AMDs „Mantle“ wird von Konsolen nicht unterstützt

Jan-Frederik Timm
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Microsoft hat AMDs Grafik-API „Mantle“ auf der Xbox One eine klare Absage erteilt. Die Spielkonsole unterstützt Microsofts eigene Bibliothek DirectX, „andere grafische APIs wie OpenGL oder AMDs Mantle werden nicht unterstützt“. Aber auch die PlayStation 4 ist außen vor. AMD hat mittlerweile Stellung bezogen.

Microsoft begründet diese Entscheidung mit den Vorteilen, die sich Entwicklern aus der Nutzung von DirectX bieten: Die API ist etabliert, weit verbreitet und hat mit DirectX 11.2 erst kürzliche neue Funktionen erhalten. Programmierer können ihre Anwendungen durch die Nutzung von DirectX für eine Bandbreite von Geräten von PCs und Notebooks mit Windows über die Xbox One bis hin zum Tablet mit Windows und Smartphones mit Windows Phone auslegen (jedoch immer mit speziellen Low-Level-Anpassungen).

Bisher wurde angenommen, dass AMDs API „Mantle“ diese Exklusivität potentiell aushebeln könnte, stellt die Ende September vorgestellte Schnittstelle doch in der Theorie eine alternative Möglichkeit dar, – vorerst ausschließlich – GCN-GPUs von AMD direkt und ohne High-Level-API anzusprechen. Nach Bekanntgabe der Technologie rankten sich Mutmaßungen um den möglichen Einsatzzweck der Technik von einer erleichterten Portierung entsprechender Inhalte von Xbox One und PlayStation 4 auf den PC.

Kurz nach Microsofts Bekanntgabe hat sich AMD per Twitter geäußert. Das Unternehmen teilt mit, dass Mantle nicht für den Einsatz auf Konsolen vorgesehen ist. Ziel der Schnittstelle ist es, die Programmierung von Spielen auf PCs zu vereinfachen. Da Mantle als „Low-Level-API“ den Ausführungen (der angepassten Low-Level-Version) von DirectX oder vergleichbaren Schnittstellen auf Konsolen nahe steht und auf Xbox One und PlayStation 4 GCN-GPUs von AMD zum Einsatz kommen, soll der Einsatz von Mantle die Portierung am Ende dennoch erleichtern. Tatsächlich genutzt wird Mantle auf Konsolen – Xbox One und PlayStation 4 – hingegen nicht.

Für Microsoft hängt viel an der weit verbreiteten Nutzung von DirectX, stellt die API doch ein Alleinstellungsmerkmal der Windows-Plattform dar, die Hersteller in der Vergangenheit zumeist davon abgehalten hat, Spiele auch auf anderen Plattformen wie dem Mac oder für Linux zu entwickeln. Eine alternative Schnittstelle, die betriebssystemunabhängig zur Verfügung steht, ist nicht in Microsofts Interesse.

Wie mächtig die API am Ende wirklich ist, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Auf der Konferenz „APU13“, die vom 11. bis 13. November 2013 in San Francisco stattfinden wird, wird AMD weitere Details zu „Mantle“ bekannt geben. Battlefield 4 wird als erstes Spiel eine alternative Mantle-Fassung ohne DirectX erhalten.

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Quelle: Microsoft

Ergänzungen aus der Community

  • Herdware 15.10.2013 11:27
    Wie schon in dem alten Thread geschrieben, ich gehe davon aus, dass die Unterschiede zwischen dem speziellen, hardwarenahen Direct3D der XBox, dem entsprechenden API der PS4 und Mantle, gar nicht so groß sein können. Eben weil sie alle hardwarenah sind und die darunter liegende Hardware gleich ist (GCN).

    Je näher man sich an der (selben) Hardware bewegt, um so weniger Spielraum gibt es für spezielle Eigenarten.
  • givarus 15.10.2013 11:39
    Hochpolitische Sache. MS hat mit DirectX quasi den Spiele-Standard. Aber genau wie beim Internet-Explorer damals, wird dieser nur sehr Stiefmüterlich weiterentwickelt und noch dazu fest an bestimmte Windows-Versionen geknüpft. Ich wäre mehr als froh, wenn dieser Defacto-Standard endlich gebrochen würde, so wie es bei den Browsern zum Glück vor 8-9 Jahren passiert ist.
  • ChilliConCarne 15.10.2013 11:41
    Der Autor, hat es gut auf den Punkt gebracht:
    Für Microsoft hängt viel an der weit verbreiteten Nutzung von DirectX, stellt die API doch ein Alleinstellungsmerkmal der Windows-Plattform dar, die Hersteller in der Vergangenheit zumeist davon abgehalten hat, Spiele auch auf anderen Plattformen wie dem Mac oder für Linux zu entwickeln. Eine alternative Schnittstelle, die betriebssystemunabhängig zur Verfügung steht, ist nicht in Microsofts Interesse.
    In den letzten Jahren, so scheint es mir, scheint auch Entwicklern, Studios und Hardwareherstellern dieser unsägliche Lock-In zu missfallen. OpenGL kam endlich in die Pushen (und ist heute Direct3D wieder ebenbürtig), AMD entwickelt Mantle und legt Dokus offen, Nvidia - man glaubt es kaum - öffnet sich ebenfalls, die Performanceunterschiede zwischen Windows und Linux werden selbst bei offenen Treibern zumindest langsam kleiner, die geschlossenen Nvidia Treiber arbeiten unter Linux schon ohnehin seit einer Weile etwas performanter ...
    Ja, gut wären Zeiten, bei denen Studios nicht vor horrenden zusätzlichen Entwicklungskosten stehen würden, um auch kleiner Märkte zu bedienen, sodass der Kosten zu Nutzen/Ertrag Faktor endlich lohnenswert erscheint.

    Kurzum: Bin mir zwar nicht sicher ob Mantle überleben wird, aber es ist erfreulich, dass mittlerweile von allen Seiten Tendenzen da sind, sich von der markführenden Windows Only Technologie abzusetzen.