Ubuntu 13.04 wurde freigegeben

Ferdinand Thommes
69 Kommentare

Der Weg zur Veröffentlichung von Ubuntu 13.04 („Raring Ringtail“) war mit Veränderungen gepflastert. Hauptsächlich ging es hierbei um das Release Modell. Die Entwickler befürworteten ein „Rolling-Release“-Modell, da sie der bisherige Veröffentlichungszyklus lähmt und überlastet. Mark Shuttleworth war dafür jedoch nicht zu haben.

Somit entschied das Entwickler-Board von Canonical im März, dass ab 13.04 alle Versionen außer denen mit Langzeit-Support (LTS) nur noch neun Monate Unterstützung haben – im Gegensatz zu 18 Monaten bisher. Die LTS-Versionen erhalten, wie bisher auch, weiterhin fünf Jahre Support. Somit ist Ubuntu 13.04 die erste Version, die vom verkürzten Support von neun Monaten betroffen ist. Ebenso ist Ubuntu 13.04 die erste Veröffentlichung die ohne Alpha- und mit nur einem Beta-Release im Vorfeld erschien. An Stelle der früher vermehrt erschienenen Vorabversionen gibt es jetzt nur noch eine Beta-Version. An Stelle der Vorveröffentlichungen wurde bei 13.04 täglich eine Version gebaut und getestet. Daraus resultierte vierzehn-täglich ein Kandidat, der den Stand dokumentierte und für mutige Anwender auch zum Download verfügbar war.

Erst längerfristig werden sich die Auswirkungen dieser neuen Veröffentlichungspolitik zeigen, Ubuntu 13.04 Raring Ringtail scheint es jedenfalls nicht geschadet zu haben, auch wenn die Neuerungen dieses Mal viel geringer ausfallen als bisher gewohnt. Raring Ringtail basiert auf dem Ubuntu-Kernel 3.8.0-19.29, bei dem es sich um einen gepatchten Standard-Kernel 3.8.8 handelt. Unity in der neuen Version 7 erfuhr eine Menge an Verbesserungen, sowohl optischer als auch praktischer Natur. Neben der Weiterentwicklung der Nutzerschnittstelle von Ubuntus Desktop-Umgebung soll Unity auf Mobilsystemen jetzt flüssiger laufen als bisher. Das System wurde beim Tippen fehlertolerant ausgelegt, was sich zum Beispiel in der Suche auswirkt und erlaubt, das mittlere Mausrad beim Auswählen von Applikationen zu nutzen. Außerdem wurden einige neue Icon-Themen eingeführt. Standardmäßig gibt es nur noch eine Arbeitsfläche, wer hingegen mehrere virtuelle Bildschirme bevorzugt, kann dies in den System-Settings einstellen.

Eine neue Version gibt es auch vom Init-System Upstart, es liegt jetzt in Version 1.8 vor und beherrscht nun auch die Verwaltung von Benutzer-Sitzungen unter X11. Diese als Technologievorschau bezeichnete Funktion ist allerdings noch deaktiviert. Der Anwender kann sie aktivieren, indem er in der Datei /etc/upstart-xsessions das Kommentarzeichen vor dem Wort „ubuntu“ entfernt. Weiterhin kann Upstart jetzt mittels upstart-file-bridge auf Änderungen im Dateisystem reagieren, zudem kann der Administrator mit upstart-monitor den Ablauf beim Systemstart in Echtzeit verfolgen.Optional zum X-Server steht der von Canonical entwickelte Display-Server Mir zum Testen bereit.

Weitere wichtige Pakete in neuen Versionen sind LibreOffice 4, Python 3.3 und OpenJDK 7u15. Bei Python ist die Umstellung auf Python 3.x noch nicht vollständig abgeschlossen, sodass zusätzlich Python 2.x mit an Bord ist, das auch künftig – über einen absehbaren Zeitraum – in den Archiven weiter gepflegt wird. Ubuntu unterstützt darüber hinaus jetzt in allen seinen Varianten UEFI Secure Boot.

