SSD-Geflüster auf der CeBIT

Update Norman Dittmar
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Am vergangenen Samstag schloss die diesjährige CeBIT ihre Pforten und die Gespräche mit den großen SSD-Herstellern brachten einige neue Informationen ans Tageslicht, die in naher Zukunft für Diskussionsbedarf sorgen dürften.

Bei fast jedem SSD-Hersteller fanden wir neue Produkte auf Basis des SandForce-Controllers SF-1200. Dazu gehörten zum Beispiel die im letzten Jahr angekündigten A-Data S599 sowie die Vertex 2 von OCZ. Neuvorstellungen gab es auch bei G.Skill und Corsair. Alle diese SandForce-SSDs hatten eine Kapazität von 100 bzw. 200 GB und die bekannten Spezifikationen. Bei dem SSD-Produzenten Mushkin sahen wir allerdings eine neue SSD im schwarzen Metallgehäuse, die ebenfalls mit dem neuen Controller ausgestattet ist, aber eine Kapazität von 256 GB aufweist. Auf Nachfrage erfuhren wir neben dem voraussichtlichen Namen „Calypso“, dass sich die Firmware bzw. der Controller SF-1200 eigentlich noch in der Beta-Phase befindet und deshalb eine große Menge Reservespeicher benötigt bzw. genutzt wird. Alle neuen Angebote mit 100 und 200 GB haben also eigentlich 128 bzw. 256 GB Flash-Speicher. Daraus ergab sich sofort eine Frage: „Wird der Reservespeicher bei aktuellen Modellen mit 100 und 200 GB nach einem Firmware-Update freigegeben, so dass die ersten Käufer die volle Kapazität der SSD nutzen können oder haben diese Käufer im Vergleich zu späteren Kunden einfach Pech gehabt?“ Diese Frage konnte uns leider keiner der SSD-Hersteller beantworten.

Eine weitere Frage, die uns beschäftigte, war die Leistungsfähigkeit des neuen JMicron-Controllers JMF612. Die Meinungen der Hersteller scheinen diesbezüglich geteilt zu sein. OCZ teilte uns mit, dass man den Controller getestet habe und mit der Leistung nicht zufrieden war, so dass vorerst keine OCZ-SSDs mit dem JMF612 zu erwarten sind. Corsair hingegen präsentierte mit der Reactor-Serie neue SSDs mit dem JMF612 und erzählte uns, dass bei der realen Leistung kein Unterschied zu aktuellen Konkurrenzprodukten feststellbar ist. Erste Tests werden also zeigen müssen, ob der Controller den Indilinx-Offerten Paroli bieten kann.

Auch im Meeting mit Kingston erfuhren wir noch ein paar Neuigkeiten. So setzt man in der zweiten Generation der „SSDNow V“-Serie auf den JMicron-JMF618-Controller. Genaue Details zu den Unterschieden zwischen dem JMF612 und JMF618 konnte man uns leider nicht nennen. Laut Anandtech unterscheiden sich die beiden aber nur in der Kompatibilität mit bestimmtem Flash-Speicher. Der JMF612 ist für den Einsatz mit Samsung-Flash und der JMF618 für Toshiba-Flash vorgesehen. Kingston teilte uns mit, dass der JMF618 sowohl TRIM als auch Garbage Collection unterstützt und keine Probleme mit schleichendem Leistungsverlust hat. Sollte die Leistung der neuen SSDNow V auch nur annähernd der Indilinx-Konkurrenz entsprechen, könnte diese Serie der neue Preis-Leistungssieger werden und die SSD-Preise nach unten treiben. Aktuell ist die 64-GB-Variante bereits ab etwa 133 Euro im Bundle mit 3,5"-Adapter und externem USB-Gehäuse verfügbar, die 128-GB-Version schon ab 225 Euro. Zu den aktuellen Kingston-SSDs mit Intel-Controller teilte man uns mit, dass alle Firmware-Updates, die direkt von Intel angeboten werden, problemlos für die Kingston-SSDs verwendet werden können – natürlich ohne Garantieverlust. Damit könnten gerade die Bundles der Kingston-SSDs mit Intel-Controller an Attraktivität gewinnen.

Seagates Pulsar-Serie wird schlussendlich vorerst nur an ausgewählte OEMs in den USA ausgeliefert. Laut Aussage eines Mitarbeiters ist der SSD-Markt für den weltgrößten Festplattenhersteller noch nicht interessant genug. Der Zukauf eines SSD-Unternehmens wie bei Western Digital sei aber nicht ausgeschlossen.

Update

Soeben haben wir eine Antwort von SandForce zu diesem Sachverhalt erhalten:

Computerbase: Last week I talked to several SSD manufacturers about the new Sandforce-SSDs and one told me that the current offers with 100 and 200 GB are still in beta stage. Later versions will be delivered with a newer firmware and will have capacities of 128 and 256 GB. Is that true? Will future firmware updates for current buyers of 100 and 200 GB versions make the large reserve space available for storage?

SandForce: Thanks for your inquiry on the SandForce SSD Processors. We work with a number of valued SSD vendors who are building complete SSDs. Some of these vendors have announced their products and others have not yet made their announcements. We are not at liberty to comment on specific details of their plans. We can say that there are additional FW updates forthcoming from SandForce to them that they are currently testing and those updates do include additional capacity support. Any more specific details will need to come directly from SSD vendors using our products.

Die Aussage von Mushkin auf der CeBit scheint also zu stimmen. Aus der Antwort von SandForce könnte man schließen, dass aktuelle Besitzer bzw. Käufer der neuen SSDs ebenfalls in den Genuss des größeren Speicherplatzes kommen, wenn man davon ausgeht, dass die Updates wie bei Intel, Indilinx und Samsung für bestehende Produkte bereitgestellt werden.