Corsair Vengeance K70 im Test: Die hübschere Schwester der K60

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Max Doll
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Äußerlichkeiten

Grundlage der K70 ist wie bei allen Modellen der Serie das charakteristische Gehäuse mit freistehenden Schaltern und Aluminium-Bodenplatte. Der Trick hinter dem ungewöhnlichen Design: Die Cherry-Schalter mechanischer Tastaturen werden üblicherweise mit Hilfe einer Metallplatte stabilisiert („plate mounted“). Corsair hat hier schlicht die übliche Oberschale des Gehäuses gespart, „plate“ aus gebürstetem Aluminium und Chassisoberseite sind identisch. Weil die Übergänge zwischen beiden Bestandteilen des Gehäuses gut versteckt sind, wirkt das Ergebnis wie aus einem Block gefräst, auch die Steifigkeit der Konstruktion überzeugt. Allerdings fallen seitlich bei genauerer Betrachtung die ungleichmäßigen Spaltmaße zum rückwärtigen Ende der Tastatur ins Auge, wenngleich diese nur bei absolut horizontaler Betrachtung auffällig werden.

An der Unterseite behält Corsair sowohl die nicht gummierten Hochstellfüße bei, mit denen die K70 vorne und hinten angestellt werden kann – für Besitzer großer Hände von Vorteil. Die Stellfüße am hinteren Ende des Chassis klappen dabei seitlich auf, was versehentlichem Einknicken beim Verschieben der Tastatur vorbeugt.

Auch sonst sind die Änderungen gegenüber dem Vorgänger im Detail verborgen. Die Rückseite des Chassis beherbergt nun einen BIOS-Schalter, mit dem die Polling-Rate in Stufen von 1.000, 500, 250 und 125 Hz gewählt werden kann. Der direkt daneben angebrachte, über ein separates Kabel angeschlossene USB-Port schaut nun zwei Millimeter höher und damit mittig aus dem Chassis. Trotz der numerisch geringen Änderung verbessert sich die Erreichbarkeit spürbar. Wie auch sonst kaum ein Hersteller markiert Corsair die Position des aus normaler Sitzposition verborgenen Hubs nicht – ein kleiner Hinweis auf dem Gehäuse wäre insbesondere in Anbetracht der verbesserten Nutzbarkeit wünschenswert.

Verbessert wurde auch die Handballenauflage. Anstelle des auf die linke Hand beschränkten Modells des Vorgängers greift Corsair auf das universale Kunststoff-Pendant der K90 zurück, das sich auf die gesamte Länge der Tastatur erstreckt. Dessen Breite könnte tendenziell noch etwas höher ausfallen, im Gegenzug überzeugt die Oberflächenbeschichtung mit „weicher“, angenehmer Haptik.

Aufstellfüße vorne und hinten ohne Gummi-Elemente
Aufstellfüße vorne und hinten ohne Gummi-Elemente
BIOS-Schalter neben USB-Hub
BIOS-Schalter neben USB-Hub
Zwei USB-2.0-Anschlüsse, Soft-Touch-Handballenauflage
Zwei USB-2.0-Anschlüsse, Soft-Touch-Handballenauflage

Das Zubehör besteht neben einem Tastenzieher aus zusätzlichen Tastenkappen für den Bereich „WASD“ und „1“ bis „6“, die sich nicht mehr orange-rot wie noch bei der K60, sondern weinrot von ihrer Umgebung abheben. Die wannenförmige Ausgestaltung der Caps sowie die stärker texturierte Oberfläche soll die Differenzierung von den umliegenden Tasten mit der üblichen, eher glatten Beschichtung abheben. Zur Herstellung wird einer herkömmlichen Kappe schlicht ein neuer Deckel aufgesetzt, der mittels kleiner Clips in Position hält. Bei unseren Testmuster geschah dies einmal in falscher Position – die „Reparatur“ bedurfte eines Zeitaufwandes von wenigen Sekunden.

Die Beschriftung wird aufgrund der Beleuchtung stets aus der Beschichtung ausgeschnitten („laser etched“-Verfahren). Gegenüber den lediglich aufgeklebten Symbolen der K60 („pad printing“) wächst damit die Lebensdauer. Verschleiß stellt sich bei diesem Verfahren erst mit dem vollständigen Abrieb der Beschichtung ein. Die Ausleuchtung selbst fällt jedoch nur durchschnittlich aus. Da die LEDs stets über den Schaltern selbst sitzen, wird die Tastenkappe nicht vollständig ausgeleuchtet; vielmehr verschlechtert sich die Ausleuchtung mit zunehmendem Abstand zur Leuchtquelle speziell im unteren Bereich der Kappen. Während manche Hersteller die Beschriftung deshalb in das obere Drittel der Caps verlegen oder Zweitbeschriftungen wieder per Aufdruck-Verfahren anbringen, wählt Corsair den klassischen Weg ohne Berücksichtigung dieser Umstände. In Folge dessen tritt der Farbverlauf innerhalb der Kappen deutlich in Erscheinung.

Wiederum bauarttypisch schlecht ist die Ausleuchtung der mit Rubberdome-Schaltern ausgestatteten Medien-Tasten. Da die LEDs hier unterhalb der Gummiglocken platziert werden, sinkt die maximale Helligkeit nicht nur, sondern ist auch vom jeweiligen Blickwinkel abhängig. Die geringe Strahlkraft verwässert den Farbton bereits bei Tageslicht selbst bei maximaler Helligkeitsstufe in Richtung eines hellen Rosas. In normalem Sitzabstand mit flacherem Blickwinkel sind die LEDs daher kaum wahrnehmbar, wenngleich die Strahlkraft der restlichen LEDs auch für hellere Umgebungen völlig ausreicht. Bei Bedarf werden mit den vier möglichen Leuchtstärken nicht nur die LEDs unter den Tasten, sondern alle Leuchtdioden inklusive der Status-Leiste gedimmt – eine immer noch nicht selbstverständliche Eigenschaft.

