Neue Web-Engine von Qt setzt auf Google Chromium

Ferdinand Thommes
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Seit 2007 hatte das Qt-Projekt seine Web-Engine auf WebKit basiert und war neben Google und Apple einer der größten Unterstützer der Browser-Engine. Nun wird Qt das Lager wechseln und auf Googles WebKit-Ableger Blink setzen.

Als Gründe für die Entscheidung zur Abkehr von WebKit nennt Qt-Entwickler Lars Knoll im Qt-Blog in erster Linie den Cross-Plattform-Ansatz Googles, Chrome auf allen wichtigen Plattformen inklusive Android bereitzustellen. Dies sei bei WebKit nicht mehr gegeben. Zudem sei bei Chromium vieles bereits fertig, was bei WebKit noch Entwicklerzeit verschlingen würde. Als Beispiel führt er WebRTC an, das bei Chromium keinerlei Qt-spezifische Anpassungen benötige. Darüber hinaus sei Chromium der derzeit am dynamischsten entwickelte Browser, wobei Qualität trotzdem an erster Stelle stünde. Dagegen sei WebKit mittlerweile sehr stark von Apple dominiert, und es sei zu aufwendig geworden, dort Änderungen und neue Funktionen einzubringen.

Somit hat man nach einer Testphase bei Knolls finnischem Arbeitgeber Digia, der Qt von Nokia erworben hatte, entschieden, ihre neue Qt-WebEngine auf Chromium aufzubauen und ist überzeugt, dass dies zu einem besseren Werkzeug als dem jetzigen Qt-WebKit führen wird. Knoll erwartet auch eine gesteigerte Geschwindigkeit, von der beispielsweise Qt Quick und die Widgets profitieren sollen.

Für Entwickler bedeutet dies Änderungen an der QWebElement-API, die in Chromiums Multi-Prozess-Architektur begründet liegen. Mit der Veröffentlichung von Qt 5.2 soll die Qt-WebEngine als Preview vorliegen. Qt 5.3 soll im Frühjahr 2014 dann volle Unterstützung der neuen Engine unter Windows, Linux und Mac OS beinhalten. Das bisherige Qt-WebKit bleibt den Entwicklern allerdings noch auf absehbare Zeit erhalten, erhält jedoch keine neuen Funktionen mehr. Weitere Informationen hat Digia für die vom 7. bis 9. Oktober 2013 in Berlin stattfindenden Qt Developer Days angekündigt.