Naughty Dog: Indie-Spiele als Wegbereiter narrativer Innovation

Max Doll
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Für die oftmals beklagte Innovationslosigkeit des Mediums Videospiele sind gerade Indie-Spiele als Motor der Veränderung ein Glücksfall für die Qualität digitaler Erzählung. Das sieht zumindest der Creative Director der Naughty Dog Studios (Uncharted, The Last of Us), Neil Druckmann, so.

Dem Aspekt der verfügbaren Technologie schreibt Druckmann nur noch eine kleinere Rolle zu. Narration in Spielen habe zwar zunächst durch technische Limitierungen bedingt „sehr oberflächlich“ und flach sein müssen, da erst Verbesserungen hinsichtlich der Leistungsfähigkeit der (Charakter-)Darstellungen etwa Nuancen herausarbeiten könne. In dieser Hinsicht habe das Medium jedoch nur noch wenig Raum für Verbesserungen, die tatsächliche Vorteile für die Erzählung mit sich brächten. Fortschritte auf technischer Basis sieht Druckmann vor allem im Bereich dynamisch verlaufender Geschichten und der KI, in denen das Spiel auf die jeweils aktuellen Aktionen des Spielers reagiert, als nötig an.

Die Kunst der Erzählung entwickelt sich jedoch mittlerweile unabhängig von diesen Grundlagen weiter, wobei Indie-Spielen eine besondere Bedeutung zukomme. Druckmann nennt mit „Gone Home“ und „Papers, Please“ gleich zwei Spiele dieser Kategorie, die ihn hinsichtlich ihrer Narration „überwältigt“ hätten. In diesem Sinne sei das Genre der unabhängig produzierten Titel ein Schrittmacher der Erzähltechnik, denn mit hochkarätigen „Triple A“-Spielen hält Druckmann solche Sprünge als nicht oder nicht in selbem Umfang und mit selber Geschwindigkeit für möglich.

Zwar würden insbesondere durch die zunehmende Verbreitung des Mediums bessere und abwechslungsreichere Geschichten sowie Erzählungen gefragt, was sich auch an der immer wieder aufflammenden Gender-Debatte und vorherrschende Tropen zeige. Ein hohes Budget führt bei der Produktion eines Spiels durch die damit einhergehende Verantwortung eher zur Vermeidung jeglicher Risikofaktoren, erklärt Druckmann. Der Erfolg derart kreativer Indie-Spiele zeige den Verantwortlichen für diese Produktionen allerdings, dass derartige Experimente auch kommerziellen Erfolg haben können, also nicht als Risiko zu klassifizieren sind.

Die Erweiterung und Verbesserung narrativer Techniken wird sich daher beschleunigen, hält Druckmann fest. Wer nicht versuche, dem sowie den Wünschen der vergrößerten und anspruchsvolleren Zielgruppe gerecht zu werden, verschwinde vom Markt. Insofern erzeugen Indie-Spiele nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Notwendigkeit zu narrativer Innovation.