Matias Tactile Pro 3.0 im Test: Alps-Schalter und Apple-Look

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Martin Eckardt
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Tastencheck

Bei der Gestaltung der Schreibcharakteristik einer Tastatur spielen die verwendeten Taster in Kombination mit den Tastenkappen natürlich die Hauptrolle. Matias setzt bei der Tactile Pro 3.0 hauptsächlich auf weiße Schalter der Firma Alps Electric, welche ein typisches Verhalten hinsichtlich Anschlagdynamik, Auslösung und Klickgeräusch generieren. Wie man es von den deutlich populäreren Cherry-MX-Pendants kennt, gibt es auch die „Alps“ in diversen Farbkodierungen (u.a. blau, grün, orange, pink, schwarz, gelb) mit variierenden Eigenschaften. Die von Matias verbauten „Simplified White Alps Strongman“ verkörpern dabei eine aus Kostengründen etwas vereinfacht konstruierte Variante der ursprünglichen Alps-Schalter, wie sie etwa vor über 30 Jahren in Apples Extended Keyboard (Alps in orange und pink) verbaut worden. Nostalgiker dürfen also nicht erwarten, das Schreibgefühl alter Weggefährten mit der Tactile Pro vollständig reproduzieren zu können.

Status-LEDs sind direkt in die Tasten integriert (hier Caps-Lock)
Status-LEDs sind direkt in die Tasten integriert (hier Caps-Lock)
Lange Tasten werden mit gut geschmierten Bügeln unterstützt
Lange Tasten werden mit gut geschmierten Bügeln unterstützt
Leichte Tastenkappen aus weißem Kunststoff
Leichte Tastenkappen aus weißem Kunststoff

Die eingesetzten weißen Alps erzeugen im Anschlag sowohl ein taktiles Gefühl als auch ein entsprechendes Klickgeräusch. Ersteres definiert sich durch einen auf den ersten Millimetern sehr steil ansteigenden Auslösewiderstand, der einem äquivalenten Auflagegewicht von etwa 60 bis 70 Gramm entspricht. Nach Überschreiten dieses Maximums bei knapp zwei Millimetern verringert sich der Widerstand spürbar und die Taste gleitet ins Bett ein und wird erst kurz vor dem vollständigen Einsinken abgestoppt. Im Gegensatz zu den Cherry-MX-Schaltern mit ihrem Anschlagweg von maximal vier Millimetern beträgt die Anschlag-Distanz bei den Alps lediglich 3,5 Millimeter. Die Signalauslösung nebst zusätzlich generiertem Klickgeräusch erfolgen bei etwa zwei Millimetern.

Insgesamt benötigen die weißen Alps der Matias Tactile Pro 3.0 deutlich mehr Kraft zur Auslösung als entsprechende Cherry-MX-Pendants. Eine vergleichbare Anschlagsdynamik ist dabei im Cherry-Lager allerdings nicht zu finden. Auch die ebenfalls taktilen und mit einem Zusatzgeräusch ausgestatteten blauen MX-Varianten vermitteln ein signifikant abweichendes Tippgefühl. Die weißen Alps tippen sich vergleichsweise hart.

Kraft-Weg-Diagramm der weißen Alps
Kraft-Weg-Diagramm der weißen Alps
Verbleibende Kontaktfeder bei demontiertem Schalter
Verbleibende Kontaktfeder bei demontiertem Schalter
Alps-Schalter in seine Einzelteile zerlegt
Alps-Schalter in seine Einzelteile zerlegt

Erzeugt wird der Anschlagscharakter der Schalter über ein relativ komplexes Zusammenspiel aus drei Metallfedern, einem Stempel, der gleichzeitig die Tastenkappen trägt, und dem Schaltergehäuse selbst. Bei geöffnetem Schaltergehäuse verbleibt eine flache Metallfeder in der Fassung (nördliche Position), die bei einsinkendem Stempel in vertikaler Aufstellung den eigentlichen Kontakt zur Signalerfassung auslöst. Ihr Pendant auf südlicher Position ist ein ebenfalls vertikal aufgestelltes Metallplättchen, dass beim Passieren des Stempels für das entsprechende Klickgeräusch sorgt. Klick- und Signalauslösung sind also unabhängig voneinander und wer sich an der zusätzlichen Akustik stört, kann die Federn in einer entsprechenden Fleißarbeit auch demontieren. In zentraler Position ist schließlich die eigentliche Springfeder aufgestellt, welche den Hauptanteil des Auslösewiderstands generiert und für die Entspannung der Taste bei nachlassender Krafteinwirkung sorgt.

Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass nicht alle 109 Tasten der Tactile Pro auf weißen Alps basieren. Drei Tasten sind mit grünen Alps in LED-Kombination ausgestattet, welche keine zusätzliche Klick-Akustik, dafür aber einen spürbar weicheren Anschlag besitzen. Grund hierfür ist der Verzicht auf die separaten Status-LEDs (Num-Lock, Cpas-Lock, Scroll-Lock). Bei Betätigung der entsprechenden Taste leuchten diese eifnach selbst, wobei lediglich die Caps-Lock-Tastenkappe eine abgestimmte Sichtaussparung erhalten hat. Bei den beiden anderen leuchtet das weiße LED-Licht schlicht durch das Kappen-Plastik.

Schwungvolle Anstellung des Tastenbettes vermittelt gutes Schreibgefühl
Schwungvolle Anstellung des Tastenbettes vermittelt gutes Schreibgefühl
Zylindrische Tastenkappen unterstützen die Fingerauflage
Zylindrische Tastenkappen unterstützen die Fingerauflage
Direkte Lasergravur sorgt für langlebige Beschriftung
Direkte Lasergravur sorgt für langlebige Beschriftung

Die Tastenkappen selbst sind vergleichsweise dünn aus ABS-Kunststoff gegossen und entsprechend leicht. Dies führt zu einem sehr hellen Klickgeräusch und einem relativ lauten Schreibeinsatz der Tactile Pro. Bis auf die Leertaste besitzen die Tastenkappen eine angenehm zylindrische Oberflächenquerschnitt, der die aufliegenden Finger gut führend unterstützt.

Die Beschriftung der weißen Tastenkappen erfolgt direkt per Lasergravur ohne weitere Einfärbung oder Füllung. Das Resultat ist eine graue, im Relief nur sehr fein spürbare Zeichnung, welche praktisch nicht zu entfernen ist. Während unserer mehrwöchigen Dauernutzung der Tastatur konnten wir entsprechend keine Veränderungen an den Beschriftungen oder den Oberflächen der Tastaturkappen feststellen.

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