Arctic Accelero Hybrid im Test: GPU-Kühler mit Luft und Wasser

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Martin Eckardt
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Arctic Accelero Hybrid

Knapp 100 Euro muss der interessierte Anwender investieren, will er sich die Dienste des Arctic Accelero Hybrid sichern. Dafür erhält der Käufer eine gut sortierte Retail-Kartonage mit dem vorkonfigurierten Flüssigkeitskreislauf aus Radiator- und Pumpeneinheit, dem 120-mm-PWM-Radiatorlüfter, der Kunststoff-Kühlerhaube zur Ventilation von RAM und Spannungswandlern, eine umfangreiche Zusammenstellung an Aluminium-Kühlblöcken zur Peripheriekühlung, eine knappe Montageanleitung sowie entsprechendes Montagezubehör nebst einer Spritze MX-4-Wärmeleitpaste (0,5 g) sowie einer Tube Wärmeleitkleber.

Arctic Accelero Hybrid Verpackung
Arctic Accelero Hybrid Verpackung
Zubehörübersicht des Lieferumfangs
Zubehörübersicht des Lieferumfangs
Zahlreiche Zusatzkühler für elektronische Bauteile
Zahlreiche Zusatzkühler für elektronische Bauteile

Im Gegensatz zum Hauptprozessor reicht es bei einer modernen Grafikkarte nicht aus, mit der GPU nur eine einzelne Komponente adäquat zu kühlen, da Zusatzchips und Spannungswandler zum Teil sehr hohen thermischen Belastungen ausgesetzt sind. Daher setzt Arctic beim Accelero Hybrid im Grundprinzip auf gezielte Arbeitsteilung. Während die Flüssigkühleinheit samt Radiator ausschließlich zur Kühlung des Grafikchips verantwortlich zeichnen, werden Spannungswandler, Speicher und Peripheriechips auf herkömmliche Art mit kleinen Aluminiumblöcken versehen und direkt aktiv ventiliert.

Immerhin 30 Passivkühler in verschiedenen Größen liefert Arctic dafür mit. Diese verfügen, anders als man es von den meisten Konkurrenzprodukten kennt, nicht über eine selbstklebende Wärmeleitpad-Ausstattung, sondern werden per Wärmeleitkleber dauerhaft mit der zu kühlenden Chipoberfläche verbunden. Diese Art der Fixierung ist grundsätzlich langlebiger und sichert einen besseren Wärmeübergang, lässt sich bei Bedarf jedoch auch deutlich hartnäckiger wieder lösen.

Plastikabdeckung und Lüfterhalterung im Stile einer konventionellen Luftkühlung
Plastikabdeckung und Lüfterhalterung im Stile einer konventionellen Luftkühlung
Unterseite der Plastikhaube gewährt Blick auf die Verkabelungsvielfalt
Unterseite der Plastikhaube gewährt Blick auf die Verkabelungsvielfalt
Doppelbelüftung in verschiedenen Funktionen
Doppelbelüftung in verschiedenen Funktionen

Die Belüftung dieser Passivblöcke wird von einem 80-mm-Ventilator übernommen, der per 4-Pin-Stecker über das originale PWM-Signal der Grafikkarte angesteuert werden kann. Der Arbeitsbereich des fest in die als Lufttunnel fungierende Kunststoff-Haube integrierten Ventilators beträgt damit akustisch vertretbare 900 bis 2.000 U/min.

In diese Plastikabdeckung wird letztlich auch das Herzstück des Accelero Hybrid, die Kühl- und Pumpeneinheit der Flüssigkeitskühlung, eingeschraubt. Dieser Eingriff erfordert insbesondere im Sinne der Verlegung aller nötigen Stromkabel ein gewisses Maß an Bastelarbeit.

Dass die kombinierte GPU-Kühler- und Pumpeneinheit optisch stark an die bekannten Asetek-Modelle, welche als CPU-Kühler beispielsweise von Corsair oder Antec vertrieben werden, erinnert, ist kein Zufall. Denn auch der Accelero Hybrid stellt letztlich nur ein angepasstes Produkt in Kooperation mit dem OEM-Spezialisten Asetek dar.

Der Kühlkern der Pumpeneinheit muss zunächst mit der Kunststoffhaube verschraubt werden
Der Kühlkern der Pumpeneinheit muss zunächst mit der Kunststoffhaube verschraubt werden
Kupferbodenplatte sorgt für schnelle Wärmeaufnahme vom Grafikkern
Kupferbodenplatte sorgt für schnelle Wärmeaufnahme vom Grafikkern
Sehr feine Lamellierung beim 120-mm-Radiator
Sehr feine Lamellierung beim 120-mm-Radiator

Das GPU-Kühlergehäuse mit integrierter Radialpumpe ist ausgesprochen kompakt und ansprechend robust gestaltet. Mit der Grafikchip-Oberfläche generiert eine vollkupferne, ebene Auflage den entsprechenden Wärmeübergang. Im Inneren ist die Bodenplatte hingegen mit zahlreichen dünnen, oberflächenvergrößernden Kupferlamellen, die in Fluidfließrichtung aufgestellt sind, ausgestattet. Die Stromversorgung der Pumpe wird unterdessen über einen konventionellen 4-Pin-Netzteilstecker sicher gestellt. Leider bietet Arctic dabei weder die Möglichkeit der einfachen Pumpen-Drehzahldrosselung noch der Auslesung der Geschwindigkeit aufgrund des fehlenden Signalkabels.

