheinbar und sitzen deutlich weiter hinten auf der Grafikplatine. Es handelt sich um die Treiberchips der Spannungswandler, welche in den meisten Fällen zum hitzköpfigen Spielverderber avancieren. Werden sie nicht standesgemäß mit Frischluft versorgt, schaltet das System ohne Vorwarnung ab. In unserem Fall geschieht dies bei 130 °C, die von allen Grafikkartenkühlern des Testfeldes während der Furmarkdurchläufe bei leicht gedrosselten Drehzahlen problemlos erreicht und überschritten werden. Ein wenig befriedigender Umstand, der lediglich durch die Realitätsferne der Furmark-Hitzebelastung einen kleinen Lichtblick erhält. Doch auch mit 3DMark06-Auslastung dringen unsere Vergleichskühler bei niedrigen Drehzahlen allesamt in sehr kritische Temperaturbereiche der Spannungsversorgung vor, während es der GPU im Vergleich zumeist fröstelt.

Passiv-Kühlerausstattung für RAM und Spannungswandler
Passiv-Kühlerausstattung für RAM und Spannungswandler

Einige Hersteller halten es trotz dieses Umstandes nicht einmal für nötig, ihre GPU-Kühlmonster durch brauchbare Spannungswandler-Kühlkörper zu ergänzen. Xigmatek verzichtet beispielsweise gänzlich auf entsprechende Beigaben, sodass der Anwender mit RAM-Kühlern improvisieren muss. Dafür haben Scythe, Arctic-Cooling und Prolimatech ihre Hausaufgaben gemacht und legen zumindest entsprechende Kühlkörper bei, wobei jene von Prolimatech mit den größten Oberflächen die beste Kühlleistung bieten dürften. Auch die gewinkelten Exemplare von Arctic-Cooling gefallen. Wir haben uns dazu entschlossen, unsere Testgrafikkarte mit einem einheitlichen Passivkühler-Setup für Spannungswandler und RAM-Bausteine zu versehen, um die Mitbelüftungswirkung der Kühler einschätzen zu können. Hierbei fiel die Wahl aus Kompatibilitätsgründen auf die Ausstattung des Arctic-Cooling Accelero Twinturbo Pro, dessen Bausteine in Höhe und Abdeckung mit dem gesamten Testfeld harmonieren. Einzig die obere RAM-Kühlerleiste musste beim Test des Xigmatek Bifrost entfernt werden.

Beim Thema RAM-Kühlung scheiden sich die Geister. Je nach Situation ist es aus thermischer Sicht – im Gegensatz zu den Spannungswandler-Treiberchips – nicht zwangsläufig notwendig, die Speichergehäuse mit zusätzlichen Passivkühlern zu versehen, zumal dies ein sehr undankbares Unterfangen sein kann. Denn häufig hinterlassen die Serienkühler einen sehr schmierigen Film auf den Speichern, sodass die Klebepads der Passivbausteine nicht haften. Beim Säuberungsversuch stößt man aufgrund der unebenen Flächen selbst mit Reinigungsalkohol schnell an die Grenzen, kann sich provisorisch aber mit einem Radiergummi behelfen. Im Zweifelsfall gilt allerdings, lieber auf die RAM-Bausteine verzichten, als durch einen abgefallenen Alu-Kühlkörper einen Kurzschluss zu verursachen.

Referenzlüfter im 120-mm-Format von Scythe
Referenzlüfter im 120-mm-Format von Scythe

Als Referenzlüfter setzen wir für den Test auf 120-mm-Modelle der Scythe-S-Flex-G-Serie. Die Lüfter drehen mit maximal 1.860 U/min und generieren dabei ein sehr aufdringliches Betriebsgeräusch, lassen sich aber problemlos bis auf nahezu unhörbare 600 U/min herunterregeln und bieten damit ein breites Spektrum zur Bewertung der Kühler-Rohleistungen. Soweit es möglich und sinnvoll ist, haben wir die VGA-Kühler mit diesem Setup getestet (nicht den AC Twinturbo Pro, da sich die Lüfterhaube nicht demontieren lässt und nicht den Scythe Setsugen aufgrund der vorgesehenen Lüfterposition). Als Kühlerreferenzen haben wir zudem noch den Arctic-Cooling Accelero S1 sowie den Scythe Musashi bemüht.