Nokias Patente könnten das Unternehmen retten

Przemyslaw Szymanski
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Bei Nokia zieht sich die Schlaufe immer enger zu, nachdem das Unternehmen wegen dem versäumten Sprung auf den Smartphone-Zug bereits 10.000 Stellen abbauen wird und ein Verkauf der Edelmarke Vertu bevorstand. Sogar von einer Übernahme vom finnischen Handyhersteller durch Microsoft war die Rede.

Doch einen Ass im Ärmel hat das Unternehmen nach Berichten von Technology Review noch: Patente. Weltweit wird von etwa 30.000 gesprochen. Allein 11.000 sind davon in den Vereinigten Staaten angemeldet. Diesen Ertrag hat sich Nokia in den vergangenen 20 Jahren 50 Milliarden US-Dollar kosten lassen. Aus den Entwicklungslaboren kam zum Beispiel das erste Kamera-Handy, das erste Handy mit Buchstaben-Tastatur und das erste Gerät für Video-Telefonate. Nach Meinung von Alexander Butler von IPVision könnten alle Patente wahrscheinlich den derzeitigen Börsenwert von Nokia erlösen, rund 9,6 Milliarden Dollar. Zudem vermutet Chetan Sharma, seines Zeichens Analyst für mobile Technologien in Seattle, dass Nokia „qualitativ mit die besten Patente in der Branche“ besitzt.

Das wichtigste Patent kommt aus dem Jahr 1992. Es wurde für eine "Methode zum Abbilden, Übersetzen und dynamischen Zusammenführen von Daten" erteilt. Hierbei handelt es sich im Prinzip um die Grundlage zur Synchronisation von Kalenderdaten. 300 Mal wurde es von anderen Patentschriften zitiert, was die Bedeutung für den Mobilfunkmarkt verdeutlicht. Dabei kommt es nicht aus der eigenen Ideenfabrik, Nokia selbst hat es durch eine Übernahme erworben.

Zudem hält das Unternehmen zahlreiche Patente rund um die Satellitennavigation, was aus dem vor Jahren erschienen GPS-fähigen Handy resultiert. Doch die wertvollen Patente, die Ideen über Benutzeroberflächen und Software festhalten, hat das Unternehmen neben den weniger gefragten, für Hardware geltenden Gegenstücken, nicht in seinem Sortiment. Erstere sind nach Meinung von Mark Durrant, seines Zeichens Sprecher von Nokia, Patente zu technischen Standards.

Die Zukunft wird zeigen, was Nokia daraus machen wird. Das Unternehmen hat in den vergangenen fünf Jahren zwanzig Mal Schutzurkunden verkauft. Auch habe man nach Angaben von Mark Durrant, obwohl man Klagen nicht präferiere, alles dafür getan um das eigene geistige Eigentum zu schützen. Erst im Mai hat Nokia Klage gegen HTC, den Blackberry-Hersteller RIM und die Firma Viewsonic eingereicht. Die Unternehmen sollen insgesamt 45 Patente zu Antennen, Stromverbrauchs-Management, App-Stores, Datenverschlüsselung, die Abfrage von E-Mail-Anhängen und diversen anderen Komponenten verletzt haben.

Der einstweilig große Handy-Hersteller, an den viele Unternehmen nicht vorbeiziehen konnten, hat seine Führungsrolle in der Industrie verloren. Greg Aharonian, Herausgeber eines renommierten Patent-Newsletters, vermutet sogar, dass Nokia untergehen und als Teil von Microsoft wiederkehren wird. Die enge Kooperation im Bezug auf Windows Phone sowie der Kauf von Motorola durch Google lässt diese These zumindest logisch erscheinen.

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