Lenovo soll Übernahme von BlackBerry prüfen

Przemyslaw Szymanski
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Neben den zahlreichen Interessenten erwägt laut einem Medienbericht nun auch Lenovo ein Angebot für BlackBerry abzugeben. Diesbezüglich soll der chinesische Konzern mit dem strauchelnden Mobilfunkhersteller bereits eine Vertraulichkeitsvereinbarung geschlossen haben, um Einblick in die Bücher des Unternehmens zu erhalten.

Das berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Damit wäre es nicht das erste Mal, dass der derzeit führende PC-Hersteller Lenovo mit einer Übernahme von BlackBerry in Verbindung gebracht wird: Bereits im Januar dieses Jahres erklärte beispielsweise der Finanzvorstand des chinesischen Konzerns, Wong Wai Ming, dass man Interesse am kanadischen Smartphones-Hersteller habe. Kurz darauf relativierte der Konzern jedoch die Aussagen des Managers und gab bekannt, dass man keine Übernahme des Mobilfunkherstellers in Erwägung zieht.

Sollte Lenovo dennoch an BlackBerry interessiert sein, dürfte eine mögliche Übernahme dem chinesischen Unternehmen bei den eigenen Bemühungen um eine bessere Position im Smartphone-Geschäft helfen. Vor allem das Patentportfolio, das der Ansicht von Experten zwischen zwei und drei Milliarden US-Dollar wert ist, sowie die Erfahrung und die Kunden von BlackBerry dürften von großem Interesse sein.

Das Geschäft müsste zunächst allerdings ausführlich von den Behörden in Kanada und den USA geprüft werden. Denn aktuell bedarf in Kanada den Angaben des Wall Street Journals zufolge jede Übernahme eines heimischen Unternehmens durch einen ausländischen Investor der Zustimmung der Regierung, wenn die Kaufsumme einen Wert von 344 Millionen kanadischen Dollar übersteigt. Außerdem wird geprüft, ob die jeweilige Übernahme möglicherweise eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstellen könnte. BlackBerry-Smartphones werden in Kanada und den USA von vielen Mitarbeitern von Regierungsbehörden verwendet.

Nachdem sich BlackBerry nach massiven Verlusten von Marktanteilen im August dieses Jahres zum Verkauf gestellt hatte, wurde mit einer Investorengruppe unter der Leitung des Finanzdienstleisters Fairfax Financial eine Erklärung unterzeichnet, die den Verkauf des Unternehmens an die Investorengruppe für 4,7 Milliarden US-Dollar vorsieht. Neben Fairfax und nun angeblich auch Lenovo haben auch Cerberus Capital und BlackBerry-Mitgründer Mika Lazaridis Interesse an einem Kauf bekundet.

Zuletzt nahmen jedoch die Zweifel an einer Finanzierung der Übernahme durch Fairfax zu. Auch ein Kauf durch den ehemaligen CEO des kanadischen Mobilfunkherstellers Mika Lazaridis wird als äußerst unwahrscheinlich angesehen, da dieser für die aktuell schlechte Lage von BlackBerry verantwortlich gemacht wird. Während seiner Amtszeit hatte der kanadische Konzern unter anderem den Trend zu Touchscreen-Smartphones unterschätzt.

Sowohl BlackBerry als auch Lenovo haben einen Kommentar zum aktuellen Bericht gegenüber dem Wall Street Journal abgelehnt.

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