NSA: Frankreichs Diplomaten und Al Jazeera im Visier

Andreas Frischholz
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Die NSA soll sowohl das französische Außenministerium als auch den arabischen Nachrichtensender Al Jazeera gezielt ausspioniert haben, berichtet der Spiegel. Das zeigen Dokumente von Edward Snowden, die aus den Jahren 2010 und 2006 stammen.

Um Zugriff auf die digitale Kommunikation von französischen Diplomaten zu erhalten, soll die NSA das VPN geknackt haben, über das die Zentrale im Pariser Außenministerium mit allen französischen Botschaften und Konsulaten verbunden ist. In Dokumenten vom Juni 2010 werden die Aktionen als „Erfolgsstory“ bezeichnet. Zudem geht aus einer Liste vom September 2010 hervor, dass die französischen Vertretungen in Washington (Codename: „Wabash“) und bei den Vereinten Nationen in New York („Blackfoot“) als direkte Spionage-Ziele ausgewiesen wurden. Laut Spiegel soll die NSA beide Vertretungen mit Wanzen infiltriert haben, zudem wurden in New York Screenshots gesammelt.

Neue Details über NSA-Spionage in den Vertretungen der Vereinten Nationen (UN) und der EU wurden zuletzt vor rund einer Woche bekannt. Dass Frankreich von der NSA separat anvisiert wird, zeigte bereits die Prioritätenliste, die vor wenigen Wochen enthüllt wurde. Demzufolge zielen die Abhöraktionen insbesondere auf die Themenfelder „Außenpolitik“, „wirtschaftliche Stabilität“ und „Waffenindustrie“. Spionage-Aktivitäten in Deutschland bewertet die NSA der internen Liste nach mit einer ähnlichen Priorität wie in Frankreich, hierzulande soll der US-Geheimdienst neben den Bereichen „Außenpolitik“ und „wirtschaftliche Stabilität“ auch noch auf „Gefahren für die Finanzwirtschaft“ fokussiert sein. Ob deutsche Botschaften direkt von der NSA-Spionage betroffen sind, ist derzeit nicht bekannt. Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hatte in der letzten Woche bei Illner Intensiv erklärt, diesbezüglich würden der Bundesregierung keine Hinweise vorliegen.

Außerdem berichtet der Spiegel über Dokumente, die einen Erfolgsbericht des „Network Analysis Center“ vom 23. März 2006 beinhalten. Demnach war es der NSA gelungen, Zugriff auf die interne und besonders geschützte Kommunikation von „interessanten Zielen" mit einem „hohem Potential für nachrichtendienstlich relevante Informationen“ zu erhalten. Dazu zählt etwa das Buchungssystem der russischen Fluglinie Aeroflot sowie „die interne Kommunikation von Al-Jazeera-Broadcasting“. Die abgeschöpften Informationen sollen zur weiteren Analyse an die jeweils zuständigen NSA-Abteilungen übermittelt worden sein. Ansonsten bieten die Dokumente laut Spiegel-Bericht nur wenige konkrete Details. So ist etwa nicht bekannt, auf welche Daten es die NSA konkret abgesehen hatte, ebenso wie das Ausmaß und ob die Spionage-Aktion bis heute andauert.

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