Branchenveteran skeptisch gegenüber OnLive

Andreas Frischholz
63 Kommentare

Das Konzept des Spiele-Streaming-Dienstes OnLive steht für eine der interessantesten Neuerungen der Branche in den kommenden Jahren – sofern es denn funktioniert. Branchenveteran Alex St. John, unter anderem an der Entwicklung der DirectX-Schnittstelle beteiligt, hat da allerdings seine Zweifel.

St. John, derzeit im Vorstand des Sozialen Netzwerk hi5, vertritt die Ansicht, dass die Geschäftsidee von Streaming-Diensten wie OnLive oder Gaikai zum Scheitern verurteilt ist. Das Konzept, Vollpreistitel nicht auf der heimischen Hardware zu betreiben, sondern mittels Streaming-Dienst zu übertragen, passe nicht zum eigentlichen Inhalt, den Retail-Vollpreistiteln. Schwierigkeiten sieht er unter anderem bei der Unterstützung der Publisher.

Dienste wie OnLive sind auf die Zusammenarbeit mit den Branchenriesen angewiesen, die prinzipiell ein Interesse an zusätzlichen Einnahmequellen haben. Problematisch wird es allerdings, wenn die Streaming-Dienste zu große Erfolge erzielen und das klassische Retail-Geschäftsmodell – vor allem bei den Blockbustern – unter den neuen Bedingungen leiden. Dann könnten die Streaming-Spieledienste schnell als unliebsame Konkurrenz abgestempelt werden und den Hahn abgedreht bekommen.

Weitere Kritikpunkte sieht er bei technischen Aspekten wie den zunehmenden DRM-Maßnahmen der Publisher, die er als hinderlich für eine breit angelegte Distribution mittels Streaming-Diensten ansieht. Zudem hält er das Geschäftsmodell für widersprüchlich, da reine Online-Angebote bislang auf irgendeine Art und Weise kostenlos waren, um Konsumenten anzulocken, während bei den klassischen Retail-Verkäufen über den Kaufpreis auch die großen Marketing-Budgets finanziert wurden.

Gerade der letzte Punkt seiner Argumentation dürfte allerdings nur schwer haltbar sein, da die Spiele-Streaming-Dienste recht umfangreiche Kostenmodelle anbieten, die von kostenfreien Anspielversionen über monatliche Gebühren bis zur separaten Finanzierung einzelner Titel reichen. Dagegen dürfte der Hinweis bezüglich der Zusammenarbeit mit den Publishern einen wunden Punkt des Konzepts treffen: Sollten die Dienste wirklich so erfolgreich starten, dass die nominellen Verkäufe darunter leiden, scheint Ärger vorprogrammiert.