3D-Produktvielfalt wächst, ist aber nicht erwachsen

Jirko Alex
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Wie schon im letzten Jahr zur CeBIT, sowie in noch größerem Maße auf der CES in Las Vegas, präsentieren auch auf der diesjährigen Messe in Hannover viele Hersteller 3D-Lösungen. Diese decken manigfaltige Einsatzgebiete ab – auch solche, die man garnicht direkt als bedürftig ausgemacht hätte. Vom Smartphone bis zum Laptop wird alles genutzt.

Natürlich findet man auch die üblichen Präsentationen etwa zu Nvidias 3D-Vision-Technologie auf der CeBIT wieder, nach monatelanger Wartezeit und nur behäbig startenden Produkten reißen diese aber kaum mehr vom Hocker. Interessanter gestalten sich da Technologien, die nicht direkt auf einen Fernseher oder einen PC-Monitor abzielen und ebenfalls durch stereoskopische Eindrücke auffallen. Hierzu zählen neben Laptops – einer recht logisch erscheinenden Fortsetzung der 3D-Technologie im PC-Bereich – auch Smartphones, MP3-Player, Digitalkameras oder digitale Bilderrahmen.

3D en masse auf der CeBIT

Dabei zeigt sich eines beim Herumstreifen auf den Messeständen sehr schnell: So einig man sich auch darin ist, weitere Produktfelder für eine dreidimensionale Grafikdarstellung zu erschließen, so uneins ist man noch bei der Frage nach dem einzuschlagenden Weg. Ob Shutter- oder 3D-Video-Brillen, rasterisierte, mit einem Linsensystem versehene oder selbstfokussierende Monitore, es gibt viele Möglichkeiten und Konzepte, dasselbe Ziel zu verfolgen. Für einige Einsatzbereiche ist das auch durchaus sinnvoll. So zeigt die Carl Zeiss AG auf der CeBIT das selbstentwickelte Cinemizer-System mit einer 3D-Videobrille, die für jedes Auge einen eigenen Monitor beherbergt, in einer neuen Version. Sie lässt sich etwa an das iPhone, den iPod oder die PlayStation 3 anschließen. Auf diese Weise lassen sich Videos betrachten, die aufgrund des kleinen Bildschirms beim MP3-Player oder Smartphone oder mangels eines entsprechenden Fernsehers sonst nicht stereoskopisch betrachtet werden können.

Konfus wird es aber, wenn man ohne Brille auskommen will. So bieten verschiedene Technologieansätze unterschiedliche Vor- und Nachteile, womit sie sich nur schwer auf dem Massenmarkt etablieren dürften. Auch heute noch finden sich auf der CeBIT vor allem drei Ansätze für die brillenlose 3D-Darstellung auf Bildschirmen: Monitore mit Linsenraster oder Streifenmaske oder solche mit Eye- oder Head-Tracking (in Kombination mit Linsen- oder Maskensystemen) dominieren. Während das Linsenraster (zu sehen auf dem Asus-Notebook im Bilderpool) vor allem eine gute Helligkeit, einen passablen 3D-Eindruck und keine sichtbaren Streifen aufweist, verhält es sich mit der Streifenmaske genau andersherum. Diese bietet einen noch besseren und schärferen 3D-Eindruck, schluckt aber viel der Monitorhelligkeit und hinterlässt ein sichtbares Lochmuster bei der Darstellung. In beiden Fällen gibt es in der Regel auch einen optimalen Sitzabstand, der eingehalten werden sollte, um den korrekten 3D-Eindruck zu erhalten. Keinen dieser Nachteile weist das Head- oder Eye-Tracking-System auf – dafür muss man sich jedoch in relativ stoischer Haltung vor dem Monitor befinden, damit dieser auf die Person fokussieren kann. Mehrere Betrachter können so nicht eingebunden werden und auch die Scharfstellung erfolgte noch nicht perfekt.

Auf den ersten Blick in den Bereich Kuriositäten könnte man eine stereoskopische 3D-Digitalkamera sowie einen dazugehörigen Bilderrahmen einordnen. Während die Kamera über zwei dedizierte Linsensysteme gleichzeitig oder mit Versatz Bilder aufnimmt und per integrierter Chiplösung zu einem Bild zusammenrechnet, kann der stereoskopische Bilderrahmen eben jene Fotos auch wirklich darstellen. Auch die Digitalkamera selbst vermag es, ihre 3D-Bilder mit leichter Tiefenwirkung (über eine Linsenmaske) zu versehen. Der Nachteil vor allem des Bilderrahmens ist dabei derselbe wie bei allen normalen, brillenlosen Bildschirmen: Man muss ihm in einem spezifischen Abstand gegenüber sitzen, damit sich eine Tiefenwirkung einstellt. Sitzt man am Schreibtisch und will ihn dort aufstellen, funktioniert das Prinzip, in allen anderen Fällen quasi nicht.

Ob derlei Produkte eine Chance auf dem Markt haben, lässt sich letztendlich schwer abschätzen. Einerseits ist die derzeitige 3D-Begeisterung eine gute Triebfeder, andererseits zerren oft erhebliche Nachteile an dem Gesamteindruck aktueller 3D-Produkte.