FIFA 12 im Test: Eine ballrunde Sache, auch auf dem PC

 4/4
Sasan Abdi
80 Kommentare

Fazit

EA Sports liefert mit „FIFA 12“ endlich eine Ausgabe, die sich nun auch auf dem PC wieder auf der Höhe der Zeit bewegt. Dementsprechend bekommt man nun zeitgleich mit den Konsolenspielern alle verfügbaren Neuerungen und Features geliefert, womit ein großes Argument gegen die PC-Version aus der Welt geschafft wäre.

Und auch abseits dieser Angleichung der Versionen kann das neue „FIFA“ überzeugen: Die besagten Neuerungen wirken alles in allem ausgereift und durchdacht und erweitern das Spielerlebnis trotz einiger diskussionswürdiger Aspekte sinnvoll; die Atmosphäre ist, von einem bestenfalls mäßigen Kommentar einmal abgesehen, wieder hervorragend; und auch die überarbeiteten Modi können sowohl offline wie auch online überzeugen. Wenn es EA Sports nun noch gelänge, das Ganze ein wenig besser zu optimieren, gäbe es an den Fundamenten des Spiels nichts mehr zu meckern.

Zusammenfassend bleibt trotz des ärgerlichen Problems bei den Bildraten abschließend nur eine Feststellung: Wer Fußball am PC mag, kommt in diesem Jahr kaum an „FIFA“ vorbei.

FIFA 12 im Test

Persönliches Fazit von Benjamin Beckmann:
EA liefert dieses Jahr nicht mehr als das, was die PC-Spieler unter Fußballfans schon seit Jahren verdient haben: Ein sehr gutes, kurzweiliges und grafisch anspruchsvolles Spiel auf der Höhe der Zeit. Während ich mich seit meiner Jugend dafür schämen sollte, keine dedizierte Spielkonsole zu besitzen, sind nun keine Limits mehr gesetzt. Schade, dass die Einsicht bei EA erst jetzt gereift ist.

Technisch kann FIFA 12 vor allem mit der taktischen Verteidigung und der verbesserten Physik-Engine punkten. Letztere macht es zwar nahezu unmöglich, aus größerer Distanz per Grätsche eine Verletzung herbeizuführen, dennoch wirken Zweikämpfe nun realistischer und direkter. Für die neue Art zu verteidigen gönnt EA den Spielern eine Gnadenfrist, denn in den Optionen lässt sich auch die alte Variante wiederherstellen. Online hingegen ist die taktische Variante nun Pflicht. Apropros online: Partien gegen Kontrahenten aus Fleisch und Blut sind vor allem langfristig deutlich spannender als Vergleiche mit KI-Gegnern. Die wurden von den Entwicklern nämlich enorm gestärkt, sodass sich im Schwierigkeitsgrad „Weltklasse“ nahezu jeder Amateur-Kicker in einen kleinen Lionel Messi verwandelt. Viel schwieriger kann ein echtes Duell mit ihm eigentlich nicht sein.

Mit den neuen Online-Modi bleibt der Spielspaß aber deutlich länger erhalten. Selbst überzeugte Anhänger der Pro-Evo-Serie von Konami sollten FIFA 12 eine Chance geben. Mein Tipp: Dieses Jahr FIFA 12 holen und dafür den nächsten Teil auslassen. Wer EA kennt, weiß warum.

Persönliches Fazit von Patrick Bellmer:
Groß war die Vorfreude, als Electronic Arts ankündigte, dass der PC in diesem Jahr keine abgespeckte Variante erhalten würde. Nach zahlreichen Partien ist von dieser Freude aber nicht viel übrig geblieben. Sicher, an vielen Ecken hat man mit „FIFA 12“ neue Maßstäbe gesetzt, einen Bereich ohne Fehler gibt es aber (immer noch) nicht.