Auch in einem weiteren Punkt hat Corsair nachgelegt: Die Bleuchtung der K70 lässt sich jetzt individuell konfigurieren, wozu der entsprechende Umschaltknopf neben der Helligkeitsregelung und dem Schalter für den „Gaming“-Modus lediglich gedrückt gehalten werden muss – danach dürfen alle gewünschten LEDs per Druck auf die jeweils zugehörige Taste aktiviert werden, etwa um nur Teilbereiche, einzelne Tastenblöcke oder Muster anzustrahlen. Hierfür steht neben der Vollbeleuchtung ein weiteres Profil zur Verfügung.

Am Multimedia-Segment oberhalb des Nummernblocks hat Corsair hingegen nichts geändert. Fünf in zwei Gruppen für Lautstärke und Steuerung eines Players angeordneten Mediatasten sowie das Lautstärke-Scrollrad kannte schon der Vorgänger. Abgesehen von der verwendeten Rubberdome-Technik – voll mechanisch ist auch die K70 streng genommen nicht – überzeugt das Wählrad nicht nur bezüglich des Bedienkomforts, sondern durch seine Vollmetall-Ausführung mit ordentlichem Eigengewicht und feiner, kaum spürbarer Rasterung.

Alltagserfahrungen

Die Corsair K70 wird derzeit ausschließlich mit mechanischen Schaltern des Typs „MX Red“ von Cherry angeboten. Neben einer Version mit schwarzem Gehäuse und roter Beleuchtung wird außerdem eine Variante mit silbernem Chassis sowie blauen LEDs offeriert. Andere Versionen der Schalter mit braunem und blauem Stempel sind der grauen, ebenfalls blau beleuchteten Farbvariante vorbehalten, die in den kommenden Monaten den Markt erreichen soll.

Typisch für die MX-Schalter ist der vier Millimeter lange Federweg, dessen Signalpunkt bei zwei Millimetern Wegstrecke erreicht wird. Bei den Varianten „Black“ und „Red“ ist diese Stelle, welche bei 60 respektive 45 Gramm Kraftaufwand erreicht wird, durch den linear ansteigenden Widerstand jedoch nicht markiert. Diese Eigenschaft wohnt unter anderem den „taktilen“ braunen und blauen „Farbvarianten“ inne.

Cherry MX „Red“ (Funktionsskizze: Lethal Squirrel, Diagramm: Cherry)
Cherry MX „Red“ (Funktionsskizze: Lethal Squirrel, Diagramm: Cherry)

Speziell durch die Handballenauflage, die gleichwohl noch eine Spur breiter ausfallen könnte, macht die K70 hinsichtlich Ergonomie einen Sprung nach Vorne. Insbesondere die Beschichtung mit der daraus resultierenden, angenehmen Haptik hebt die Auflage angenehm von vergleichbaren Hartplastik-Modellen ab. Wie das schwarze Aluminium des Chassis reagiert auch die Soft-Touch-Oberfläche auf Schmutz eher empfindlich, Berührungen sind im Bereich der Media-Tasten kaum zu vermeiden. Gleichfalls angenehm verändert präsentiert sich die Akustik. Während die K60 Anschläge mit hellem Klackern quittiert, liegt die Tonlage der K70 insgesamt in tieferen Frequenzen. Der Grund hierfür liegt, wie ein Kreuztausch verriet, zumindest teilweise an den geänderten Tastenkappen. Subjektiv wirkt die neue Generation daher unaufdringlicher, wenngleich die Lautstärke an sich kaum verändert ist.

Da die sinnvoll gruppierten Mediatasten unverändert bleiben, bleibt auch die bereits beim Test der K60 geäußerte Kritik bestehen: Speziell die Player-Steuerung leidet etwas unter den flachen Tastenkappen in direkter Nachbarschaft zu den deutlich höheren Caps der umliegenden Schalter. Ihre Betätigung muss daher zwingend aus einem spitzen Winkel heraus erfolgen, um nicht an die letzte Schalterreihe des Nummernblocks zu stoßen. Die Steuerung der Lautstärke betrifft die Problematik weniger stark. Dies liegt einerseits im größeren Abstand zu den Cherry-Schaltern, andererseits aber auch in der um fünf Millimeter angehobenen Position. Tastenkappen in voller Bauhöhe sowie Cherry- anstelle der Rubberdome-Technik wären auch hinsichtlich der extrem schlechten Anstrahlung speziell im Vergleich mit dem Rest der Tastatur die deutlich bessere Option gewesen. Vollmechanisch im Wortsinne ist somit auch die K70 nicht. Wie bereits bei der Ducky Shine 2 gefällt hingegen die individuelle Konfigurationsmöglichkeit der Beleuchtung. Nur Segmente, Muster oder einzelne Tasten als Orientierungspunkte anzustrahlen erlaubt je nach Geschmack ein dezenteres Auftreten oder die Fokussierung der Aufmerksamkeit auf bestimmte Bereiche – was auch im Dunkeln die Vorteile einer beleuchteten Tastatur sichert, ohne durch die zusätzliche Leuchtquelle abzulenken.

Cherry-Stabilisatoren und MX „Red“
Cherry-Stabilisatoren und MX „Red“

Das Key-Rollover („KRO“, Anzahl gleichzeitig zu drückender Tasten) erreicht die versprochenen Werte: Alle Tasten können ohne Probleme gleichzeitig gedrückt werden.

Auch für Kraken geeignet: volles Key-Rollover
Auch für Kraken geeignet: volles Key-Rollover
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