Bei Ubuntu Server wurde OpenStack auf „Grizzly“ mit Hochverfügbarkeit aktualisiert. Durch Zusammenarbeit mit VMware können jetzt OpenStack-Clouds mit VMware-Technologien wie VMware, vSphere und Nicira NVP gekoppelt werden. Auch Juju wurde aufgewertet und kann nun zusätzlich die Web-Frameworks Node.js, Django und Ruby on Rails sowie die Datenbanken MongoDB, MySQL, PostgreSQL und Cassandra verwalten.

Kubuntu 13.04 wird mit KDE SC 4.10.1 ausgeliefert. Mit an Bord sind die Paketverwaltung Muon in Version 2, der Webbrowser Rekonq 2.2.1 und Homerun als Alternative zum Programm-Menü Kickoff. Das Protokoll MTP wird jetzt standardmäßig unterstützt. Der neue Audioplayer Tomahawk ist zwar nicht vorinstalliert, wurde jedoch in die Repositorien aufgenommen.

Xubuntu 13.04 hat nicht viele Neuerungen erfahren. Hier wurde das Greybird-Theme verbessert, ein neues Wallpaper hinzugefügt und mit Catfish 0.6.3 und Parole 0.5.0 neue Versionen der Pakete hinzugefügt. Gnumeric und Gimp wurden wieder in die Paketliste aufgenommen. Lubuntu 13.04, die Variante mit dem LXDE-Desktop, bringt außer Fehlerbereinigung hauptsächlich die neue Version 1.1.0 des Dateimanagers pcmanfm, die das Suchwerkzeug catfish überflüssig macht. Ubuntu Studio 13.04, das auf XFCE beruht, bekam außer einem neuen Desktop-Theme auch einen Kernel der Reihe 3.8 mit niedriger Latenz zur Audioproduktion. Die Audio-Server Pulseaudio und Jack wurden aktualisiert, neue Audio-Software wie Supercollider, Faust und lmms wurden hinzugefügt. Auf der Video-Seite wurden kdenlive und recordmydesktop neu hinzugefügt, ebenso wie die Grafikpakete Krita und create-resources. Edubuntu 13.04 bringt keine Änderungen außer wenigen Paket-Updates und empfiehlt den Anwendern, weiterhin bei 12.04 LTS zu bleiben.

Neu im Reigen der Ubuntu-Varianten ist Ubuntu-Gnome. Es basiert auf Gnome 3.6, die neuere Version Gnome 3.8 kann allerdings aus den Archiven nachinstalliert werden. Hervorgegangen aus Ubuntu Gnome Remix 12.10, ersetzt es Epiphany mit Firefox und bringt Ubuntu Software Center und Update Manager anstelle von gnome-packagekit. Darüber hinaus ersetzt LibreOffice jetzt Abiword und Gnumeric.

Ebenfalls neu ist UbuntuKylin, eine speziell auf chinesische Gegebenheiten zugeschnittene Alternative. UbuntuKylin wurde mit Ubuntu 13.04 jetzt in den normalen Veröffentlichungszyklus von Canonical übernommen und soll es chinesischen Nutzern erleichtern, gleich nach der Installation eine Oberfläche mit den gewohnten Suchmaschinen und weiteren Voreinstellungen vorzufinden. Ein chinesischer Kalender, lokale Wetterdienste und Musikangebote runden das neueste Mitglied der Ubuntu-Familie ab.

Ubuntu 13.04

Nicht mehr bei Ubuntu dabei ist die Möglichkeit, per Wubi Ubuntu von Windows aus bequem installieren zu können. Das Paket Ubuntu-Installer für Windows wurde eingestellt, da es zu viele Fehler enthielt und niemand sich dediziert darum kümmerte. Neu bei den Optionen für Upgrades sind Cross-Upgrades, die eine Version überspringen. So soll es jetzt möglich sein, von beispielsweise 12.04 direkt auf 13.04 zu aktualisieren. Nach der Veröffentlichung wurde auch der Name der nächsten Version Ubuntu 13.10 bekannt. Mark Shuttleworth verkündete, dass für den zunächst geplanten Namen „Supercalifragilisticexpialidocious Scorpionfish“ das einfacher zu merkende „Saucy Salamander“ zum Zuge kommt. In seinem Blog geht er näher auf die Namenswahl ein.