Company of Heroes 2 im Test: Der neue Genre-König in Aktion?

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Sasan Abdi
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CoH 2 auf einen Blick (Forts.)

Doch selbst in diesen Missionen gehört es zu den Stärken von CoH 2, dass es (nach wie vor) auf die richtige Zusammensetzung der eigenen Truppen ankommt. Schon auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad wird man deswegen scheitern, wenn man einen Bereich nur von Infanterie verteidigen lässt. Stattdessen will diese je nach Umgebung zumeist vorgelagert und von einem MG und einer PaK unterstützt werden, um effektiv verteidigen zu können. Außerdem kann und muss – Stichwort: Mikromanagement – auch immer wieder auf die unterschiedlichen Spezialfähigkeiten der Einheiten zurückgegriffen werden, sodass beispielsweise Eliteinfanteristen für eine Vernebelung und Pioniere für eine Verminung sorgen müssen.

Noch deutlicher wird die Notwendigkeit des Zusammenspiels der Einheiten aber in den vielen Momenten, in denen es auf die Scharfschützen als Späher ankommt: Man schleicht durch den Schnee und lässt mehrfach Leuchtraketen abschießen, um die Formation des Gegners ausspähen und den richtigen Einheitenmix für den Angriff zusammenstellen zu können; in diesen Momenten ist die Verzahnung besonders gut geglückt. Weiter abgerundet wird das Missionsdesign durch kleiner angelegte Abschnitte, in denen es nicht um die großen Schlachten, sondern um Sabotage-Aktionen und das effiziente Ausschalten von Außenposten geht.

Company of Heroes 2 im Test
Company of Heroes 2 im Test

„Entscheidend ist auf'm Platz“ – hier überzeugt CoH 2 somit in hohem Maße. Alles wunderbar also? Nicht ganz. Denn während man die etwas einfältige Handlung aufgrund des Spielspaßes schnell verzeiht, ärgern nach wie vor alte Baustellen und trüben so das hervorragende Erlebnis „auf'm Platz“ ein.

In dieser Hinsicht ist allen voran die Wegfindung und das Verhalten der eigenen Einheiten zu nennen. Gerade Fahrzeuge, aber auch Infanterieeinheiten tun sich immer wieder schwer, zuverlässig von A nach B zu gelangen. Dabei kann es auch vorkommen, dass die einzelnen Gruppen aufgrund von KI-Aussetzern stark ausfransen, was besonders ärgerlich ist, wenn man außer Sicht bleiben möchte. Außerdem erschwert die nicht immer einwandfreie KI-Leistung insbesondere in den Verteidigungsmissionen eine effiziente Schlachtordnung, da es durchaus passieren kann, dass die eigene Truppen unaufgefordert ihre Stellung wechseln und plötzlich einen Meter neben der Befestigung stehen.

Hinzu kommt, dass auch die Gegner-KI mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Es ist vielleicht zu viel verlangt, doch sollte man schon erwarten können, dass ein deutscher Panzer IV schleunigst vom Eis zu kommen versucht, wenn dieses anhaltend vom Gegner beschossen wird. Außerdem tut es der Atmosphäre Abbruch, wenn ein StuG zuerst einzelne Soldaten anvisiert, statt die auf sie feuernde PaK anzugehen. Noch besser wird es, wenn die besagte Stug der PaK auch noch das Heck zudreht, um einen kleinen Infanterieverband auszuschalten – in diesen Situationen leidet der Spielspaß an eigentlich vermeidbaren und schon im Bezug auf den ersten Teil hinlänglich bekannten Krankheiten.

Immerhin: Zumindest die Gegner-KI ist im umfangreichen Multiplayer-Modus sofort vergessen. Hier kann man sich auch nach der zwischen 10 und 15 Spielstunden langen Kampagne weiter mit CoH 2 beschäftigen, wobei Relic auch hier den Weg des „baue auf Altem auf und präsentiere nur wenige Neuerungen“ geht. Dementsprechend kann man sich entweder in ein Spieler-gegen-Spielergefecht stürzen oder aber umfangreichen Skirmish-Gefechten frönen.

Neu ist dabei das „Theatre of War“, bei dem es sich im Prinzip um eine zusammengekettete Skirmish-Kampagne handelt. Im Speziellen spielt man – aktuell, denn Relic will hier Download-Inhalte nachschieben – den Verlauf des Kriegsjahres 1941 nach: Man zerstört bei satter Gegenwehr eine bestimmte Anzahl gegnerischer Fahrzeuge und widmet sich, gern auch unter Zeitdruck, anderen entscheidenden Aufgaben wie der Eroberung von wichtigen Gebieten und Abschnitten. In den auf Einzelspieler und den Koop ausgelegten, angenehm variantenreichen Missionen blickt man dabei auch aus deutscher Perspektive auf den Krieg. Hier hat man es nicht nur mit einer Besänftigung für all jene zu tun, die sich regelmäßig über nur eine spielbare Fraktion ärgern, sondern auch mit einem das Spielerlebnis tatsächlich erweiternden Element.

Company of Heroes 2 im Test

Auch in puncto Technik bewegt sich CoH 2 abseits von KI und Wegfindung auf einem guten Niveau. Zwar sollte man insbesondere bei eingezoomter Ansicht auch in diesem Fall keine bahnbrechende Optik vom Echtzeitstrategie-Genre erwarten, doch tut dies, erstens, dem Spielspaß genretypisch keinerlei Abbruch und ,zweitens, gehört die Präsentation von CoH 2 insgesamt ohne Zweifel zur gegenwärtigen Speerspitze des Genres. Grundlage hierfür ist die aus dem eigenen Hause stammende neue Essence Engine 3.0, über die nicht nur ansehnliche Details wie Explosionen, Feuer und zerberstende Fahrzeuge, sondern vor allem auch der für das neue Setting so entscheidende Winter schick auf den Bildschirm gezaubert werden können.

Die vergleichsweise füllige Optik lässt sich CoH 2 aber auch ordentlich vergüten, sodass man schon ein sehr aktuelles System sein Eigen nennen sollte, um den Titel in maximalen Details genießen zu können. Auf unserem durchaus aktuellen Testsystem wollte CoH 2 nur auf hohen und nicht sehr hohen Details und bei deaktiviertem Anti-Aliasing in einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln flüssig bei mindestens 30 Bildern pro Sekunde laufen.