Windows 8 auf Tablet & Desktop: Erste Erfahrungen nach 48 Stunden

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Frank Hüber (+1)
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Ersteindruck auf dem Tablet

Auf dem Tablet soll Windows 8 dann erst richtig zur Geltung kommen. Doch auch hier gibt es zum Start erst einmal die gleichen Probleme wie im Desktop-Segment: Ein Upgrade sollte man von einem Windows-7-basiertem Gerät lieber nicht vollziehen, da die Kompatibilität nicht vollständig gegeben ist und auch hier die Metro-Anwendungen nicht funktionieren, was gerade beim Tablet mit ausschließlicher Touch-Funktionalität fatal ist. Trotz des Hinweises, dass der Touchscreen des Samsung Tablets nicht für Windows 8 entworfen wurde, funktionierte er tadellos.

Windows 8 auf dem Tablet

Beim Start des Tablets wird man dann zum ersten Mal überrascht. Hat man auf dem Desktop-PC einen MSN-Account für Windows 8 genutzt und loggt man sich auch mit diesem auf dem Tablet ein, werden die Einstellungen direkt synchronisiert, so dass man sich auch auf anderen Geräten sofort „zuhause“ fühlt. Aus dem Store installierte Anwendungen wurden dabei jedoch zunächst nicht synchronisiert, selbst kostenpflichtige Apps können aber auf bis zu fünf Geräten gleichzeitig freigeschaltet werden. Nach dieser positiven Überraschung, die das Arbeiten an mehreren Geräten deutlich angenehmer macht, zeigt sich schon in den ersten Minuten, dass die Bedienung der Metro-Oberfläche auf einem Tablet einfacher und intuitiver von der Hand geht. Alle Anwendungen und Funktionen starten schnell und flüssig und auch das Einblenden der Charms-Bar durch einen Wisch am rechten Rand nach innen geht einfach von der Hand. Schwieriger ist da schon die Nutzung der Leiste am linken Rand, welche auf dem Tablet etwas umständlicher erscheint. Zum Wechseln der Anwendungen empfiehlt es sich daher, diese einfach durch einen Wisch von links nach rechts durchzuscrollen oder über den Startbildschirm aufzurufen.

Die Benutzung des Internet Explorer 10, der für angepasste und ausgewählte Webseiten nun auch Flash unterstützt, geht ebenso einfach von der Hand wie die Navigation durch die Menüs und Oberflächen anderer Anwendungen. Im Vergleich zu anderen Tablet-Betriebssystemen fällt dabei schnell auf, dass Microsoft in den eigenen Apps einen anderen Weg geht und man so häufig über ein horizontales Scrollen zu weiteren Inhalten gelangt und nicht über ein vertikales Scrollen oder Menüpunkte. Doch auch dies geht dank aufgeräumter Oberfläche und problemloser Bedienung gut von der Hand. Und so bekräftigt sich auf dem Tablet der Eindruck, den man schon vom Desktop gewonnen hat: Metro eignet sich vor allem für Tablets und stellt hier eine gravierende Verbesserung gegenüber angepassten Windows-7-Oberflächen oder aufgesetzten Zusatzprogrammen dar. Zum ersten Mal macht Windows auch auf einem Tablet Spaß und lässt sich einfach, schnell und unkompliziert bedienen.

Und so merkt man dann auch erst nach Stunden, dass man ja noch gar nicht den klassischen Desktop aufgesucht hat, den es auch bei Windows RT für ARM-Tablets noch geben wird – auch wenn unklar ist, ob hierfür überhaupt Anwendungen von Drittanbietern programmiert werden können. Auf dem Tablet hat man für diesen (zumindest bislang) jedoch keine Verwendung und greift nur im Notfall auf ihn zurück, wenn es gar nicht anders geht. In unserem Fall war dies nur bei der Bearbeitung der auf dem Tablet aufgenommenen Videos der Fall, die direkt auf dem Tablet bearbeitet und transcodiert wurden. Auch dies ist somit möglich, ging aber ehrlich gesagt aufgrund der völlig ungeeigneten Menüführung und Oberfläche nicht mehr so einfach von der Hand und dauerte um einiges länger als auf einem Desktop-System. Bei Windows RT hätte Microsoft aber vielleicht gut daran getan, gar keinen klassischen Desktop mehr mitzuliefern, da x86-Programme ohnehin nicht lauffähig sind und neue Software in aller Regel auf dem Tablet direkt für Metro umgesetzt wird. Wir haben die Desktop-Ansicht bei den für ein Tablet typischen Anwendungsgebieten in den ersten 48 Stunden zumindest überhaupt nicht vermisst.

Kleinere Kritikpunkte bei der Nutzung von Windows 8 auf einem Tablet haben wir dann doch gefunden: Das ein oder andere Mal haben wir Kacheln auf der Metro-Oberfläche ungewollt beim Wischen verschoben und auch wenn auf dem Sperrbildschirm ein Symbol für die Akkukapazität angezeigt wird, den prozentualen Ladestatus und die Restlaufzeit sieht man nur umständlich über das Batteriesymbol in der Taskleiste der Desktop-Ansicht. Eine Anzeige der Restlaufzeit direkt unter Metro fehlt und kommt hoffentlich mit Windows RT. Apropos Sperrbildschirm: Durch einen kurzen Wisch nach oben gibt dieser Windows 8 frei, verfügt der angemeldete Account über ein Passwort, gelangt man zunächst zur Passworteingabe. Auf dem Sperrbildschirm selbst lassen sich Informationen aus einzelnen Anwendungen anzeigen – beispielsweise das Wetter oder Emails. Auch hier hat Microsoft somit bereits an Tablets gedacht und sinnvolle Funktionen eingebunden.

Mit Metro und Windows 8 ist es Microsoft aus unserer Sicht gelungen ein stimmiges Gesamtkonzept für Tablets zu entwickeln, mit dem es Microsoft zudem möglich ist, den Anwender an das reichhaltige Ökosystem des Unternehmens zu binden, sofern dieser sich darauf einlässt, ihm aber gleichzeitig deutlich mehr Freiraum lässt als etwa Apple mit iOS. Sofern sich der Benutzer auf dieses (kommerzielle) Erlebnis und die enge Verzahnung der Anwendungen und Dienste – Xbox Live ist immer wieder anzutreffen – in Windows 8 einlässt, fährt Microsoft mit Metro eine ernsthafte Konkurrenz zu anderen Tablet-Betriebssystemen auf, die sich durchaus erfolgsversprechend präsentiert.

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