Vivaldi-Tablet kurz vor der Fertigstellung

Ferdinand Thommes
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Die Geschichte des Vivaldi-Tablet, das eigentlich Spark heißen sollte, ist bereits vor seinem Markteintritt eine wechselhafte. Das im Januar 2012 angekündigte, sieben Zoll messende Tablet soll ein reines Linux-Tablet sein, auf dessen angepasstem Linux die KDE-Oberfläche Plasma Active läuft, und soll um die 200 Euro kosten.

Der KDE-Entwickler Aaron Seigo verlor im Jahr 2011 seinen Job, bei dem sein Arbeitgeber ihn für die Weiterentwicklung der KDE-Komponente Plasma bezahlt hatte. Da Seigo gerne weiter in mehr oder weniger Vollzeit an Plasma und KDE entwickeln wollte, beschloss er, blauäugig, wie wer heute zugibt, ein Linux-Tablet zu entwerfen und produzieren zu lassen. Die erste Hürde war der Name. Spark wurde von der Firma Sun seit langem für ihre Workstations benutzt und somit wurde aus Spark das Vivaldi-Tablet.

Vivaldi Tablet
Vivaldi Tablet (Bild: Make Play Live)

Dann begab sich das Team um Seigo auf die Suche nach Herstellern in China, wo man hoffte, ein Tablet-Design aus dem Regal ziehen zu können und darauf das Vivaldi aufzubauen. Fündig wurden die frischgebackenen Hardware-Publisher beim Zenithink C71. Hier musste Seigo allerdings erst eine Lektion lernen, die das Projekt um mehr als sechs Monate zurück warf. Chinesische Hersteller scheren sich in der Regel nicht um GPL, freie Treiber und Firmware, es sei denn, es ist zu ihrem Vorteil. Genauso wenig halten sie für gewöhnlich ein einmal abgesegnetes Design ein, wenn ein verwendetes Bauteil woanders für einen Cent günstiger zu haben ist. Das gilt anscheinend um so mehr, wenn man am Anfang nur mit für die Hersteller minimalen Stückzahlen argumentieren kann. Die zweite Revision des Mainboards war dann ohne Absprache so verändert, das nicht einmal das Referenz-Betriebssystem mehr darauf startete und die Zusammenarbeit damit beendet.

Das Team um Seigo entschloss sich nach weiteren fruchtlosen Verhandlungen mit anderen Herstellern, den harten Weg zu gehen und ein eigenes Board samt Gehäuse zu entwerfen. Die Arbeiten hieran begannen vor rund zwei Monaten und wie Seigo jetzt verlauten ließ, ist man sehr glücklich mit der Entscheidung und kann nun ein Tablet bauen, dass im letzten Jahr mit dem ursprünglichen Plan so nicht möglich gewesen sei. Komponenten verschiedenster Hersteller, die freie Treiber anboten, wurden um einen SoC herumgebaut. Mit dem SoC-Produzenten hat man bereits eine Roadmap für Aufrüstungen in der Zukunft vereinbart. Von der neuen Hardware ist noch nicht viel bekannt, lediglich die GPU in Form der Mali-400 wurde sicher übernommen. Hier lauert auch laut Seigo der einzige Kompromiss des eigenen Designs, denn der Treiber für die GPU ist, wie üblich, Closed Source. Es besteht allerdings Hoffnung in Form des quelloffenen Lima-Treibers, der aber leider noch nicht bereit für den großen Einsatz ist.

Bis Ende Februar soll ein Prototyp fertig sein, dann will Seigo auch weitere Fakten zur Hardware mitteilen. In drei Monaten sollen die ersten Geräte dann vom Band laufen. Ob allerdings der ursprünglich anvisierte Preis von 200 Euro bei den veränderten Produktionsbedingungen zu halten sein wird, ist eher fraglich.