UEFA Euro 2012 im Test: Das offizielle Spiel zum Turnier

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Sasan Abdi
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Euro 2012 auf einen Blick

Die vielleicht wichtigste Veränderung von „UEFA Euro 2012“ hat mit der Distribution des Titels zu tun: Statt als normale Retail-Version wird das Addon für den PC, anders als viele Pendants zu den Vorgänger-Turnieren, digital über EAs Plattform Origin vertrieben. Dazu kann beispielsweise im Laden eine Boxed-Variante erworben werden, die einen entsprechenden Download-Schlüssel für Origin enthält – oder man kauft den Titel gleich vollständig digital.

In ersterem Falle schlägt der Kauf mit rund 20 Euro zu buche; in letzterem werden 2.500 FIFA Points fällig. In jedem Fall ist Euro 12 nicht Stand-Alone, sodass eine „FIFA 12“-Installation vorliegen muss. In diese wird das Addon dann nach dem Download im Rahmen der Installation integriert.

Diese Konzeption hat die erfreuliche Folge, dass die EM-Erweiterung nicht als Vollpreis-Titel angeboten wird, was als erstes und zugleich triftigstes Argument gegen den Vorwurf der radikalen Markenmelkerei verstanden werden kann.

Entscheidend ist bei der Frage nach dem Preis-Leistungsverhältnis aber natürlich auch die Leistung. Was also bietet „UEFA Euro 2012“? Sucht man nach handfesten spielerischen Neuerungen und Unterschieden im Vergleich zu „FIFA 12“, kann neben Kleinigkeiten wie neuen Herausforderungen und ein paar EM-Sprüchen für den Standard-Kommentar eigentlich nur der Expeditionsmodus verbucht werden.

Euro 12 – Expeditionsmodus

Bei diesem erhält der Spieler die Möglichkeit, mit einem zusammengewürftelten Team gegen die Nationalmannschaften Europas anzutreten. Dazu wählt man zunächst einen Kapitän, bei dem es sich um einen selbst erstellten oder echten Spieler handelt, um dann den eigenen, zu Beginn nur aus drittklassigen Reservisten bestehenden Kader durch Matches gegen die europäischen Teams Stück für Stück aufzuwerten („Ultimate Team“ aus dem Hauptspiel lässt grüßen). Über die Freischaltung von neuen, über eine optisch ziemlich mäßige Europakarte mit Straßen dargestellten Spielorten bzw. Nationen erhält man so über die Zeit ein buntgemischtes Dream-Team nach eigener Kreation, wobei die Aussicht auf neue Top-Spieler einen nicht unerheblichen Motivator darstellen.

Sieht man von diesem insgesamt sehr gelungenen (wenn auch nicht gerade innovativen) Modus ab, geht sich Euro 12 spielerisch genauso an wie das Hauptspiel, sodass sich festhalten lässt: Erwartungsgemäß lebt das Addon vor allem von seiner vergleichsweise starken Lizenz – die in diesem Fall so umfassend dann aber doch nicht ist.

Als einziges offizielles Videospiel zur Europameisterschaft und auf Basis der FIFPro-Lizenz kann Euro 12 neben den Original-Stadien in den Ausrichterländern Polen und Ukraine theoretisch auch alle 53 Teams aus der Qualifikationsphase anbieten. Bei letzteren handelt es sich allerdings nicht durchweg um die Original-Mannschaften: Nur 24 Teams werden mit Original-Namen gelistet und verfügen dementsprechend auch über (überwiegend) individualisierte, angepasste Spielergesichter; die anderen, darunter neben manchem Fußballzwerg beispielsweise auch die Gastgeberländer, sind mit generischen Namen und Gesichtern befüllt.

Euro 12 – Weitere Eindrücke

EA hat dies vorab in einem Statement damit erklärt, dass die Nationalmannschaften einzeln in Verhandlungen mit den nationalen Fußballverbänden lizenziert werden müssten – ein potentiell kostspieliges Unterfangen, das die Einschränkungen bei der Bestückung der Mannschaften erklärt: „Die Lizenzierung von Teams und Ligen ist eine geschäftliche Entscheidung, die auf der Größe des Marktes und limitierten Ressourcen beruht. Unter Berücksichtigung dieser Bedingungen waren wir nicht in der Lage, Vereinbarungen mit jedem Fußballverband zu treffen, um ihre Nationalmannschaft ins Spiel integrieren zu können“, so das Statement.

UEFA Euro 2012
UEFA Euro 2012

Für echte Enthusiasten und Freunde von Details findet sich hier ein nicht unerheblicher Knackpunkt, der auch durch den Spielumfang verstärkt wird: Statt das komplette Spektrum der EM spielen zu können, erhält der Spieler nur die Möglichkeit, die Endrunde zu meistern. Die Qualifikation bleibt also außen vor. Dank der Möglichkeit, die Gruppen nach eigenem Gustus zusammenzustellen, kann die Endrunde allerdings immerhin variable durchgeführt werden, sodass man auch vorab ausgeschiedenen Teams eine Rolle zukommen lassen kann.