Aliens: Colonial Marines „in neun Monaten programmiert“

Max Doll
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Das als Horror-Hoffnung vermarktete und aufgrund der Entwicklung durch Gearbox Software als Shooter-Hit erhoffte Aliens: Colonial Marines entpuppte sich nicht nur für Fans der Serie als herbe Enttäuschung. Die Gründe des Scheiterns beleuchtet Kotaku nach teils wilden Spekulationen nun ausführlich.

Unter Berufung auf verschiedene Quellen, die „in Verbindung zu dem Spiel stehen“, kann die Webseite einige der bisher im Umlauf befindlichen Gerüchte, etwa die Aussagen eines angeblichen TimeGate-Mitarbeiters über Reddit, größtenteils bestätigen. Die Ankündigung des Titels deckte sich demnach mit dem Beginn der Vorarbeiten, also der Ausarbeitung eines Konzeptes, und auch danach habe sich das Spiel immer wieder verschoben. Mit dem Erfolg von Borderlands machte sich Gearbox allerdings direkt an die Entwicklung eines Nachfolgers und lagerte die Entwicklung an TimeGate aus – soweit, so bekannt.

Die Zusammenarbeit gestaltete sich laut einer der befragten Quellen anfangs optimal im Sinne einer „love-love situation“. An dem von Gearbox im Dezember 2010 zur Verfügung gestellten Material sei jedoch „offensichtlich nicht vier Jahre gearbeitet“ worden. Das Projekt lief demnach nur mit äußerst niedriger Priorität und habe mehr aus einer Ansammlung verschiedener Software-Elemente, die etwa aus Borderlands übernommen wurden, bestanden. Welche Anteile TimeGate an der Entwicklung letztlich hatte, lässt sich allerdings immer noch nicht endgültig klären. Je nach Aussage musste das Studio entweder von Null beginnen oder aber die vorhandenen Elemente komplett überarbeiten.

Auch im weiteren Verlauf waren die wenig umfangreichen Vorarbeiten problematisch: Die Story war auch 2011 noch nicht in einem finalen Zustand und wurde laufend überarbeitet, wodurch fertige Levels und Szenen wieder aus dem Spiel gestrichen werden mussten. Für weitere Schwierigkeiten sorgten nicht nur die Kopflastigkeit des Entwicklungsprozesses mit zu vielen Entscheidungsträgern, sondern auch unterschiedliche Vorstellungen von der Ausrichtung. So wollte Sega ein eher an Call of Duty orientiertes Gameplay im Spiel sehen, wohingegen Gearbox und TimeGate einen anderen Ansatz vertreten hätten.

Für Kritik und Unmut bei den Fans sorgt außerdem die E3-Gameplay-Demo, deren Entstehung Randy Pitchford höchstpersönlich aufklären möchte und die nichts mit dem fertigen Spiel zu tun hat, weil sie qualitativ deutlich hochwertiger wirkt. Diese wurde, so die nicht näher genannten Quellen, von TimeGate mit Hilfe von Gearbox erstellt und vor allem auf High-End-PCs optimiert. Bei der Programmierung sei es deshalb nur um eine möglichst hübsche Optik, nicht um die Effizienz oder Leistung gegangen. Weder habe man die gezeigte Szene auf ältere Rechner noch auf das Leistungsniveau von Konsolen hin optimiert, weshalb sie gerade von letzteren nie wiedergegeben werden konnte.

Dies galt ebenfalls für die vereinfachte Version, deren Entwicklung Gearbox nach der Fertigstellung von Borderlands 2 Mitte 2012 wieder übernahm. Die generelle Qualität habe ebenfalls nicht den Ansprüchen entsprochen, weshalb große Teile des Projektes neu entworfen wurden. „Das Spiel fühlt sich an, als wäre es in neun Monaten programmiert worden – weil es das auch wurde“ heißt es hierzu von einem der durch Kotaku befragten Mitarbeiter. Ein weiterer Aufschub habe nach einer Projektdauer von sieben Jahren aber außerhalb des Möglichen gelegen, was die Gerüchte um eine drohende Klage durch Sega indirekt bestätigt. Insofern war die Entwicklung von Colonial Marines ein Desaster mit Ansage und im Angesicht der Erfahrung aller beteiligten Parteien vorhersehbar.

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