Debian 7.0 „Wheezy“ veröffentlicht

Ferdinand Thommes
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Gestern hat das Debian Release Team Debian 7.0 mit dem Codenamen „Wheezy“ nach 27 Monaten Entwicklungszeit freigegeben. Eine der herausragenden Neuigkeiten bei der siebten Auflage von Debian ist die Multiarch-Unterstützung, mit der beispielsweise auf einem 64-Bit-System auch 32-Bit-Software installiert werden kann.

Weiterhin sind in Debian 7.0 im Haupt-Repositorium einige Multimedia-Codecs und entsprechende Frontends hinzugekommen, sodass nur noch selten der Griff zu Paketdepots von Drittanbietern nötig wird. Darüber hinaus wurde der Installer erweitert. Hier gab es bis kurz vor der Veröffentlichung noch Probleme mit der UEFI-Firmware verschiedener Rechner, unter anderem fehlt immer noch die Unterstützung für Secure Boot. Ein weiterer wichtiger Schritt zur Barrierefreiheit wurde ebenfalls im Installer vorgenommen, indem nun in zwölf Sprachen Debian mit Hilfe von Sprachsynthese installiert werden kann. Insgesamt ist der Installer in 73 Sprachen übersetzt. Als weitere Neuerung unterstützt Debian 7.0 den Anwender nun auch beim Aufsetzen einer privaten Cloud und sorgt dafür, dass der Nutzer seine Daten unter eigener Kontrolle behält.

Debian 7.0 unterstützt insgesamt neun Architekturen und kann somit quasi überall vom Handheld bis zum Supercomputer installiert werden. Debian bietet dafür die Gesamtzahl von 36.000 installierbaren Softwarepaketen, erstellt aus rund 17.500 Quellpaketen. Eines davon ist der Kernel, der in Debian 7.0 die Version 3.2.41 trägt. Die wichtigsten Desktop-Umgebungen sind ebenfalls mit von der Partie, wobei der Standard-Desktop Gnome 3 in Version 3.4 inklusive Gnome Shell ist. So liegt KDE SC in Version 4.8.4 vor, während XFCE 4.8 und LXDE 0.5 ebenfalls installierbar sind. Weiterhin gibt es eine NetInstall-Variante ohne grafischen Desktop.

Der X.Org-Server liegt in Version 7.7 vor, während die GNU Compiler Collection (GCC) auf 4.7.2 angehoben wurde. Die Büro-Suite LibreOffice ist in Version 3.5.4 integriert, Calligra 2.4 kommt als Ersatz für KOffice. Für Serveranwendungen sind unter anderem Apache 2.2.22, Tomcat 6.0.35 und 7.0.28, MySQL 5.5.30 und PHP 5.4.4 mit dabei. Bei Python besteht die Wahlmöglichkeit zwischen den Versionen 2.7 und 3.2.

Debian 7

Debian ist eine der ältesten und größten Linux-Distributionen. Debian GNU/Linux, wie es korrekt heißt, wird seit 1993 entwickelt und ist von kommerziellen Erwägungen unabhängig und nur den selbst gesetzten Regeln der Debian Free Software Guidelines (DFSG) unterworfen. Die Entwicklungsarbeit wird von rund 1.000 offiziellen Entwicklern und vielen Paket-Maintainern meist in deren Freizeit getragen. Das Projekt finanziert sich rein über die Einnahmen aus Spenden. Keine andere Distribution hat so viele Derivate wie Debian. Darunter sind auch neben den bekannten wie Ubuntu und Linux-Mint-DE auch Versionen für spezielle Anwendungen wie das LiMux-Projekt der Münchner Stadtverwaltung, die Distributionen Linex und Sysgobex, mit denen in der spanischen Provinz Extremadura die Verwaltung, das Gesundheitswesen und das Schulsystem unter Linux administriert werden, oder „raspbian“ als Distribution für den Raspberry Pi . Ubuntu selbst hat wiederum Hunderte eigener Derivate hervorgebracht.

Mit der gestrigen Veröffentlichung wurde der bisherige Testing-Zweig mit dem Codenamen „Wheezy“ zur stabilen Version erklärt, der Testing-Zweig selbst trägt ab sofort den Codenamen „Jessie“, das nach einem Entwicklungszyklus von rund zwei Jahren zu Debian 8 werden wird. Unterhalb der Zweige Stable und Testing gibt es noch den Unstable-Zweig, der neuere, jedoch nicht immer bereits gänzlich ausgetestete Software nach dem Prinzip Rolling Release bereitstellt. Auch auf diesem Zweig, der immer den Codenamen „Sid“ trägt, bauen weitere Derivate wie beispielsweise Siduction oder Semplice auf, die Anwendern Wünsche nach neuester Software erfüllen.

Installations-Images für Debian 7.0 sind auf der Downloadseite des Projekts zu finden, technische Einzelheiten der verschiedenen Architekturen erläutern die Release Notes.

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