So erinnert die Stadionatmosphäre mittlerweile wirklich an eine Fernsehübertragung, die schon bei früheren Versionen authentischen Fangesänge sind noch einen Tick besser, die Zwischensequenzen könnten teilweise besser nicht sein. Im Gegenzug wird der Spieler aber mit zwei (auf der PC Version neuen) Kommentatoren gequält. Neben Phrasen wird nicht viel geboten, zudem passen die Aussagen noch immer nicht immer zur jeweiligen Szene.

In puncto Grafik sieht es ähnlich aus. Auch hier hat man für Verbesserungen gesorgt, die Spieler wirken noch realistischer als in der Vergangenheit, auch wenn bis zur „Fernsehqualität“ noch einiges fehlt. Gleichzeitig muss man mit teilweise sehr pixeligen Zuschauern und schlechten Rasentexturen leben, für das Jahr 2011 dürfte man hier eigentlich deutlich mehr erwarten.

Wesentlich wichtiger für eine Fußballsimulation ist aber der Spielablauf. Und hier will EA Sports mit einer neuen Physik Engine sowie einer überarbeiteten KI auftrumpfen. Während ersteres durchaus gelungen ist – Grätschen und Rempler haben nun wesentlich realistischere Auswirkungen, sollte man bei der KI teilweise nochmals Hand anlegen. Denn gerade auf den beiden höchsten Schwierigkeitsgraden bevorteilt sich die KI selbst. Plötzlich können selbst mittelmässige Zweitligakicker mit dem Ball umgehen wie einst Zinédine Zidane, was in Kombination mit der neuen „taktischen Defensive“ selbst bei erfahrenen Spielern für viel Frust sorgt.

Das größte Manko ist aber das Offensivverhalten. Während die KI mit fünf oder sechs Spielern in hohem Tempo in den Angriff übergeht, wirken die eigenen Mitspieler wie angekettet. Das schnelle Umschalten von Defensive auf Offensive ist so kaum möglich, das Spiel wirkt so deutlich langsamer als sein Vorbild. Hinzu kommt, dass das Regelwerk noch immer nicht korrekt eingeflossen ist. So gibt es teils eklatante Fehler bei der Abseitsberechnung, die Verteilung von gelben und roten Karten scheint oftmals keinem wirklichen System zu entsprechen,

In Summe profitieren PC-Spieler von den zahlreichen Neuerungen, insbesondere die Atmosphäre ist derzeit konkurrenzlos. Allerdings stören zahlreiche Mängel, die teilweise schon seit Jahren enthalten sind, den Spielspaß.

Kopier- & Jugendschutz

„FIFA 12“ ist eines der ersten EA-Spiele, das über den neuen Origin-Dienst funktioniert. Dieser folgt in Sachen Funktionalität und Oberfläche weitgehend dem großen Vorbild Steam, wirkt dabei aber bisher ein wenig flüssiger als das Pendant aus dem Hause Valve. Genauso wie bei Steam gilt auch für Origin-Spiele, dass ein Weiterverkauf durch die Bindung an den Service de facto unmöglich gemacht wird.

Für die Installation muss man sich zunächst bei Origin anmelden; die Account-Erstellung ist kostenlos. Danach kann „FIFA 12“ entweder über den beigelegten Key heruntergeladen oder von der DVD installiert werden. Ärgerlich ist, dass letzteres nur mit einigem Herumprobieren funktioniert: Statt nach dem Login automatisch (und damit in den allermeisten Fällen deutlich zügiger) von der DVD zu installieren, passiert zunächst gar nichts. Erst wenn man den PC neustartet und nochmal separat den Autorun laufen lässt, wird die Installation dann doch von der DVD ausgeführt.

Zudem klagen einige Spieler in diversen Web-Foren über weitere Probleme bei der Installation, so zum Beispiel, dass diese bei einer bestimmten Prozentzahl hängen bleibt. Mit diesem und anderen Problemen wurden wir nicht konfrontiert – absolut reibungslos scheint der neue Service aber noch nicht zu funktionieren.

In Sachen Jugendschutz gilt es zu erwähnen, dass „FIFA 12“ wie gewohnt die USK-Einstufung „Ab 0 freigegeben“ erhalten hat.

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