Google stoppt Speicherung von WLAN-Mitschnitten

Andreas Frischholz
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Google hat eingeräumt, bei der Datenaufzeichnung für das Street-View-Projekt neben dem Standort von drahtlosen Netzwerken auch persönliche Daten erfasst zu haben. In einem Blog-Eintrag erklärte das Unternehmen, es habe sich um einen bedauerlichen Fehler gehandelt und kündigte an, die gesammelten Daten wieder zu löschen.

Bislang war bekannt, dass Google die SSID, den Grad der Verschlüsselung aller WLANs sowie darüber hinaus die jeweiligen MAC-Adressen der Access Points speichert – weitere Daten sollten nicht erfasst werden. Nun hat Google zugegeben, ohne Absicht zusätzliche Nutzerdaten aus unverschlüsselten WLANs erfasst zu haben, zu denen etwa Fragmente von E-Mails oder aufgerufenen Webseiten zählen. Allerdings wurden nur Bruchstücke erfasst, da der Empfänger in den Street-View-Fahrzeugen alle fünf Sekunden den Kanal wechselt, ebenso wurden gesicherte Übertragungsprotokolle wie etwa HTTPS nicht erfasst.

Das Unternehmen bedauert den Vorfall und verspricht, aus dem Fehler zu lernen. Zustande kam das Problem, indem ein Programmierer bereits 2006 in einer experimentellen Phase an einem Projekt arbeitete, mit dem alle verfügbaren WLAN-Daten analysiert werden konnten. 2007 wurde der Code für das Mobil-Projekt genutzt, um SSID-Informationen und MAC-Adressen auszulesen – die Erfassung zusätzlicher Daten war jedoch nicht vorgesehen, der entsprechende Code blieb aber erhalten. Nun soll die Software von Dritten überprüft und die internen Kontrollen des Unternehmens überarbeitet werden.

Die gesammelten Daten sollen allesamt gelöscht werden, wobei man in diesem Zusammenhang mit den Datenschutzbehörden kooperieren möchte. Des Weiteren hat sich Google dazu entschlossen, die Datenaufzeichnung über drahtlose Netzwerke gänzlich zu stoppen und nicht wieder aufzunehmen. Mit diesem Schritt versucht man offenbar, die Kritiker des Street-View-Projekts zu besänftigen. Neben Datenschützern zeigte sich auch eine Vielzahl von Politikern wenig begeistert über das Vorgehen von Google.

Zu der aktuellen Datenpanne äußerte sich ein Sprecher von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU), der in dem Vorfall einen weiteren Beleg dafür sieht, dass „Datenschutz für Google noch immer ein Fremdwort ist“. Die Informationspolitik von Google bezeichnete man als „schwer erträglich“ und verlangte, das Unternehmen solle „endlich die Karten auf den Tisch legen, welche Daten bei Street View erfasst, gespeichert, vernetzt und vermarktet werden“. Zudem zeige der Fall erneut, wie bedeutsam die Verschlüsslung von Wireless-Netzwerken sei und verweist auf das Urteil des Bundesgerichtshofs aus der vergangenen Woche, nach dem Anschlussinhaber mit offenen WLANs abgemahnt werden können.

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