Apple erhöht App-Preise im App- und iTunes-Store

Andreas Frischholz
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Apple hat in der Nacht zum Freitag eine unangekündigte Preiserhöhung für Apps im App- und iTunes-Store vorgenommen, von der insbesondere die deutschen Verlage überrumpelt wurden. Diese sind unzufrieden und zeigen sich enttäuscht bis äußert frustriert von Apples Vorgehensweise.

Eine offizielle Begründung für die Preiserhöhung fehlt bislang, allerdings wird vermutet, dass der schwache Euro-Kurs dafür verantwortlich ist. Den Partnern hatte Apple erst in der Nacht zum Freitag in Nebensätzen einer E-Mail mitgeteilt, dass die Verkaufspreise in Euro sowie Krone und Peso angepasst werden. Die Preisstufen für den Euro erhöhten sich dabei um 10 bis 20 Prozent. So liegt der Mindestpreis für Apps nun nicht mehr bei 0,79 Euro, sondern 0,89 Euro, während beispielsweise in der obersten Preisstufe statt 9,99 Euro nun 10,99 Euro fällig sind, berichtet AppDated.

Vergleich der Preisstufen
Alt 0,79 1,59 2,39 2,99 3,99 5,49 7,99 8,99 9,99
Neu 0,89 1,79 2,69 3,59 4,49 5,99 8,99 9,99 10,99

Teile der deutschen Verlagsbranche – die vor nicht allzu langer Zeit noch große Hoffnungen auf die Kooperation mit Apple und den Verkauf ihrer Apps setzten – reagierten äußerst verärgert, vor allem weil Apple die Erhöhung im Vorfeld nicht angekündigt hat. Nun kosten etwa die Apps von Spiegel und Zeit 4,49 Euro, statt wie bisher 3,99 Euro, und sind damit teurer als die Print-Ausgaben. Die Preise für die Digital-Abos sind für die Verlage zudem eine delikate Angelegenheit, denn in die jeweiligen Apps wurden große Summen investiert. Allerdings blieben die Verkaufszahlen bislang hinter den Erwartungen zurück.

Deswegen stellt sich für die Verlage nun die Frage, ob sie die Preiserhöhung – bei den genannten Fällen um 50 Cent – mitgehen, oder bei der niedrigeren Preisstufe eine Preissenkung von 40 Cent in Kauf nehmen. Christian Röpke, Geschäftsführer von Zeit Online, erklärte gegenüber Meedia, man wolle in den nächsten Tagen entscheiden, wie man auf die Preiserhöhung reagiere. Die niedrigere Preisstufe wolle man aufgrund des Abschlags gegenüber der Print-Ausgabe vermeiden. Zudem führe man derzeit intensive Gespräche mit Apple.

Davon abgesehen zeigt sich Röpke enttäuscht: „Bedauerlicherweise hat uns Apple im Vorfeld nicht informiert. Für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit wäre das aber natürlich eine Grundvoraussetzung.“ Einen schärferen Ton wählt ein Sprecher vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und dem Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ). Das Verhalten von Apple sei „nicht erklärbar und absolut verantwortungslos“, die überraschenden Preiserhöhungen wirken sich als „inakzeptabler Eingriff in die Preishoheit der Verlage aus, der ihrem wachsenden Mobile-Geschäft schadet und sich über Kunden-Interessen hinwegsetzt“. So verspiele Apple Sympathiepunkte.

Bemerkbar macht sich das etwa in einem Beitrag im Redaktionsblog des Spiegels, in dem die Preiserhöhung von Apple wutschnaubend kritisiert wird. Man halte die Entscheidung von Apple für „einen skandalösen Vorgang von grundsätzlicher Bedeutung“, vor allem weil der Konzern ohne Vorankündigung und Verhandlung die Preise bestimmt und einen Anteil von 30 Prozent kassiert – der den Verlagen seit längerem ein Dorn im Auge ist. Erneut zeigt sich der Konflikt zwischen den klassischen Medienhäusern und den neuen Internetriesen. Laut Spiegel versuche Apple mittlerweile – genauso wie etwa Google oder Facebook – mit „einer an Größenwahn grenzenden Arroganz […], die Rahmenbedingungen im Mediengeschäft zu bestimmen“.

Die Frage, wer Apple dazu das Recht gegeben hat, beantwortet der Medienjournalist Andreas Griess allerdings süffisant mit: „Ihr gebt der Firma das Recht, und zwar, als ihr die AGBs [sic] angenommen habt.“ Niemand werde gezwungen die AGB von Apple zu akzeptieren, so Griess. Deswegen sei es ein wenig seltsam, sich über die Preispolitik von Apple aufzuregen, nachdem „das Kind in den Brunnen gefallen ist“.

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