HTML Working Group jetzt für DRM zuständig

Ferdinand Thommes
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Die neue Charta, die die HTML Working Group des W3C jetzt akzeptiert hat, sieht weitere Arbeiten an der DOM4-Spezifikation sowie Tests für eine duale Lizenzierung aus Creative Commons Attribution 3.0 Unported License und der W3C Document License vor.

Vor allem aber schreibt die neue Charta fest, dass die HTML Working Group für Funktionen zum Abspielen geschützter Inhalte zuständig ist. Somit fällt der umstrittene Vorstoß, Encrypted Media Extensions (EME) in HTML einzubetten, laut Entscheidung von Tim Berners-Lee in deren Ressort und erlaubt in Zukunft eventuell Inhalte auf Webseiten, die sich wegen DRM nicht kopieren lassen.

Bereits im Vorfeld dieser Entscheidung hatte die Electronic Frontier Foundation (EFF) Bedenken geäußert, dass damit die Hersteller DRM-geschützter Inhalte weit mehr Einfluss gewinnen als dies für das Internet als Ganzes und die Browser-Entwicklung im Besonderen zuträglich ist. Im Browser könne sich die Kontrolle vom Nutzer in Richtung Inhalte-Anbieter verschieben. Dazu müsste EME allerdings zuerst vom W3C standardisiert werden. Vorerst ist lediglich die Definition einer API zur Handhabung von DRM-Inhalten vorgesehen. Einmal als Standard verankert, bestehe laut EFF jedoch die Gefahr, „dass damit die Grundlage zur Integration von Kopierschutzmechanismen im Browser geschaffen wird“. Im Extremfall führt das nach Ansicht der EFF zu einem Internet, in dem sich weder Bilder herunterladen, noch Texte kopieren lassen. Die EFF, die selbst aktiv im W3C mitarbeitet, sieht die von ihr skizzierten Gefahren selbst als etwas überzogen an, da innerhalb des W3C ein Bewusstsein dafür bestehe, was DRM anrichten könne.

Bereits jetzt existiert eine Gruppe mit dem Ziel, Mechanismen zu erstellen, um sowohl den Quelltext als auch mediale Inhalte von Web-Apps zwar ausführbar, aber für den Nutzer nicht einsehbar zu machen. Verlage drängen bereits nach Möglichkeiten, ihre Texte lesbar, jedoch nicht kopierbar zu machen.

Für die Implementierung einer solchen API samt Standardisierung der Schnittstellen unter der Federführung des W3C spricht die Tatsache, dass dies in Open-Source-Software implementiert werden kann, worauf dann die Verschlüsselung für DRM ausgelagert aufsetzt.