Intel „Cedar Trail“: Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück

Volker Rißka
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Zum Frühjahr hatte Intel auf dem IDF noch relativ groß die Werbekeule für die neue Atom-Plattform mit dem Codenamen „Cedar Trail“ geschwungen, doch danach wurde es immer ruhiger. Denn bieten die Prozessoren auf der einen Seite einige Vorzüge, so ist die Plattform ansich eher mit mehreren Fehlern behaftet.

Die neuen Atom-Prozessoren sind bereits seit dem 25. September offiziell in Intels Preisliste geführt, doch ein offizieller Launch ist bisher noch nicht abgehalten worden. Dies mag damit zusammenhängen, dass vorerst nur die Desktop-Modelle geführt werden, von den beiden Netbook-Versionen fehlt noch jede Spur. Dies könnte sich nach aktuellen Gerüchten aber in den kommenden Wochen ändern.

Intels „Cedar Trail“-Plattform
Intels „Cedar Trail“-Plattform

Doch damit beginnen auch die Probleme, vielmehr dürften sie sogar eine der Ursachen für die Verzögerung des Startes dieser Plattform sein. Hatte man im Frühjahr die „Cedar-Trail“-Plattformen in der „M“-Version für Netbooks und der „D“-Variante für Desktops noch mit DirectX 10.1 beworben, fällt diese Unterstützung wohl endgültig völlig flach. Dies hatten bereits erste Gerüchte im Sommer vermeldet, die Ende September von offiziellen Dokumenten gestützt wurden. In diesen, wieder von der Intel-Webseite entfernten Dokumenten, war von DirectX 10.1 bereits keine Spur mehr zu sehen.

Intels „Cedar Trail“ – Grafik-Features
Intels „Cedar Trail“ – Grafik-Features

Neue Informationen seitens VR-Zone zeigen, dass sich dies auch nicht ändern soll. Demnach wurde die Entwicklung eines Updates für DirectX 10.1 gestoppt, auch die Arbeiten an einem 64-Bit-Treiber für Windows 7 wurden angeblich zu Gunsten von Windows 8 eingestellt. Angesichts der aktuellen Verbreitung des Betriebssystem Windows 7 gerade auch in der 64-Bit-Version macht die eigentlich neue Atom-Plattform damit aber zwei Schritte zurück und siedelt sich bei der Treiberunterstützung zum Start noch vor dem Vorgänger an. Aktuell heißt es weiter, dass nicht einmal zum offiziellen Start der Plattform ein von Microsoft signierter WHQL-Treiber für die Grafikeinheit zur Verfügung stehen wird – dies hatte bereits für die bisherige Verzögerung des gesamten Plattform gesorgt. Beim Linux-Treiber sieht es wohl nicht besser aus, eine freie Version ist erst Anfang 2012 zu erwarten.

Diese Probleme können letztlich auch nicht die aufgewerteten Prozessorkerne wieder herausreißen, die erstmals in 32 nm gefertigt werden und mit geringerer TDP und einem interessanteren, weil niedrigeren Preis aufwarten sollen. Gegen die mittlerweile etablierte „Brazos“-Plattform von AMD dürfte mit der mangelhaften Software-Unterstützung kaum ein Kraut gewachsen sein, auch die Konkurrenz der Tablets wird man damit kaum beeindrucken. Ob man damit das stetige Sinken der Umsätze dieser Sparte eindämmen kann – zuletzt war es ein Rückgang beim Umsatz mit Atom-Prozessoren und deren Chipsätzen von 32 Prozent – ist nach dem heutigen Stand eher fraglich.