Warframe in der Vorschau: Der Free-to-Play-Koop-Überflieger?

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Sasan Abdi
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Warframe auf einen Blick

Bei „Warframe“ handelt es sich um einen klassischen Kooperativ-Shooter, bei dem man in einer Third-Person-Ansicht mit bis zu drei weiteren Spielern in zumeist sehr schlauchigen Weltraum-Levels auf eine Horde Gegner entlassen wird. Wo viele F2P-Titel den Fokus auf das kompetitive „Player-vs-Player“-Spielerlebnis (PvP) setzen, fokussiert „Warframe“ bisher nahezu ausschließlich auf das kooperative „Player-vs-Environment“-Spiel (PvE). Hierbei hat man es mit dem vielleicht wichtigsten Aspekt des Spiels zu tun, da Freunde von actionreichen klassischen Mehrspieler-Shootern somit aktuell nicht auf ihre Kosten kommen.

Die entscheidende Frage lautet im Zusammenhang mit „Warframe“ also, ob das PvE-Spielprinzip überzeugen kann. In dieser Hinsicht setzen die Entwickler auf einen stets wiederkehrenden Mechanismus: Bis zu vier Spieler werden in einer Weltraumumgebung – beispielsweise auf einem gegnerischen Schiff – abgesetzt und müssen gemeinsam ein Missionsziel verfolgen.

Dieses Ziel variiert vordergründig durchaus, sodass man beispielsweise Zielpersonen retten oder ausschalten und Sabotageakte vollbringen muss. Im Kern läuft das Missionsdesign allerdings immer darauf hinaus, dass man sich mit seinen Mitstreitern (oder langweiliger und schwieriger: alleine) wild ballernd daran macht, die Umgebung von allerlei Gegnern und Bossen zu säubern. Kein Wunder also, dass das eigentliche Missionsziel schon nach den ersten zwei, drei Aufträgen nicht mehr wirklich interessiert; auf die Action kommt es an.

Diesem Faktor wird auch die Story untergeordnet. Letztere stellt bei F2P-Spielen traditionell einen kritischen Punkt dar, da es mit Blick auf den losen Charakter des Genres erst recht aufwändig und schwierig ist, eine konsistente und tiefgreifende Erzählung abzuliefern. Einer solchen Herausforderung stellt man sich bei Digital Extremes erst gar nicht. Stattdessen kann „Warframe“ als gutes Beispiel für all jene Titel gelten, bei denen die Story nur als extrem loser Kitt dazu dient, die eigentliche Spielmechanik einzubetten und einigermaßen zusammenzuhalten.

Dazu wird auch in diesem Fall die ultimative Bedrohung heraufbeschworen: Die Klonkrieger der Grineer-Fraktion machen sich überall breit und drohen, das ganze Universum zu unterwerfen. Höchste Zeit also, dass das Krieger- und Beschützervolk der Tenno aus seinem Eisschlaf erweckt wird, um den nach Macht und Einfluss lechzenden Grineern in der Rolle als Science-Fiction-Ninja Einhalt zu gebieten. Mit diesem Rahmen ist die Erzählung von „Warframe“ bereits nahezu vollständig abgesteckt: Auf der Grundlage der Grineer-Bedrohung schießt man sich durch Heerscharen dieser unansehnlichen Zeitgenossen und vermöbelt nebenbei auch immer wieder zombieähnliche Wesen, Roboter und feste MGs.

Der wesentliche Faktor, die Action, geht bei aller Simplizität des Drumherums ordentlich von der Hand. Schnörkellos wird man ins Spiel geworfen, in dem es nach einer kurzen, auf Dauer monotonen Einstiegssequenz sofort ans Eingemachte geht: Unter einer hohen Geschwindigkeit ballert sich das Team mit unterschiedlichsten Schießprügeln durch die Gegnerschaft, wobei auch Nahkampfattacken mit dem für die Tenno stilprägenden Ninja-Schwert zum Einsatz kommen.

Diese werden auch benötigt, denn die Gegnertypen variieren angenehm: Man wird von fliegenden Drohnen, irren Nahkämpfern und bestens gepanzerten Schützen aufs Korn genommen, muss Kameras ausschalten und mit festen MGs umgehen. Hinzu gesellen sich Bosse, die es teilweise in sich haben. Schade ist, dass es selbst in diesen Momenten trotz der Kooperativbetonung bisher kaum auf Teamplay ankommt. Auch aufgrund von fehlenden Möglichkeiten zur Ingame-Kommunikation beschränkt sich das Teamplay selbst beim Spiel mit Freunden häufig darauf, dass man sich per externem Voicechat auf einen Zielgegner einigt und die Positionen koordiniert. In dieser Hinsicht wird „Warframe“ im Verlauf der Entwicklung hoffentlich noch mehr Optionen anbieten – bisher laufen die Spielerlebnisse in den Kooperativspielen jedenfalls ohne viele Überschneidungen einfach parallel.

Warframe im Test
Warframe im Test

Das Ganze passiert in sehr schlauchigen, sich häufiger wiederholenden Arealen, die passend zum gesamten Spielansatz kaum zu Erkundungsstreifzügen einladen. Der einzige Anreiz rührt von den Ingame-Items her: Will man für diese kein echtes Geld investieren, muss man über die Kombination von Ressourcen und sogenannten Blaupausen selbst tätig werden. Diese Elemente finden sich wiederum in den Levels, wobei einige Ressourcen nur auf bestimmten Planeten vorrätig sind. Neue Waffen, Warframes (Kampfanzüge) und Mods können also entweder schnell und teuer mittels der Ingame-Währung „Platinum“ gekauft oder auf dem langen und in unseren Augen aktuell noch zu mühsamen (siehe Interview) Weg des Grindings zusammengesucht werden.

Bei der löblichen Fülle von Anpassungen handelt es sich neben der Action um den zweiten Motivationsfaktor, da „Warframe“ zu einem guten Teil von ebendiesen Modifikationsmöglichkeiten lebt: Es macht Spaß, seinem Charakter neue Gewehre, Nahkampfwaffen und Spezialangriffe zu verpassen und diese gleich im nächsten Match anzuwenden. Deswegen ist neben dem mäßigen Kooperativspielerlebnis ein zweiter handfester Kritikpunkt, dass gerade diese Elemente ohne den Einsatz von echtem Geld nur sehr mühsam erreicht werden können. Vielleicht sind wir zu ungeduldig – bei uns sorgte das Crafting-System von „Warframe“ jedenfalls für Frustration, wobei aus der Langatmigkeit beim Grinding die Gefahr der Langeweile resultiert, da die Waffensets und Fähigkeiten sich zu lange nicht verändern.

Technisch gibt es dafür nichts zu meckern: „Warframe“ sieht richtig gut aus und gehört mit fabelhaften Explosionen und Effekten in der F2P-Riege ohne Zweifel zur visuellen Speerspitze. Eine kleine Einschränkung ist erneut, dass diese Güte noch zu häufig in sich wiederholende Abschnitte investiert wird, was allerdings sicher vor allem am Betastatus liegt.

Löblich ist auch die Performance: Auf unserem Testsystem lief „Warframe“ auf maximalen Details und in einer Auflösung von 1.920 × 1.080 überwiegend bei 60 Bildern pro Sekunde, die nur in sehr fordernden Szenen mit vielen Gegnern auf nach wie vor gut spielbare 40 bis 50 FPS einbrachen.

Ebenfalls ordentlich gestaltet sich schließlich die Steuerung, die über eine klassische WASD- und 123-Belegung (Fähigkeiten) zum angenehm flüssigen, zügigen und actionreichen Spielerlebnis beiträgt.