Jolla stellt MeeGo-Ableger SailfishOS öffentlich vor

Ferdinand Thommes
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Das von ehemaligen Nokia-Entwicklern gegründete Start-Up Jolla hat jetzt sein mobiles Betriebssystem SailfishOS, über das wir bereits im Vorfeld berichteten, erstmals in der Öffentlichkeit vorgestellt. Das auf einem Nokia N950 vorgestellte Betriebssystem basiert im Wesentlichen auf Mer, das auch MeeGo zugrunde lag.

Das finnische Unternehmen zeigte SailfishOS erstmals Mitte dieser Woche auf der Start-up-Konferenz Slush in Helsinki. Jolla will mit seinem Betriebssystem „Innovation in einen stagnierenden Markt bringen”. Die Philosophie des neu entwickelten User-Interfaces, das Ähnlichkeiten zu Windows Phone nicht verleugnen kann, ist „Multitasking ohne Umwege“. SailfishOS erlaubt es, mehrere Apps im Startbildschirm zu gruppieren und von dort auch zu bedienen. So kann der Nutzer einen Song oder ein Video starten oder stoppen, ohne in den jeweiligen Player zu wechseln.

Jolla hat nach eigenen Aussagen bisher mit zwei Hardware-Partnern Verträge geschlossen. Dabei handelt es sich um die chinesische Handelskette D.Phone Group und um ST-Ericsson, für deren Plattform NovaThor gerade zusammen mit Jolla an einer Umsetzung für SailfishOS gearbeitet wird. Mit weiteren Vertriebspartnern sei man in Gesprächen.

SailfishOS will offener sein als Android. Das User-Interface ist in QML mit QtQuick geschrieben und unterstützt die QtMobility APIs. Das jetzt für Entwickler freigegebene SDK wird größtenteils frei im Mer-Projekt entwickelt. Mehr zum Unterbau vermittelt das Sailfish-Wiki. Angeblich sollen auch viele Android-Apps in SailfishOS lauffähig sein. Um daraus einen Vorteil zu ziehen, muss Jolla aber Google überzeugen, seinen Google-Play-Store für Jolla zu öffnen. Ansonsten bleibt nur der schwierigere Weg über einen eigenen App-Store.

Zu diesem Thema sagte einer der Entwickler nach der Präsentation an die App-Entwickler-Gemeinde gerichtet: „Viele Android-Apps werden unverändert auf Jolla-Geräten lauffähig sein. Wenn Sie allerdings von unserer UI und allen anderen Fähigkeiten von SailfishOS profitieren wollen und Ihre Anwendungen beschleunigen wollen, können Sie ihre Apps gerne nativ nach Qt/QML portieren.

Erste Mobilfunk-Geräte mit SailfishOS sollen im zweiten Quartal 2013 verfügbar sein und werden in Deutschland vermutlich zu Beginn auf die NovaThor-Chips von ST-Ericson beschränkt sein. Der Vertrag mit der D.Phone Group in China wird für den europäischen Markt keine Auswirkungen haben. Jolla möchte jedoch ein Tochterunternehmen gründen und sucht noch Entwickler, die sich mit MeeGo auskennen.