Stärkerer Wettbewerb zwischen Google & Apple

Benjamin Beckmann
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Die Geschichte der IT-Branche brachte schon einige große Konkurrenten hervor. In den meisten Fällen waren es zwei Wettbewerber, welche um die Gunst ihrer Kunden buhlten – mit dem Ziel, die eigene Marke als dominierende Kraft auf dem Markt zu etablieren. Im vor uns liegenden Jahrzehnt stellt sich nun die Frage: Apple oder Google?

In den 1990er Jahren schien es noch völlig abwegig, dass diese beiden Konzerne auf ähnlichen Marktsegmenten operieren würden. Da war einerseits Apple, das sich vom Rande des Ruins schließlich unter Steve Jobs wieder zu einem profitablen und innovativen Hard- und Softwarehersteller entwickelt hat. Google, erst 1997 entstanden, wurde zwar sehr schnell die Marktführerschaft unter den Suchmaschinen prophezeit, vom „Suchmaschinengiganten“ war allerdings längst nicht die Rede.

Nun ist die Situation eine andere. Das Web in seiner sogenannten Version „2.0“ hat den Alltag in der westlichen Welt stark beeinflusst. Während Microsoft einen Trend nach dem anderen verschläft und erst mit jeweils 1 bis 2 Jahren Verspätung auf die Nachfrage reagiert, haben sich Google und Apple als Trendsetter unter den größten IT-Unternehmen etabliert. Neue Gerüchte über die beiden US-Unternehmen gibt es fast täglich, sie füllen Nachrichtenportale gleichermaßen wie Blogs.

Mittlerweile ist die Konkurrenz zwischen Google und Apple groß. Fast jedes Marktsegment wird vom jeweiligen Konkurrenten ebenfalls angegriffen. Während Apple beispielsweise schon seit einer gefühlten Ewigkeit seine Hardware mit dem darauf zugeschnittenen Mac OS X ausstattet und seit einigen Jahren auch fleißig das iPhone OS verbessert, hat Google seit 2007 das Smartphone-Betriebssystem Android im Portfolio und setzt mit Chrome OS auf die aktuell sehr populären Netbooks. Der gleichnamige Browser „Google Chrome“ hatte bisher im Vergleich zu Mozilla Firefox und dem Windows Internet Explorer das Nachsehen, das gilt allerdings auch für Apples Safari.

Jüngst kündigte Google an, einen Bezahl-Service für ausgewählte Videos auf dem Videoportal YouTube einzuführen. Angeboten werden bislang für 3,99 US-Dollar nur sogenannte Independent-Filme. Dennoch ist dies als Kampfansage gegen Apples Plattform iTunes zu werten.

Die Konkurrenten Google und Apple
Markt Google Apple
Betriebssysteme: Chrome OS (PC),
Android (Smartphone)
Mac OS (Mac),
iPhone OS (Smartphone)
Browser: Chrome Safari
Smartphones: Nexus One iPhone
Cloud Computing: Google Docs, Mail, Calendar MobileMe
Multimedia-Plattformen: YouTube, Google Music iTunes

Apple hingegen machte jüngst mit einem Affront gegen Google auf sich aufmerksam: Obwohl man anfangs einige der Google-Services (Suche, Mail, Maps) für das iPhone mit an Bord geholt hat, möchte man nun mit der Konkurrenz zusammenarbeiten: Gerüchte besagen, dass Apple für das iPhone OS mit Microsoft über einen Wechsel zu deren „Bing“-Diensten verhandelt. Dies könnte den hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Microsoft-Suchdienst ein wenig in Schwung bringen, um die Dominanz Googles in Sachen Suchmaschinen zu brechen – bei anhaltendem Erfolg der iPhone-Serie sind die Aussichten dafür sogar sehr gut. Schließlich lebt Google bedingt durch sein Geschäftsmodell davon, überall präsent zu sein. Nachdem sich schon im Streit um „Google Voice“ – Apple verweigert bis heute die Aufnahme des Tools in den App Store – ein raueres Klima zwischen den heutigen Konkurrenten anbahnte, wäre eine weitere Distanzierung voneinander durch einen solchen Deal die logische Konsequenz.

Dass Google jemals einen MP3-Player bauen lässt oder Apple eine eigene Suchmaschine entwickelt, darf bezweifelt werden. Vor einigen Jahren wäre es allerdings sicher nicht für möglich gehalten worden, dass die damals noch so unterschiedlichen Konzerne sich auf diese Weise entwickeln. Während sich ihre Ziele annähern, schwindet die Kooperation und erhöht sich der Konkurrenzdruck. Märkte müssen geteilt und Wachstumsaussichten gedämpft werden. Ein langer Atem und die finanziellen Mittel sollten bei Google ebenso vorhanden sein wie bei Apple. Letztlich profitiert davon, zumindest aus volkswirtschaftlicher Sicht, der Kunde.

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