Apple lässt Foxconn bei Großauftrag außen vor

Ferdinand Thommes
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Laut einem Bericht des Wall Street Journal wird das für Ende des Jahres erwartete Billig-iPhone von Auftragsfertiger Pegatron gebaut und nicht von Foxconn. Die Produktion des regulären iPhone sowie des iPad verbleibt jedoch größtenteils bei Foxconn.

Foxconn hat über die letzten Jahre fast alle iPhones und iPads, die weltweit verkauft wurden, produziert. Seit dem Jahr 2011 baut Konkurrent Pegatron, der wie Foxconn seinen Sitz in Taipeh hat, in geringen Mengen iPhones und seit letztem Jahr das iPad mini. Den Grund für die Diversifizierung bei der Auftragsvergabe sehen Analysten in einer Risikominimierung seitens Apple, die damit angeblich auf Probleme bei der Fertigung des iPhone 5 im letzten Jahr reagieren. Damals liefen bei Foxconn verkratzte Metall-Gehäuse vom Band. Zudem berichteten Insider dem Wall Street Journal, die Gewinnmarge, die Pegatron akzeptiere, sei geringer als die von Foxconn. Außer für Apple montiert Pegatron auch Notebooks, Netbooks, Desktop-PCs, Spielekonsolen, Motherboards, TV-Karten, LCD-Fernseher, Smartphones, Set-Top-Boxen und Kabelmodems für Lenovo, Acer, Hewlett Packard, Dell und Toshiba.

Sowohl bei Apple als auch bei Foxconn soll es Unzufriedenheit mit dem jeweils anderen Vertragspartner gegeben haben, so berichten Insider. Apple monierte, Foxconn wechsle den Hersteller von Komponenten des iPhone ohne vorherige Benachrichtigung. Foxconn dagegen beschwerte sich über für die bestellten Mengen zu komplexes Layout, beispielsweise beim iPhone 5. Der Wechsel an der Spitze bei Apple tat ein Übriges, denn Tim Cook verzeiht nach Aussagen von Vertrauten keine Fehler, wie es Steve Jobs angeblich gegenüber seinem „Lieblingsfertiger“ tat.

Darüber hinaus beschert Foxconn Apple regelmäßig negative Schlagzeilen, wenn die internationale Presse über Selbstmorde, schlechte Bezahlung und zu viele Überstunden in den Fertigungsbetrieben des mit 1,2 Millionen Arbeitern größten Auftragsfertigers der Elektronikbranche berichtet. Pegatron mit seinen 100.000 Arbeitern blieb, von einer Explosion in einer Fabrik, bei der 2011 rund 60 Arbeiter verletzt wurden, einmal abgesehen, weitgehend unter dem Radar der Presse. Pegatron will seine Belegschaft im zweiten Halbjahr 2013 um 40 Prozent erhöhen, wie kürzlich der Finanzvorstand, Charles Lin, bestätigte.

Im Licht dieser Informationen bekommt auch eine Nachricht von vor zwei Tagen einen neuen Hintergrund. Foxconn will sich demnach neu ordnen und eine eigene Marke mit mobilen Geräten und Zubehör aufziehen. Darüber hinaus wurde ein Deal mit Mozilla bekannt, der bereits am 3. Juni in ein öffentlich vorgestelltes gemeinsames Produkt auf der Basis von Firefox OS münden soll. Vermutlich handelt es sich hierbei um ein Tablet.

Beide Firmen waren bisher nicht bereit, Stellung zu den Informationen zu nehmen.