Etwas kritisch sehen wir die Materialgestaltung des 120-mm-Radiators, welcher nicht über Kupfer- sondern lediglich über Aluminiumkapillare und -Lamellen verfügt. Unsere Bedenken beziehen sich dabei weniger auf Leistungsaspekte, sondern vielmehr auf möglicherweise forcierte Korrosionserscheinungen bedingt durch die differenten Kupfer- und Aluminiumpotentiale. Dies könnte die Lebensdauer des grundsätzlich wartungsfreien Flüssigkeitskühlsystems einschränken, wenngleich der Kühlflüssigkeit natürlich entsprechender Korrosionsschutz beigemischt ist.

Abseits davon besitzt der kleine Radiator mit 25 mm Dicke ausgesprochen feine Lamellen und eine einheitliche Lackierung. An beiden Seiten können bei Bedarf entsprechende Lüfter im 120-mm-Format angeschraubt werden. Die Schlauchanschlüsse sind fixiert und nicht zur Öffnung vorgesehen. Mit gut 40 Zentimetern empfinden wir die Länge der relativ flexiblen Schläuche als ausgesprochen knapp bemessen, um die Radiatorposition auch in größeren Gehäusen variabel zu wählen.

Gleichmäßige Anpressdruckverteilung durch rückseitiges Montagekreuz
Gleichmäßige Anpressdruckverteilung durch rückseitiges Montagekreuz
Accelero Hybrid komplett montiert
Accelero Hybrid komplett montiert
Montagebeispiel ohne Zusatz-Kühlkörper zeigt Platzverhältnisse unter Kunststoffabdeckung
Montagebeispiel ohne Zusatz-Kühlkörper zeigt Platzverhältnisse unter Kunststoffabdeckung

Die Montage des Accelero Hybrid sollte mit Bedacht und Vorsicht angegangen werden, bedingt sie doch zunächst die rückstandslose Entfernung der Bestandteile der serienmäßigen Grafikkartenkühlung unter Verlust entsprechender Herstellergarantien. Natürlich können original Spezialkühlkörper, sofern sie sich mit der neuen Arctic-Kühlung kombinieren lassen, dabei auf der Grafikkarte verbleiben.

Nach der Entfernung der Serienkühlung und Reinigung der Grafikkarte müssen zunächst jene Komponenten lokalisiert werden, die mit Aluminium-Kühlkörpern ausgestattet werden müssen. Hierbei sollten grundsätzlich mindestens die Chips und Bauteile eine Kühlung erfahren, welche zuvor durch die original Kühlung erfasst worden. Die passiven Aluminiumblöcke werden einfach mit etwas Wärmeleitkleber versehen und anschließend auf die entsprechenden Chipoberflächen geklebt, wobei zur Aushärtung des Klebers etwa 60 Minuten gewartet werden sollte.

Anschließend kann bereits die Kunststoff-Abdeckung, in welche zuvor der GPU-Wasserkühler samt Schläuchen eingesetzt und verschraubt wurde, auf dem Grafikboard positioniert werden. Dabei gilt es sich zunächst zu informieren, welche der zahlreichen Montagebohrungen des multikompatiblen Accelero Hybrid für die vorliegende Grafikkarte verwendet werden müssen – eine mitgelieferte Bohrlochschablone sollte dabei helfen. Schließlich werden die ausgewählten Bohrlöcher mit Abstandhaltern und die Chipoberfläche mit Wärmeleitpaste versehen und der Kühlerrahmen grafikkartenrückseitig mit Hilfe von vier Schrauben, einer Metall-X-Platte sowie entsprechendem Isolationsmaterial alternierend verschraubt. Die Montage erfordert dabei etwas Fingerspitzengefühl, um die Bohrlöcher mit den langen Schrauben blind aber dennoch zielsicher anzuvisieren.

Die fertig ausgestattete Grafikkarte kann nun samt Kühler und Radiator im Gehäuse untergebracht werden. Dabei gilt, dass die besten GPU-Kühlergebnisse erzielt werden, wenn der Radiatorlüfter kühle Außenluft ansaugt. Im Sinne eines idealen Gesamtkühlkonzeptes kann jedoch auch eine ausblasende Anordnung von Vorteil sein.