Google Street View debütiert heute im Allgäu

Benjamin Beckmann
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Google hat heute Morgen die ersten Bilder aus Deutschland in „Street View“ für den Kartendienst Google Maps veröffentlicht. Ein kleines Dorf im Allgäu macht neben einigen bekannten deutschen Sehenswürdigkeiten den Anfang – und das ist kein Zufall.

Als die Debatte um die Street-View-Bilder gerade auf ihrem Siedepunkt war, machte der Bürgermeister des kleinen bayerischen Orts Oberstaufen, Walter Grath, durch eine besondere Sympathiebekundung gegenüber Google auf sich aufmerksam. Eine Torte der Einwohnerin Silvia Barber mit der Aufschrift „Street-View Willkommen in Oberstaufen“ war dem Konzern und seinen Panorama-Flitzern gewidmet, die Bilder gingen durch die Medien.

Google hielt daraufhin Kontakt mit Grath und arrangierte für den heutigen Tag eine kleine Feier anlässlich der „Geburt“ von Street-View in der Bundesrepublik. Neben Google-Sprecher Kay Oberbeck werden auch der Bürgermeister der 7300-Einwohner-Kleinstadt sowie die Gastgeberin Barber vor Ort sein, um diesen Anlass gebührend zu feiern.

Oberstaufen (Google Street View)
Oberstaufen (Google Street View)

In den vergangenen Monaten wurde – nicht zuletzt dank zum Teil irreführender Berichterstattung in den Medien – eine sehr hitzige Debatte über den Dienst „Street View“ geführt. Google hat in den Jahren 2008 und 2009 mit vielen speziell ausgerüsteten Kamera-Fahrzeugen einen Großteil der hiesigen Straßen in sein fotografisches Gedächtnis aufgenommen. Die entstandenen Panoramafotos werden nun schrittweise in Google Maps integriert. Vor allem Reisende sollen von dem Angebot profitieren können, um sich etwa vorher ein Bild vom Urlaubsort oder dem Weg dorthin machen zu können.

Kritiker äußerten starke datenschutzrechtliche Bedenken am Vorgehen Googles. Man würde von Seiten des Konzerns in die Privatsphäre der Bürger eingreifen. In anderen Ländern, die schon seit Wochen und Monaten Erfahrungen mit dem neuen Google-Service machen konnten, war der Widerstand hingegen deutlich geringer. Zudem bot das Unternehmen allen besorgten Bürgern aufgrund des öffentlichen Drucks die Möglichkeit, die Fassaden des eigenen Wohnhauses unkenntlich machen zu lassen. Rund 244.000 Anträge werden nun von Google bearbeitet.

Allianz-Arena in München (Google Street View)
Allianz-Arena in München (Google Street View)

Auch in Oberstaufen konnte man sich schnell mit der visuellen Erfassung aller Straßenzüge anfreunden. „Wir haben nichts zu verbergen“, sagt Bürgermeister Grath im Interview mit der Augsburger Allgemeinen. Das hat sich gelohnt – aufgrund des Medienrummels dieser Tage werden sich einige womöglich für einen Urlaub im Allgäu entscheiden. Wann Touristen und andere interessierte Nutzer auch andere Orte – etwa die angekündigten Großstädte wie Berlin, Hamburg, München und Köln – virtuell begehen können, hat Google bisher nicht angekündigt. Aufgrund der heutigen Premiere sollte dieser Zeitpunkt jedoch recht nah sein.

Einige Wahrzeichen wie die Siegessäule oder das Paul-Löbe-Haus des Bundestags in Berlin und markante Gebäude wie die Allianz-Arena in München sind im Zuge des Deutschland-Starts bereits per Street View zu besichtigen. Um den Dienst zu nutzen, sollte das kleine, orange gefärbte Männchen am linken Rand der Karte auf den gewünschten Ort gezogen werden. Straßen, in denen 360°-Fotos verfügbar sind, sind blau umrandet. Die ebenfalls blauen Punkte auf der Karte stellen allerdings nur einzelne Fotos aus dem externen Dienst Panoramio dar. Mehr über Street View kann man auf der Website des Konzerns erfahren. Alle bisher veröffentlichten Fotos aus Deutschland sind in einer Street-View-Galerie bei Google zu sehen.