Intels 22-nm-Smartphone-SoC „Merrifield“ im finalen Teststadium

Volker Rißka
12 Kommentare

Im Rahmen der Intel European Research & Innovation Conference (ERIC) in Nizza bestand für eine Gruppe von Journalisten erstmals die Möglichkeit, die beiden Labore von Intel in Sophia Antipolis, etwa 20 km von der Stadt Nizza entfernt, zu besuchen. Zum Vorschein kamen dabei – gewollt oder nicht – diverse „Merrifield“-Smartphones.

Wie üblich ist bei Labor- und Fabrik-Besuchen die Digitalkamera insbesondere eines Journalisten ein nicht gern gesehenes Stück Technik, da viele Informationen zwar mündlich gegeben, aber nicht im Bild dokumentiert werden sollen. So waren im ersten Labor der „Mobile Communications Group“ diese Dinge strikt verboten, parallel dazu sind die Mitarbeiter angehalten, in keinem Fall etwas Wichtiges auf den Bildschirmen zu zeigen. Deshalb haben während des Rundgangs gefühlt 90 Prozent der Mitarbeiter einen leeren Desktop angestarrt oder hier und da etwas E-Mail-Konversation betrieben – Geheimhaltung steht an erster Stelle.

Im zweiten Labor, dem „Ultra Mobility Lab“, wurden diese Restriktionen etwas gelockert, eigene Fotos waren erlaubt. Dabei konnten wir diverse Smartphones auf Basis des neuen in 22 nm gefertigten „Merrifield“ als Auskopplung aus der „Bay Trail“-Familie erblicken, die gerade an vielen der Teststationen genutzt werden. Es handelt sich dabei jeweils um das neue Referenzdesign von Intel, welches unter dem Codenamen „Solt Bay“ firmiert. Dieses Gerät wird sowohl für Tests und Optimierungen hinsichtlich der Hardware, als auch für Zertifizierungsvorgänge und zur Abstimmung auf die Software, in erster Linie Android, genutzt. Unseren prüfenden Blicken auf die Samples wurde dann aber doch sehr fix Einhalt geboten und die bis dato leicht sichtbaren Geräte aus dem direkten Blickfeld entfernt. Herum lagen davon aber noch so einige, sodass ein paar Schnappschüsse zusammen gekommen sind. Das anschließende Gespräch mit Ingenieuren führte zudem ganz schnell zur Bestätigung der offensichtlichen Dinge.

Intels „Merrifield“-Smartphones in finaler Testphase

Nicht nur durch die Blume war ganz klar zu erkennen, dass Intel in dem Segment viel vor hat. Die Vorgängerplattform rund um Medfield/Clover Trail wird an vielen Stellen noch für Versuchsreihen genutzt, unter anderem für die neuen LTE-Modems, an denen Intel arbeitet. Auch an der externen Bildausgabe wird gefeilt, beispielsweise steigt Wireless Display (WiDi) mit den Merrifield und den neuen integrierten Verbindungen einen Schritt weiter auf. Während der Demonstration zeigte Intel anhand eines Smartphones den kabellosen Stream eines 1080p-Films auf den Fernseher, während parallel dazu auf dem Smartphone selbst noch ein anderer 1080p-Film abgespielt werden konnte. Beide Filme liefen dabei absolut ruckelfrei und mit ganz geringer Zeitverzögerung (50 bis 60 ms) zwischen Smartphone und Fernseher, was eines der größten Kritikpunkte der Vergangenheit war.

Avatar vs. Transformers in 1080p vom Smartphone per Wireless Display zum TV
Avatar vs. Transformers in 1080p vom Smartphone per Wireless Display zum TV

Auch an diesem Stand durften die Mitarbeiter jedoch nicht verraten, dass diese Funktionalität mit Merrifield Einzug halten wird. Als Vorführmodell kamen deshalb „alte“ Smartphones zum Einsatz, die angepasst wurden. In der Vergangenheit waren für verbesserte WiDi-Features immer auch ein neuer WLAN-Kombi-Chip nötig – dieser dürfte deshalb vermutlich parallel mit Merrifield erscheinen und ein neues Komplettpaket schnüren. Die bereits per Treiberupdate hinzugefügte Miracast-Unterstützung (Android ist ab Version 4.2. Miracast-fähig, Windows ab 8.1) und neue TV-Geräte mit Miracast-Support direkt ab Werk sollen helfen, die Adaption des Grundgedankens von WiDi fast vier Jahre nach den ersten zaghaften Gehversuchen mit „Sandy Bridge“ günstig sowie einfach und damit massentauglich zu machen.